The Hellacopters hielten im vergangenen Jahr eine kurze Grabrede:
Rock & Roll Is Dead. Punkt, Schluss, aus, finito? Anno 1981 brachte
Ozzy noch den Mut auf, "You Can't Kill Rock" trotzig in die weite Welt hinauszuweinen. Ja, meine Herrschaften, was soll dieses Durcheinander? Soll man den unverwüstlichen Rockern aus Schweden zustimmen oder doch lieber der zeitlosen Botschaft aus einem längst vergangenen Jahrtausend Glauben schenken?
Vielleicht gibt uns dieser Sampler bzgl. dieser Fragestellung eine Antwort. Oder wenigstens einige Hinweise, was zukünftige Sterne am Punk'n'Roll-Himmel angeht. Na ja, mit ein paar altgedienten Haudegen haben wir es auch zu tun:
Rose Tattoo,
Twisted Sister und
Hanoi Rocks, die hier mit ihren Beiträgen voll überzeugen können. Darüber hinaus sind noch Songs von 23 Bands vertreten, die bislang den großen kommerziellen Durchbruch noch nicht geschafft haben oder der weit reichenden Ignoranz des Rezensenten zum Opfer gefallen sind.
Jedenfalls erfüllen die allerersten Klänge dieser CD mein Herz mit Freude, denn es scheint noch Musiker zu geben, die Morricone und seine Filmmusik für essentiell halten. Aber merke, "For A Fistful Of Dollars" ist nicht gleich "Fistful Of Fury", denn was als Italowestern beginnt, wird von den Turbo A.C.'s nach Krach-Punk-Manier zu Ende gebracht. Apropos 'A.C.', Australien ist weit weg von Kanada, aber Danko Jones haut trotzdem seinen kompromisslosen Hard 'n' Heavy 'n' Roll wie ein AC/DC-Jünger raus; Erinnerungen an die Rheinkultur 2002 in Bonn werden wach, wo Jones und Band aufspielten. Die wahren Nachfolger von Angus & Co. können aber nur die Aussies The Casanovas sein, deren "I Don't Want You Back" AC/DC in Reinkultur ist: groovender Boogie, wie es im Buche steht!
Die
Motörhead-Fraktion wird zuerst, was den
Lemmy-Memorial-Gesang betrifft, von
Demented Are Go bedient, das Gesamtkonzept der Band scheint aber eher von Psychobilly - diesem Stil frönen auch
Up To Vegas und
Bruto And The Cannibals - inspiriert zu sein. Die auch nicht mehr als Newcomer einzustufenden
The Black League aus Finnland sind noch einen Tick heavier und böser als die legendäre englische Band. Den famosen
Bad Machine merkt man an, dass sie absolute
Motörhead-Verehrer sind. Sie sollten in der Szene durch das Album "Motörfreakout" und
Punk'N'Roll A Licious Volume 2, von meinem geschätzten Kollegen
Olli Oetken besprochen, bekannt sein. Auf der letzten Compilation waren auch schon
The Chuck Norris Experiment vertreten, deren Punk-Tornado dem Songtitel gerecht den Hörer wegfegt. Ein weiterer Kracher der CD sind
Disco Volante mit ihrem High-Energy-Rock 'n' Roll.
Lange Rede, kurzer Sinn: Hier handelt es sich um eine vorzügliche Compilation, die von wenigen Ausnahmen abgesehen dem Underground aus Deutschland und der Welt eine Plattform bietet. Wer sich für Punk, Rock 'n' Roll und seine unterschiedlichen Auswüchse interessiert, kann sich hier sehr gut orientieren. Ebenso eignet sich diese CD für die nächste Party. Bei mir hat sie nach getaner Arbeit gerade angefangen - weiter geht's mit den
Hellacopters, Chuck Berry, Eddie & The Hot Rods, den
Quireboys,
Dr. Feelgood,
Jerry Lee Lewis,
Motörhead undundund...
Long live Rock'n'Roll!!!