Dancing, Food & Entertainment
The German NeoPsych Classics
Dancing, Food & Entertainment - The German NeoPsych Classics Spielzeit: 62:01
Medium: CD
Label: Sireena, 2008
Stil: Neo Psychedelic


Review vom 01.12.2008


Ulli Heiser
»Der Urknall fand 1972 statt, als die Mutter aller Sixties Compilations erschien, die Doppel-LP "Nuggets - Original Artefacts from the first Psychedelic Era...«
So die Einleitung im hervorragenden und aufklappbaren Booklet dieses interessanten Samplers. Ohne die Liner Notes von Mike Korbik (Twang Records) wäre diese von Theo von Thyssen (u.a. The Electric Family) zusammengestellte Dokumentation lediglich eine Ansammlung von mehr oder minder unbekannten Bands und Stücken. Aber das Booklet klärt auf, informiert über eine den meisten wohl unbekannte Spezies deutscher Musik in den Achtzigern. Es gibt Wissenswertes über die Bands des Samplers, incl. Line-ups und Aufnahmedaten, Bilder und Geschichtliches. Das nenne ich klasse Arbeit und ist mit der Grund, wieso diese Compilation für mich auch einen dokumentarischen Charakter besitzt.
In den Achtzigern hat sich ein Großteil meiner Bekannten und Freunde vom aktuellen Musikgeschehen verabschiedet und sich aus dem irren Fundus der Sechziger und Siebziger bedient, denn im Vergleich dazu, war die aktuelle Musiklandschaft oft eine Beleidigung für die verwöhnten Ohren. Internet war nicht und so gab es auch kaum Gelegenheit mitzubekommen, was es im Land so alles neben der täglichen Plastikmusik gab.
1981 und 1982, so die Liner Notes, ging es in Berlin, Hamburg, Hannover und dem Pott los. Sound und Stil der Sechziger war angesagt. Es folgten Bremen, München, das Frankenland. Meistens waren das lokale Szenen: Clubs, Plattenläden und Radiosender. Internet, wie gesagt, war noch kein Multiplikator und so erfuhren viele nichts von dieser Musik.
Keine der auf der CD vertretenen Bands war mir bis dato bekannt, aber nach dem Anspielen des ersten Tracks, "Point Of No Return" von The Chud kommt mir die Musik soo bekannt vor. Astreine Psychedelic-Tunes mit göttlicher Farfisa und cleanem Saitenzauber. Ich denke an die Musik aus "Easy Rider". Stellenweise 'kämpfen' die Bands mit sich verwischenden Grenzen zu den Genres Beat und Punk. Aber jeder Song ist immer und unzweifelhaft als Sixties-Style zu klassifizieren. "Rubbermind Revenge" etwa könnte man auf Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band vermuten. Interessant auch, etwas mit deutschem Text zu finden: Pseiko Lüde & Die Astros mit "Beiss Dich fest". Die NDW war gegessen und "Beiss Dich fest" hat damit musikalisch auch nichts am Hut. Die punkige Nummer mit Schweineorgel ist von anderem Kaliber.
Jede der Nummern auf dieser Zusammenstellung steht für ein Stück Musikgeschichte Deutschlands in den achtziger Jahren. Manche mögen die ein oder andere Truppe kennen, aber dem Gros der Leser wird es wohl gehen wie dem Rezensenten.
Der zieht nochmal den Hut vor diesem digitalisierten Dokument und wenn man die deutsche Musikszene kennen will, ist "Dancing, Food & Entertainment - The German NeoPsych Classics" Pflicht - dann ist dieser weiße Fleck auf der Landkarte gelöscht.
Tracklist
01:The Chud - Point Of No Return (3:18)
02:The Painless Dirties - Jump Out (2:49)
03:Shiny Gnomes - Temple Balls (6:59)
04:Les Black Carnations - Each Grey Day (3:11)
05:Dizzy Satellites - Fat Freddie (3:04)
06:The Yellow Sunshine Explosion - Yellow Sunshine Explosion (4:26)
07:The Multicoloured Shades - The Cube (6:30)
08:The Beauty Contest - Exactly Distorted Package (4:24)
09:The Beatitudes - Ooh, My Head! (2:22)
10:Rubbermind Revenge - Lieutnant Salt's Empty Stomachs Club (6:12)
11:Gipsy Rovwe - Manson Was A Fool (1:39)
12:Pseiko Lüde & Die Astros - Beiss Dich fest (2:53)
13:P.L.O. - Ghaddafi Works (4:00)
14:The Raymen - River Of Tears (3:10)
15:39 Clocks - Dom (7:32)
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