Spielzeit: 71:09 Medium: CD Label: European Blues Challenge, 2010 Stil: Blues Review vom 16.02.2010 Joachim 'Joe' Brookes

Mitte März 2011 ist es so weit. Am 18. und 19.03. findet in Berlin die erste europäische Blues Challenge statt. Austragungsort ist die Kulturbrauerei (Prenzlauer Berg) und es nehmen sechzehn Musiker/Bands, die allesamt Gewinner der nationalen Ausscheidung waren, teil. Von Norwegen bis Spanien oder Großbritannien bis Estland ist der Blues in vergleichbarer Vielfalt vertreten, wie es teilnehmende Staaten gibt.

Im Kesselhaus werden pro Abend zwischen 20:00 und 24:00 Uhr acht Bands/Musiker auftreten und am Samstag wird es mit Big Daddy Wilson & Band einen Special Guest geben. Nach der Bekanntgabe der Gewinner tritt der Erstplatzierte nochmals auf und im Anschluss daran findet eine Jam-Session aller Musiker statt. Aber hallo! Da wird ja richtig etwas los sein. Für die Moderation konnte man Paul Jones von der britischen Blues Band gewinnen und wie im Informationsblatt zur CD steht, wird die Veranstaltung für die BBC aufgenommen.

Die einzelnen Künstler haben bei der Challenge folglich eine halbe Stunde Zeit, die Jury, bestehend aus »Festival- und Tourveranstaltern, Clubs, Agenten, Bluesmagazinen, Radio-DJs, Journalisten, Blues-Musikern, unabhängigen Platten-Labels und Vertrieben«, von ihrem Können zu überzeugen. Bestimmt haben alle Auftretenden so einige Termine in ihrem Kalender offen gelassen, denn dem Gewinner winken Konzerte bei folgenden Festivals:
Blues Sur Seine, Frankreich
Notodden Bluesfestival, Norwegen
Vienna Blues Spring, Österreich
Roots & Blues Parma, Italien
Lucerne Blues Festival, Schweiz
Der zweite Sieger darf sich auf den Weg zum erstgenannten Festival machen.

Das Album "1^st European Blues Challenge" bietet von jedem Teilnehmer einen Song an und da geht dem Blues-Anhänger alleine schon wegen der Unterschiedlichkeit das Herz auf. Dieser eine Track kann selbstredend nur eine Art Blitzlicht auf den Blues der Beteiligten sein. Aber dennoch wird der Hörer in die Lage versetzt, sich ein Bild der Musik zu machen. Unabhängig vom Wettbewerb lohnt sich die Compliation auch deswegen, weil man mit den sechzehn Nummern wieder sehr gut bedient wird und bestimmt so einige neue Namen auf seinem Zettel notieren darf.

Mit den Künstlern und deren Songs begibt man sich auf einen bemerkenswert interessanten Trip durch die Spielarten des 12-Takters. Von Jump-, Delta-, Chicago-, Country-Blues über Rockabilly bis hin zur Musik, die man so gar nicht genau zuordnen kann, ist alles vertreten. Kein Leser wird es mir übel nehmen, wenn wohl nicht nur ich für den Wettbewerb unseren Vertretern
Richie Arndt & The Bluenatics ganz fest die Daumen drücke. Die Jury ist echt nicht zu beneiden, denn es gibt verdammt viele tolle Bands/Künstler, die beeindrucken. Das Ergebnis kann meines Erachtens nur knapp ausfallen. Meena ist hier mit einem Gitarren-Slide-Stück namens "I Shoot You Down" vom Album Try Me vertreten und im Gegensatz dazu macht der Italiener David Elipari aka One Man 100% Bluez einen ganz schön derben Eindruck und er erinnert mich mit seinem "Different End Boogie" an die Juke Joint Pimps oder Bob Log III.

Vom Solo-Musiker über das Power Trio bis hin zu Bands mit Bläser-Besetzung gibt es auch von den Line-ups viel Abwechslung. Ohne auch nur irgendeinen Beitrag auf dieser CD abwerten zu wollen, möchte ich zwei Bands besonders erwähnen. 24 Pesos kommen aus London und präsentieren ein ganz heißes Gebräu aus Blues sowie Funk mit einem Gesang, der sich ein wenig am Hip Hop orientiert und einer wild aufspielenden Slide-Gitarre. Düsterer 12-Takter mit gestrichenem Kontrabass ist die Sache der Suitcase Brothers aus Spanien.

Selbstredend stehen die beiden Blues-prägenden Instrumente Gitarre und Harp im Vordergrund der Songs. Die Zusammenstellung zeigt, dass es im Blues immer noch viel zu entdecken gibt und an dieser Stelle kann "1^st European Blues Challenge" nur wärmsten empfohlen werden.