Spielzeit: 47:22 Medium: CD Label: Cleopatra Records, 2015 Stil: Psychedelic Review vom 09.04.2015 Markus Kerren

Wie im Review zum Tribute Album an die Rolling Stones bereits angekündigt, wurde auch einer weiteren Ikone der sechziger Jahre, nämlich den Beatles, diese Ehre zuteil. Losgetreten von dem amerikanischen Label Cleopatra Records versammeln sich hier erneut zwölf Psychedelic-Bands aus aller Herren Länder, um ihre eigene Sichtweise auf das Schaffen der vier Liverpooler in die Welt hinaus zu tragen. Bezüglich der vertretenen Combos gibt es mit den Engländern The KVB und The Vacant Lots lediglich zwei Überschneidungen, die restlichen zehn Vertreter kommen mir hier zum ersten Mal vor den Bleistift... äh... vor die Ohren.

Wie bei dem oben erwähnten Vorgänger ist auch auf "The Magical Mystery Psych Out..." sehr erfrischend, dass hier weniger die größten Hits, sondern vielmehr nicht ganz so bekannte Tracks der Pilzköpfe neu bearbeitet wurden. Und - Ehre, wem Ehre gebührt - den Anfang darf die deutsche Gruppe Electric Moon um den Sulatron Records-Chef Sula Bassana machen. Sehr psychedelisch, aber auch sehr flott wird hier mit "Tomorrow Never Knows" direkt schon mal eine Duftmarke der hochklassigen Art gesetzt. Ganz anders dagegen Sugar Candy Mountain, die zwar ebenfalls durchaus 'very psych' sind, aber mit wesentlich weniger Effekten gearbeitet haben und somit etwas näher am Original geblieben sind. Sehr schöne Version.

Der erste wirkliche Klassiker ist George Harrisons "Taxman", der hier von The KVB betont elektronisch in andere (Sound-) Welten entführt wird. Der Steuerprüfer/-eintreiber hört sich in dieser Version ganz entschieden dahingehend an, als ob er sich mit den Staatsabgaben der Bürger ein ganz ordentliches Arsenal an bewusstseinserweiternden Substanzen angelegt hätte und auch kräftig davon nascht. Klasse! Deutlich cleaner hinsichtlich des Sounds kommt dagegen "Julia" von The Vacant Lots, die damit ein bisschen wie eine Post Punk/-Wave-Band aus den frühen Achtzigern klingen.

Die sogenannten Exoten kommen mit Fantasmes ("Love You To") aus Puerto Rico und Kikagaku Moyo ("Helter Skelter") aus dem Land der aufgehenden Sonne. Die erstgenannte Nummer hat witzigerweise wesentlich mehr fernöstliches Flair, während es bei "Helter Skelter" extrem heftig, in Verbindung mit den Charlie Manson-Morden sogar richtig gruselig-psychopathisch zugeht. Ein absolutes Highlight ist das Stück "Rain" (sowieso ein Klassiker) von Sugar Candy Mountain. Mehrstimmig vorgetragen, selbstverständlich wie der Soundtrack zu einem sehr angenehmen Traum erklingend, wird hier alles richtig angepackt, was aus der Nummer davor vielleicht noch nicht herausgeholt wurde.

Fast schon 'normal' gegenüber dem restlichen psychedelischen Treiben der anderen Bands hört sich die Version von "Martha My Dear" der Ruby Suns an. Nicht lumpen lassen wollten sich da auch The Lucid Dream bei ihrem Take von "And I Love Her", dessen Verwandtschaft mit den Beach Boys der Jahre 1966/67 kaum von der Hand zu weisen ist. Einem Song wie "Come Together" eine neue Betrachtungsweise für den Hörer zu verpassen, ist nicht unbedingt eine leichte Aufgabe und ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob The Underground Youth dieses Unterfangen geschafft haben. Letzten Endes macht aber auch dieser Track Spaß.

Gibt es noch ein Stück, das ich nicht erwähnt habe? Ach ja, die Stranger Family Band liefert mit "Sun King" das wohl abgedrehteste Sound-Experiment dieser Reise ab, The Blank Tapes klingen, als wären sie (trotz sehr cleanem Sound) mit "The Word" von Scotty aus den Sechzigern direkt in die Gegenwart gebeamt worden und letztendlich ist da noch Quilt, eine Band, die sich ebenfalls wie aus dem England von ca. 1968 anhört. Sehr schön, wenn im Vergleich zu einigen anderen hier Vertretenen aber doch eher unspektakulär.

Das Fazit ist kurz: Eine sehr interessante wie begehrenswerte Scheibe für jeden Beatles-Fan, dazu ein richtig starkes Pendant zu "Stoned - A Psych Tribute To The Rolling Stones"!