»Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört!« Dieses - insbesondere den älteren von uns und politisch Interessierten - bekannte Zitat kann man auch auf das vorliegende Album übertragen. Crippled Black Phoenix - kurz: CBP -, denen schon mehrfach eine deutliche Nähe zur Musik von Pink Floyd nachgesagt wurde, haben eines der Meisterwerke dieser Band, das Langwerk "Echoes" selbst eingespielt, von dem »ein mehr oder weniger berührender Hauch« schon ihrem Album (Mankind) The Crafty Ape entnommen worden war.
Genau genommen - jedenfalls ist es so auf dem Cover vermerkt - handelt es sich vorliegend um eine Kollaboration von CBP mit der Band Se Delan. Da es sich aber bei letztgenannter Gruppe lediglich um ein Side-Projekt des CBP-Masterminds Justin Greaves mit seiner Lebensgefährtin Belinda Kordic handelt, die ihrerseits bereits als Gastsängerin auf CBP-Alben mitgewirkt hat, beschränke ich mich im Folgenden - soweit erforderlich - auf die Nennung von CBP. Vielleicht aber handelt es sich auch um einen ersten Schritt zu einer Umfirmierung von CBP auf Se Delan, nachdem es innerhalb von CBP zu heftigen Zerwürfnissen gekommen ist und es wohl auch Streitigkeiten um die Rechte am Bandnamen gegeben hat. Sei's drum!
CBP wären aber nicht CBP, wenn sie einfach ein neues Album herausbringen und über den traditionellen Handel vertreiben würden. In der Vergangenheit hatte die Band bereits mehrfach Konzertmitschnitte ausschließlich auf www.bandcamp.com zum digitalen Download verfügbar gemacht. Bei dem letzten Mitschnitt "In A Cave (Live 2014 A.D.)" aus der hierfür genial geeigneten Balver Höhle im Sauerland hatte man noch die Wahl, ob man allein das Album kaufen oder mittels eines (jährlichen) Unterstützungsbeitrags dieses Album sowie alle zukünftigen Veröffentlichungen erhalten wollte. Da ich aber zum einen zunächst einmal abwarten wollte, wie sich CBP nach dem Weggang von Karl Demata und Christian Heilmann musikalisch weiterentwickeln würden, und ich zum anderen Musik-Abos nicht mag, hatte ich den Mitschnitt einzeln erworben.
Bei dem vorliegenden Album hat man diese Wahl nicht mehr. Lediglich 'Subscriber' erhalten hier noch die Möglichkeit, die Musik runter zu laden. Bei weiteren Nachforschungen entdeckte ich allerdings, dass das kleine unabhängige Plattenlabel Clearview Records, das auch in der Vergangenheit bereits einige CBP-Alben insbesondere in streng limitierten und farbigen LP-Ausgaben veröffentlicht hat, das vorliegende Werk - ebenfalls streng limitiert - sowohl auf Vinyl wie auch als CD herausgebracht hat. Während ein 2LP Box Set (jeweils nur einseitig bespielt) sowie die CD mittlerweile bereits ausverkauft sind, ist derzeit noch eine Pressung einer auf beiden Seiten bespielten LP erhältlich.
Trotz nicht wirklich eindeutiger Informationen, was man denn musikalisch denn tatsächlich erhalten würde (und kaum Möglichkeiten, im www mehr als Soundschnipsel zu hören), habe ich mir die CD bestellt, und nach einigen technischen Problemen beim Versand (um deren Behebung sich die Plattenfirma geradezu rührend gekümmert hat), halte ich seit einigen Tagen Exemplar Nr. 269/500 in meinen Händen. Die CD ist verpackt in einem leicht übergroßen Pappschuber (was allerdings die Entnahme der CD erleichtert!) aus rauer brauner Pappe und enthält ein kleines zusammengefaltetes Poster mit wenigen technischen Informationen auf der Rückseite. Die Tonqualität ist einwandfrei.
Nun: der Inhalt ist nicht ganz das, was teilweise im Internet an Gerüchten kursierte. "Oh' Ech-oes" ist weder die Komplett-Einspielung von "Meddle" noch werden »selected works from Pink Floyd's "Meddle"« dargeboten, denn Track Nr. 3 "Childhood's End" stammt nicht von diesem Opus, sondern von dessen Nachfolger "Obscured By Clouds". Außerdem gab es auf "Meddle" keine zwei Teile von "Echoes". Eine derartige Aufspaltung des Langwerks gab es allerdings in dem Film "Live In Pompeii".
Überhaupt scheinen sich CBP bei der Konzeption des vorliegenden Albums an jenem Filmdokument orientiert zu haben, denn die CD beginnt mit einer Diskussion der Band über die Sinnhaftigkeit eines derartigen Albums - und dies in einer Art und Weise, wie sie in der Diskussion der Mitglieder von Pink Floyd seinerzeit über die Sinnhaftigkeit der elektronischen Gigantomanie, die sich damals entwickelte, zum Ausdruck kommt (s. den o.g. Film, Track 2 "Interviews" nach "Echoes, Pt. 1"). Untermalt wird dies durch ein Meeresrauschen, in das später die markanten Schallwellen eines Echolots hinein gesandt werden. Mit dem ersten Ton erkennt man die Original-Vorlage, und dies setzt sich über 19 Minuten fort (das Möwengeschrei, welches die letzten fünf Minuten Klang-Collagen simulieren sollen, gehört im Film allerdings schon zu "Echoes, Pt. 2").
Auch "Echoes, Pt. 2" enthält wieder Gesprächspassagen, bevor es zu den bekannten Klangteppichen ausschweift. Überhaupt nicht überzeugt hat mich allerdings, dass nach ungefähr sechs Minuten plötzlich ein Übergang zu dem Instrumentalstück "Telstar" von The Tornados (im Original aus dem Jahr 1962) erfolgt. Musikalisch interessant daran ist eigentlich nur, wie sich dieses Stück aus denselben Schlagwerk-Abfolgen heraus entwickelt. Mehr jedoch als ein musikalisches Gimmick kann ich darin nicht sehen, das allerdings über zwei Minuten andauert. Währenddessen frage ich mich, ob und wie CBP wieder zu "Echoes, Pt. 2" zurückfinden werden. Dies gelingt schließlich - wenn auch nicht ganz so übergangslos - ohne größere Friktionen, so dass dieser 'Ausflug' auch wieder schnell in Vergessenheit geraten kann, denn immerhin noch weitere fünf Minuten kann man sich an "Echoes, Pt. 2" erfreuen.
Da das sich ohne Pause anschließende "Childhood's End" wiederum mit Soundschnipseln beginnt, die man aus dem "Pompeii"-Film kennt, bemerkt man das Ende von "Echoes, Pt. 2" beim ersten Hören zunächst nicht (nicht umsonst werden "Echoes, Pt. 2" und "Childhood's End" auf der LP als Doppeltitel geführt). Auch dieser Song ist eine gelungene Interpretation des Vorbilds, bis zum Ende hin ein einsetzendes Meeresrauschen den Kreis zum Beginn des Albums schließt. Den absoluten Schlusspunkt setzen CBP hier allerdings wiederum mit einem Zitat aus dem bereits mehrfach genannten Film: »Chips and beans - and a tea!« Diese Bestellung von Nick Mason (nachzusehen ebenfalls zu Beginn von Track 2 "Interviews" nach "Echoes, Pt. 1") wird vorliegend - wenn ich mich nicht gänzlich täusche - sogar als Originalsoundschnipsel wiedergegeben.
Natürlich wirft der Gesamteindruck die Frage auf, ob man eine derartige Cover-Version überhaupt braucht. Die weichen Gitarren-Klänge von ehedem David Gilmour werden genauso originalgetreu nachgespielt wie das eingesetzte Schlagwerk, das dem Original von Nick Mason alle Ehre bereitet. Und überhaupt: Das Ganze klingt so nah am Original, dass man schon genau hinhören muss, um nicht einer Verwechslung zu erliegen. Die gestellt Frage muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. Aber wenn man wirklich CBP quasi als Fortsetzung von Pink Floyd versteht, dann erscheint es mir durchaus legitim, das vorliegende Album als Reminiszenz an die großen Vorbilder zu bewerten. Und insoweit hat mich das Werk wirklich überzeugt!
Line-up:
Justin Greaves
Belinda Kordic
Daniel Anghede
Mark Furnevall
Daisy Chapman
David John Norman
(nähere Angaben nicht verfügbar.)
Tracklist |
01:Echoes pt. 1 (19:27)
02:Echoes pt. 2 (13:11)
03:Childhood's End (5:08)
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