Crow Black Chicken / Deep South
Deep South Spielzeit: 73:05
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Blues Rock

Review vom 17.12.2015


Mike Kempf
Blues Rock 'made in Ireland' - warum nicht? Schließlich hat das Land mit Rory Gallagher einen der weltweit besten Blues Rocker hervorgebracht. Schade nur, dass dieser viel zu früh verstarb - (†14. Juni 1995). Nun liegt mir mit "Deep South" der dritte Streich des irischen Trios Crow Black Chicken vor und der erste Hördurchgang erinnert mich von ihrem Stil stark an die glorreiche Gallagher-Ära.
2013 hatte ich bereits Electric Soup und 2014 Rumble Shake unter meinen Fittichen und, wie nachzulesen, gefiel mir das Gehörte recht gut - vor allem, weil die Band ihre Alben jeweils mit viel Live-Charakter einspielte. Vielleicht auch ein Grund, warum sie diesmal erst gar nicht ins Studio gingen, sondern die Platte direkt live vor Ort und Publikum aufzeichneten.
Dafür benötigten sie exakt drei Spielabende in Dublin und Limerick. So entstand das Live-Album "Deep South", in dem sich klassisch-rotzig wirkender Blues Rock widerspiegelt. Dass dies so ist, dafür sorgt allein schon Frontmann Christy O Hanlon. Ob mit seinen whisky- und nikotinverseuchten Stimmbändern oder seinem schroffen Gitarrenwirbel, der Bandboss ist wahrlich kein Kind von Traurigkeit und steht voll und ganz auf unverfälschten, dreckigen Blues. Live legen sie gegenüber ihren Studioaufnahmen noch eine Schippe drauf und wirken von daher noch authentischer. Und doch: Trotz ihres ungeschönten Spiels, lässt die Band nichts an Qualität vermissen. Ganz im Gegenteil: Die Iren verstehen es hervorragend, meinen Kreislauf gleich vom ersten Track an gehörig anzukurbeln.
Mit Song Nummer drei, "Bitter", hat O Hanlon auch noch eine extrem gut riechende Slide-Duftmarke gesetzt - egal, ob er sich mit einem Plec oder einem Bottleneck bewaffnet, der Sechsaitenspezi präsentiert sich als wahrer Meister seines Fachs. Wer auf traditionellen, rotzig-schmutzigen Gitarrenzauber steht, der wird hier bestens bedient. Hier und da hat die Band reichlich Folk, etwas Gospel, Südstaatenrock und Country beigemischt. Genau die Zutaten, die bei der Platte nie Langeweile aufkommen lassen. Zwischen den Songs frenetisch ertönender Beifall bestätigt meinen Eindruck, dass die Iren eine außergewöhnlich gute Live-Kapelle ist.
Basser Stephen McGrath und Drummer Gev Barrett halten ihrem Chef durch erstklassig rhythmische Klangteppiche komplett den Rücken frei. Diesen Freiraum nutzt O Hanlon in vollen Zügen und tobt sich nach allen musikalischen Regeln des Blues komplett aus. Crow Black Chicken unterstreichen mit ihrem aktuellen Werk, dass von der Grünen Insel viel mehr an musikalischen Highlights zu erwarten ist, als zum Beispiel nur von U2.
Auch wenn man es nicht sehen kann, lässt sich anhand des Gehörten eine wahnsinnige, unverfälscht-rohe Blues Rock-Atmosphäre erahnen. Die Live-Mitschnitte wurden exzellent eingefangen, da stört es nicht mal, dass es hier und da zu einer Übersteuerung des Basses kam, die man zweifelsohne gut heraushören kann. Doch wen sollte es stören? Wer sich auf Crow Black Chicken einlässt, kann alles erwarten, nur eines nicht: perfekten, sterilen Blues. Und das finde ich gut, trifft genau meinen Geschmack!
Also, wer sich zum Weihnachtsfest gerne von mitreißender, lauter, ehrlicher Bluesmusik verwöhnen lassen möchte, dem bietet sich mit "Deep South" eine erstklassige Alternative!
Line-up:
Christy O Hanlon (vocals, guitar)
Stephen McGrath (bass)
Gev Barrett (drums)
Tracklist
01:John Lee Wee (3:29)
02:White Lightning (4:01)
03:Bijou Creole (6:52)
04:Justice (5:18)
05:Priest Hunger (5:14)
06:Hang Em High (6:56)
07:Jessie Mae (5:24)
08:Epitaph (5:48)
09:Panta Rhei (5:03)
10:Freedom (5:32)
11:Sit With Satan (5:51)
12:Rumble Shake (4:45)
13:John The Revelator (8:52)
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