V.A. / It Ain't Over! 55 Years of Blues
It Ain't Over Spielzeit: 63:45
Medium: CD
Label: Delmark Records, 2009
Stil: Blues

Review vom 05.08.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Zum Delmark Records-Jubiläum hatte RockTimes hier schon gratuliert.
Jetzt liegt uns die CD zur Geburtstagsfeier in Buddy Guys Club Legends vor.
Von Zora Young bis Tail Dragger gibt es in elf Songs acht Künstler zu hören und nicht nur die sind erste Sahne. Alleine die House Band dieses Events am 07.03.2008 repräsentiert ein Who's who der Chicagoer Blues-Szene.
Ehre, wem Ehre gebührt: Der Bürgermeister der Blues-Metropole hat diesen Tag zum 'Delmark Records Day' erklärt.
Den Reigen der Feier beginnt Zora Young, eine Sängerin mit viel Soul in der Stimme. Sie präsentiert ihr "Til The Fat Lady Sings". Die Party wird mit einer ganz heißen Soul-funkigen Nummer eröffnet. Neben der Sängerin trumpfen der Gitarrist Lurrie Bell sowie Keyboarder Roosevelt Purifoy dermaßen klasse auf, dass eine Begeisterung stante pede in die Höhe schnellt.
Nach einem solch feurigen Stück lässt es Jimmy Johnson mit dem Standard "Cold, Cold Feeling" ruhiger, aber mit identischer Verve, angehen. Begleitet wird er von Dave Specters Band. Seine gutturale Stimme ist schon etwas Besonderes. Das Gitarrenspiel ist herrlich flüssig. Es klingt so locker und unverkrampft. Eine perfekte Fortsetzung des Events und Specter liefert tolle Licks. Mit John Kattke ist klasse Hammond-Sound angesagt.
Johnson verweilt in diesem Groove-Ambiente, wenn er "You Don't Know What Love Is" intoniert. Bei seinen Soli ist Szenenapplaus garantiert, genau so wie nach Kattkes Orgel-Einlage.
Ein leider nur kurzes Intermezzo von knapp vier Minuten gibt der Pianist und Sänger Aaron Moore, der dezent nur von Kenny Smith an den Drums begeitet wird. In seiner Karriere hat das Chicago-Urgestein bei vielen Bluesern gespielt. Sein Beitrag, fast alleine gespielt, ist ohne Fehl und Tadel.
Leider verstarb im August 2008 Little Arthur Duncan. Hier hören wir den Sänger und Harper noch einmal mit "Pretty Girls Everywhere". Eigenwillig ist sein Gesang und auch das Harp-Spiel. Auf dem Mississippi-Saxofon sicherlich kein Begnadeter, kann er dennoch viele Emotionen vermitteln. Neben seinem etatmäßigen Gitarristen Rick Kreher ist Nick Moss zu hören. Den Tieftöner zupft Bob Stroger, der eine eigene Hausnummer im Blues hat.
Muss man über Lurrie Bell noch etwas schreiben?
Ein weiterer Inbegriff des 12-Takters mit einem lecker groovenden "Don't You Lie To Me". Bell ist ein Garant für sehr gute Musik und alle seine Fans dürfen sich über diese Nummer, in der seine Gitarre im Vordergrund steht, freuen. Auch, weil er für alle weiteren Songs den Sechs-Saiter erstklassig bedient...
Erst kürzlich konnte der Blues Attack von Shirley Johnson überzeugen. Hier ist es nicht anders. Stimmlich steht der Soul an erster Stelle, was die Gitarre angeht, der Blues. Diese Lady hat es drauf und hoffentlich kommt in Zukunft noch eine neue Scheibe von ihr.
Das Saxofon ist eher ein selten vertretenes Instrument in der Windy City-Szene, aber Eddie Shaw spielte bereits ganz früh bei Howlin' Wolf, im Endeffekt bis zu seinem Tod 1976.
Dass er sein Holzblasinstrument bluesig wie auch jazzig spielen kann, muss ein Shaw nicht mehr unter Beweis stellen, zeigt aber auch, wie vielseitig das Label aufgestellt ist. Nach dem swingenden "For You My Love" ist es in "Sun Is Shining" abermals Purifoy, der auf einen Solo-Ausflug geschickt wird.
Auf geht es in den Endspurt des Silberlings und dort steht der eigenwillige Sänger James Yancy Jones, aka Tail Dragger. Einige Gitarristen spielten früher in seiner Band, unter anderem
Hubert Sumlin und Willie Kent. Tail Dragger hat eine Reibeisenstimme und legt bei seinem Gesang nicht gerade sehr viel Wert auf eine deutliche Aussprache, was ihn nur sympathischer macht. Zwei hervorragende Harper haben in den letzten beiden Songs das Sagen: Einerseits ist es Big D, andererseits Billy Branch. Tail Dragger überzeugt.
Ein stimmungsvoller Abschluss einer bestens besetzten CD, die eindrucksvoll verdeutlicht, wie gut es um den Chicago-Blues bestellt ist. Die Live-Feier ist sehr lohnenswert.
Natürlich zeigt der Album-Titel in eine vielversprechende Richtung: "It Ain't Over"... auf die nächsten Jahre mit einem sehr erfolgreichen Label.
Line-up:
Zora Young (vocals - #1)
Jimmy Johnson (guitar, vocals - #2,3)
Aaron Moore (piano, vocals - #4)
Lurrie Bell (guitar, - #1,6,7,8,9,10,11, vocals - #6)
Shirley Johnson (vocals - #7)
Eddie Shaw (saxophone, vocals - #8,9)
Tail Dragger (vocals - #10,11)

Delmark House Band:
Dave Specter (guitar - #2,3)
Nick Moss (guitar - #5)
Rick Krehler (guitar - #5)
Scott Cable (guitar - #1)
Kevin Shanahan (guitar - #10,11)
Bob Stroger (bass - #1,5,6,7,8,9,10,11)
Harlan Terson (bass - #2,3)
Kenny Smith (drums - #1,4,5,6,7,8,9,10,11)
Marty Binder (drums - #2,3)
Roosevelt Purifoy (keyboards - #1,6,7,8,9)
John Kattke (keyboards - #2,3)
Billy Branch (harmonica - #11)
Big D (harmonica - #10)
Tracklist
01:Zora Yound - Til The fat Lady Sings (7:33)
02:Jimmy Johnson - Cold, Cold Feeling (5:37)
03:Jimmy Johnson - You Don't Know What Love Is (6:49)
04:Aaron Moore - Wading In Deep Water (3:40)
05:Little Arthur Duncan - Pretty Girls Everywhere (5:34)
06:Lurrie Bell - Don't You Lie To Me (5:12)
07:Shirley Johnson - As The Years Go Passing By (5:45)
08:Eddie Shaw - For You My Love (4:02)
09:Eddie Shaw - Sun Is Shining (5:43)
10:Tail Dragger - Tend To Your Business (5:24)
11:Tail Dragger - My Woman Is Gone (6:51)
Externe Links: