Spielzeit: 60:42 Medium: CD Label: Stormy Monday Records, 2007 Stil: Blues, Boogie Review vom 10.11.2014 Joachim 'Joe' Brookes

Ende Oktober 2014 ging an drei aufeinanderfolgenden Tagen die 7. Blues & Boogie Night über die Bühne. Dazu passend gabt es die Compilation "Blues & Boogie Vol. 7". Aus dem Booklet zur Platte geht hervor, dass man »wegen der einzigartigen Musikzusammenstellung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik vorgeschlagen« wurde.
Mit achtzehn Songs präsentiert sich das Label Stormy Monday Records äußerst vielseitig und hier kann wirklich jeder Blues-Anhänger bedient werden.

Das akustische Duo Black Patti in Person von Peter Crow C. und Mr. Jelly Roll ist unter anderem auf den Spuren von Sonny Terry & Brownie McGhee unterwegs. Country Blues mit dem besonderen Pfiff beziehungsweise Harp-Klängen. Beide Musiker ergänzen sich prächtig und bilden im Chorgesang eine erfolgreiche Allianz. Die beiden Stücke "Custard Pie Blues" sowie "Rock Island Line" stammen aus einem zum Zeitpunkt dieser Rezension noch nicht veröffentlichten Album und aus meiner Sicht sind beide überzeugende Vorläufer-Songs, um sich auch für die CD zu interessieren. Es kann gar nicht genug Künstler geben, die Fahne des Country Blues in der Black Patti-Art aufrecht halten.

Die Back On The Road-Nummer "Get Back" (nein, nicht die von den Beatles als Blues) ist eine perfekte Eröffnung eines Samplers, der so viel Vielfalt zu bieten hat. Back On The Road trumpfen mit treibendem Zwölftakter-Rock auf. Die Stimmung steigt und Neugierde wird definitiv geweckt. Nur wenige Tracks weiter gibt die Combo um Frontmann Guido Molzberger eine weitere Kostprobe aus dem Album Best Before. "Lying Wife" heißt eine weitere Eigenkomposition und auch hier kann nicht von Zeitverschwendung die Rede sein, wenn das Stück im Player rotiert. Die Band hat es drauf. Die E-Gitarre soliert prächtig und die Harp-Läufe sind ein Genuss.

Boogie Woogie-Vertreter sind natürlich auch auf der Zusammenstellung zu hören. Da wäre zunächst Flinkefinger Nico Brina aus der Schweiz an der Reihe. Seine "A Mess Of Blues" und "Magic Nights" (beide von Flight 6024) sind etwas ruhigere Nummern, der eine mehr im Blues verankert, als die andere, aber nichtsdestotrotz werden wir von den kompositorischen und musikalischen Qualitäten eines Nico Brina voll überzeugt. Nico Brina ist der Tommy Emmanuel des Boogie Woogie-Pianos.

Steve 'Big Man' Clayton ist mit "Gotta Lotta Lovin In Me" in der Spur von Nico Brinas Boogie Woogie. Das Lied von der Scheibe "You Know What I Mean" ist eine ziemlich flotte Sache und bringt den Kreislauf so richtig in Schwung. Die Nummer ist ein gelungener Einblick in Steve 'Big Man' Claytons Künste.
Die Crazy Hambones nehmen sich mit "30 Days" ein Chuck Berry-Stück vor und das hat einen ordentlichen Groove, wird von der E-Gitarre angeführt und die Interpretation verfügt über Eigenständigkeit, ohne das Original aus den Augen zu verlieren.

Achtung, hier kommt ein Tango! Wenn der allerdings in der Kombination, in einem Atemzug mit The Dynamite Daze genannt wird, dann darf man sich von etwas Besonderem verwöhnen lassen. "Tango With The Devil" ist das Titelstück aus dem Album mit gleichem Namen. Sänger Didi Dynamite zeigt sich hier von seiner extrem rauen Seite und Martin 'Professor' Czemmel fügt dem Track zum einfachen, aber effektiven Rhythmus seine individuellen Solo-Schweißtropfen hinzu.

Zum krönenden Abschluss der Zusammenstellung kommt Jan Hirte's Blue Ribbon zu Wort. Sehr gefühlvoll und ruhig serviert er uns "Any World That's Changing". Mit edlen Bläser-Tupfern und einem unter die Haut gehenden Gitarrensolo ist das letzte Stück ein Highlight aus Blues und wunderschönem Soul.
Die Mad Dawgs sind mit einem Song ihrer Platte "Live" vertreten und auch hier ist Jan Hirte auf der Gitarre mit von der Partie. Amy Zapf gibt "Why You So Mean To Me" einen durchaus jazzigen Piano-Touch, Kat Baloun spielt ein feurig-anheizendes Harpsolo in seiner Komposition und über die gesamte Spielzeit dominiert auch noch der raue Gesang.
Der am 23. Juni 2013 verstorbene Little Willie Littlefield darf auf keinem Sampler fehlen. Ehre, wem Ehre gebührt. "Blue And Lonesome" ist einfach fantastisch groovender Blues mit einem klasse Saxofon-Solo und klar, der Protagonist zeigt sein Können auch auf den schwarzen und weißen Tasten. Tolles Stück!

Noch einmal live ... Morblus mit "What's It To You" von Live At The Camploy Theatre. Ganz freiwillig gehen Blues und Soul eine Verbindung ein. Die Energie für die Aktivierung stammt von Frontmann Roberto Morbioli und dem Damenchor. Die Musikinstrumente machen die Nummer zu dem, was sie ist ... einen Hinhörer.
Wer ist denn N.O.O.T.? Im Booklet wird es dann klarer. Es handelt sich um das New Orleans Organ Trio. Dahinter wiederum stecken Keyboarder Raphael Wressnig, Sänger/Schlagzeuger Matthias Peuker und Tenorsaxofonist Paul Griesbach. Das von Matthias Peuker geschriebene "The Smell Of Paradise" stammt von der Platte "Organ Transplant", transportiert stimmungsvollen Blues mit einer klasse Prise Jazz von Paul Griesbach und funkigen Tastenklängen aus Raphael Wressnigs Hammond Orgel.

PhrasePig und ihr »Schwobablus « sind mit "Fleggahex" am Start und deren Symbiose aus Mundart-Gesang sowie einer Hammer-Funk Untermalung geht ins Tanzbein. Dieses Stück zeigt, dass die Combo musikalisch ein Hauptgewinn ist, besonders mit einem Saxofonisten im Line-up. Bei schwäbischer Mundart und Blues gibt es kein Trennmittel.
Jan Preston bringt mit ihrer beeindruckenden Stimme den Bar-Blues zum Swingen. "Bending The Truth" ist wunderschönes Pianospiel mit einer besonderen Atmosphäre.
Thomas Scheytt ist mit seinem "Flowerstreet Express", der seinen Heimatbahnhof in Blues Colours hat, instrumental unterwegs und bringt vor dem ruhigen Jan Hirte-Ausklang nochmals ordentlich Schwung in die vier Wände. Klasse Eigenkomposition.

Roman Spilek wird im Heftchen zur CD als Newcomer vorgestellt. 1989 geboren ist der junge Mann in verschiedenen Projekten aktiv. Dazu zählen die Indie Pop-Band Mutelight, Roman Spilek Band und nju:funk. Außerdem ist er »Gitarrist am Palladium Theater für die Musical-Produktion von „Mamma Mia“«. "Know Nothing" ist Funk und Soul bei dem die Fußwippe nur wenige Chancen hat, ihrem Einsatz zu entkommen. Mehr von Roman Spilek! Mehr "Blues & Boogie"-Sampler!