Mit "Electric Woman" betitelte die italienische Blues-Rockerin Eliana Cargnelutti ihr Debüt-Album, das mir nun zum Rezensieren vorliegt. Produziert wurde die Platte vom anerkannten amerikanischen Blueser Albert Castiglia, der sich nebenbei auch als Slide-Gitarrist auf dem Tonträger verewigte, und Labelchef Thomas Ruf, einer der bekanntesten Bluesförderer der Gegenwart.
Kenner der 'Blauen Szene' haben längst erkannt: Alben, die aus dem Hause Ruf Records stammen, kann man sich fast blind zulegen, denn eines ist so klar wie ein gesunder Bachverlauf: Die Qualität der Ruf-Produktionen ist stets sehr hoch. So auch die von "Electric Woman" und eines kristallisiert sich relativ schnell heraus: Die junge Südeuropäerin kann nicht nur kraftvoll und markant singen, sondern weiß auch - wen wunderst? - glänzend mit 'nem Sechssaiter umzugehen.
Dass Eliana Cargnelutti keine 'Memme' ist, eher sogar mutig musiziert, unterstreicht sie ziemlich fett, indem sie sich gar an einen AC/DC-Klassiker heranwagt. Doch wer nun vermutet, dass sich die Lady den handelsüblichen Titeln wie, High Voltage, "Highway To Hell" oder "Thunderstruck" - um nur einige bekannte Beispiele zu erwähnen - bedient, den muss ich 'positiv enttäuschen'. "There's Gonna Be Some Rockin'" von der 76er Dirty Deeds...-Platte hat sie sich ausgesucht und verdient allein für diese Auswahl meinen uneingeschränkten Respekt. Auch deshalb, weil sie nicht verkrampft versucht, 1:1 nachzuspielen, sondern mit großartiger Eigeninterpretation dem Teil genau die Würze verleiht, damit sich dieser Oldie äußerst geschmackvoll aus den Boxen widerspiegelt. Mit "Soulshine" von den Allman Brothers (einigen vielleicht eher als Gov't Mule-Klassiker bekannt) und der Savoy Brown-Nummer "Street Corner Talking" bedient sie sich noch weiteren fremden Gedankengutes. Warum auch nicht? Solche Praktiken offenbaren zahlreiche Musiker, und wenn die Künstler, so wie Frau Cargnelutti, ihre persönliche Note beimischen, gibt es von meiner Seite aus nichts zu bemängeln.
Die 'elektrische Frau' versprüht enorm viel Spielfreude, offenbart viel Gefühl in ihren Soli und kann sich dadurch glänzend in Szene setzen. Dabei legt sie nicht so viel Wert auf sterile Gitarrenläufe, sondern lässt die Saiten ihrer Klampfen mit leichter Rohheit vom Stapel. Gut so Eliana, denn dadurch klingt "Electric Woman" immer interessant und lässt in 'keinster' Weise Langeweile aufkommen. Aber nicht nur deswegen, denn was allein Hammond-Spezi John Ginty bei "Everbody Needs Love" in die Tasten haut, ist absolut spitzenmäßig! Auch sonst sorgt er mit dosiertem Einsatz für einen erstklassigen Klangteppich, ebenso wie Rufs Haus- und Edelbasser Roger Inniss und Schlagzeuger Jamie Little. Durch die rhythmische Zusammenarbeit der drei, kann sich die Cargnelutti völlig sorgenfrei nach Herzenslust austoben.
Als Hörproben empfehle ich "Soulshine", "Everbody Needs Love", den mit Albert Castiglias glänzenden Slide-Einlagen gespickten AC/DC-Oldie "There's Gonna Be Some Rockin'" sowie den Schlussakt "Eliana's Boogie". Dass die Italienerin nicht nur auf Teufel-komm-raus rocken kann, sondern auch imstande ist, sensible Songs zu entwerfen, beweist "I Saw Your Eyes" - auch hier möchte ich ein Reinhören anraten.
Fazit: Ihr erstes Soloalbum betrachte ich als absolut gelungen. Und doch vermute ich, live wird sie noch eine Schippe drauflegen können und denke, das Ende von Eliana Cargneluttis Fahnenstange ist noch lange nicht erreicht. Ich behalte die Blues-Rockerin weiterhin fest im Visier - einer Musikerin, von der man mit Sicherheit noch einiges zu erwarten hat. Bezogen auf "Electric Woman" kann ich bedenkenlos eine Kaufempfehlung aussprechen.
Line-up:
Eliana Cargnelutti (vocals, guitars)
Albert Castiglia (slide guitars)
Roger Inniss (bass)
John Ginty (Hammond, piano)
Jamie Little (drums)
Tracklist |
01:Why Do I Sing The Blues (3:47)
02:Just For Me (4:14)
03:Street Corner Talking (3:48)
04:Soulshine (5:09)
05:Show Me (3:34)
06:Everybody Needs Love (3:44)
07:I'm A Woman (4:19)
08:There's Gonna Be Some Rockin' (3:13)
09:Freedom (3:18)
10:I Saw Your Eyes (3:17)
11:Eliana's Boogie (3:52)
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