Nachdem anscheinend fast nichts passiert, passiert viel, viel gigantischer Stoner Rock, dessen erste Bekanntschaft man auf dem Doppelalbum "She Said" mit dem Klavier macht. Hammer! Wie toll ist das denn? Erst meint man, die Lautsprecher abgestellt zu haben und dann wird Colour Haze schon bei den ersten Eindrücken des Doppeldeckers exotisch. Ein sanftes Windspiel eröffnet den Titeltrack "She Said" und dann wird man weitere fast achtzehn Minuten von einem über die Maßen gigantisch guten Stoner Rock an die Lautsprecher gefesselt. Alleine schon die ausgedehnte Einleitung ist à la bonne heure. Über einem famosen Rhythmusteppich soliert das Klavier. Hammer! In der spannend gestalteten Einleitung, bei der sich langsam immer mehr Dynamik aufbaut, mischt sich plötzlich die E-Gitarre wie wabernde Lava ins Geschehen ein und das Stück kennt anscheinend nach oben hin keine Grenzen. Der Schlagzeuger Manfred Merwald sorgt mit einem kurzen Solo für einen Stimmungswechsel und dann ist Colour Haze sozusagen ganz in seinem Element. Tolle Riffs und ein beherzter Gesang von Stefan Koglek beherrschen die treibende Szenerie und mit welcher Furiosität dann die E-Gitarre aufspielt sucht seines Gleichen, wird dabei aber in dieser Art wohl kaum fündig. Abermals wechselt man das Ambiente. Der Sechssaiter rifft heftig und die Musiker erweitern das Jammen durch einen perfekten Handtrommel-Einsatz, wobei es Santana wohl die Tränen des lateinamerikanischen Neides in die Augen treibt. "She Said" ist die Hochkultur des Stoner-Jam Rock.
Nach All (2008) mussten die Anhänger der Band und des Genres vier lange Jahre warten, bis man nun endlich den Nachfolger im Player hat. Diese Doppel-CD findet so schnell nicht den Weg ins Regal, denn auch mit den folgenden Kompositionen ist Colour Haze das besondere Ausrufezeichen des Stoner Rock.
Nach einem ausgedehnten Ausflug in die höheren Sphären ist selbst ein Shorttrack wie "This" Musik der Extraklasse. Herrlich grooven die Riffs und die Keyboardklänge sind das Salz in der Suppe. Wie bei allen Nummern des Tonträgers lohnt es sich, Kopfhörer einzusetzen. Dieses Stück hat das Zeug, in der Liveausgabe eine zeitliche Ausdehnung zu erfahren. Vor einem einsamen Schlusston singt Stefan Koglek "I'm Singing In The Rain", bestens bekannt von Gene Kelly.
Der Regen eröffnet dann auch "Transformation". Die Psychedelic regiert die ersten Minuten, wobei es den Anschein hat, als würden einige Tonspuren rückwärts abgespielt werden. Die Gitarrenklänge befinden sich in schwerer Rotation und schließlich sorgt der Sechssaiter zunächst für eine orbitale Leichtigkeit der Schwerelosigkeit. Was folgt ist ein lautes wie auch brillantes Koglek-Solo. Die entstehende Spannung steht vor einer Zerreißprobe. Was lässt sich Colour Haze nun einfallen, um diese zu lösen? Zunächst wird über eine längere Distanz krachend weiter gerockt. Die Band verfügt über eine unbändige Power. Ein Break... herrlich, auf unsichtbaren Schwingen gleitet "Transformation" mit Vibrafon-ähnlichen Klängen weiter. Abermals hält die Härte Einzug und das Sahnehäubchen spart man sich bis zum Schluss auf, denn die von Martin Horney sowie Georg Weisbrodt gebildete Bläserabteilung gibt dem Track ein wunderschön-hymnenhaftes Ende. Die erste CD ist hervorragend inszenierter Stoner Rock.
"Breath" beginnt verhalten. Stefan Kogleks Gesang ist so abwechslungsreich wie die Musik. Perlende Keyboards kontrastieren zu etwas härteren Gitarrenlicks. Auch diese Nummer besticht durch ein überzeugendes Arrangement. Hier hat alles seinen berechtigten Platz und Colour Haze steht eindeutig für die Vielfältigkeit des Genres. Kaum eine Stoner Rock-Band ist in der Lage, derartig zu überzeugen. Gemeinhin übliche Pausen zwischen den Songs vermisst man auf den beiden Platten. Alles fließt ineinander über. "Slowdown", mit einem klassischen Fadeout endend, ist ein harter Rocker mit ganz lagen Beinen, die bis in die Siebzigerjahre reichen. Klasse!
Einerseits besticht "Stand In..." durch gitarristische Klangspielereien, andererseits macht den Track hier der Wechsel zwischen sphärisch und bodenständigen Phasen zum Hinhörer. In "Rite" rifft eine akustische Gitarre und diese strahlt beim abschließenden "Grace" ihre ganze melodische Brillanz aus. Oh, wie schön! Melancholisch anmutende Streicher ergänzen die zunächst entspannte Atmosphäre. Dieses Stück ist ein weiteres gelungenes Spiel mit der Dynamik, bei der der E-Gitarre eine besondere Rolle zukommt.
"She Said" ist ein herausragendes Album, ein Doppeldecker mit Langzeitwirkung. Damit hinterlässt Colour Haze international mehr als nur eine Duftmarke im Genre. Daraus ergibt sich eine zwingende Empfehlung für alle Stoner Rock-Fans.
Line-up:
Stefan Koglek (guitar, vocals)
Philipp Rasthofer (bass)
Manfred Merwald (drums)
With:
Christian Hawellek (Fender Rhodes, grand piano)
Roman Bichler (synthesizer, Mellotron)
Ben Esen (congas)
Robert Schoosleitner (chimes, shaker)
Martin Homey (trumpet, flügelhorn)
Georg Weisbrodt (trombone)
Ellernquartett (strings)
Mario Knapp (backing vocals – CD 1 #1)
Lipa Majstrovic (backing vocals – CD 1 #2)
Carolin Roth (backing vocals – CD 1 #2)
Tracklist |
CD 1:
01:She Said (18:42)
02:This (2:12)
03:Transformation (16:53)
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CD 2:
01:Breath (12:05)
02:Slowhand (3:57)
03:Stand In... (8:27)
04:Rite (5:46)
05:Grace (10:58)
(all music by Colour Haze, lyrics by Stfan Koglek)
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Externe Links:
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