Guy Clark / Old No. 1
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Spielzeit: 38:21
Medium: CD
Label: Sugar Hill Records, 2000 (1975)
Stil: Singer/Songwriter
Review vom 01.12.2007
Markus Kerren
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Guy Clark, den wir ja vor kurzem schon mit seinem 1995er Album Dublin Blues vorgestellt hatten, wurde in West-Texas geboren und von seiner Großmutter und deren Lebenspartner großgezogen. Etwa Mitte der 60er verbrachte er ein paar Jahre in Houston und der dortigen Musikszene, wo er unter anderem auch Townes Van Zandt kennen lernte und sich mit ihm anfreundete. Zum Ende des Jahrzehnts zog es ihn an die Westküste, zunächst nach San Francisco (wo er seiner Frau Susanna zum ersten Mal begegnete), dann nach Los Angeles. Doch sehr bald hatten die beiden die Nase voll von der Großstadt und es ging zurück in den Süden, genauer nach Nashville, Tennessee.
Dort schrieb er weiterhin fleißig Songs, beackerte die Bühnen und wurde sehr bald ein Fix- und Anlaufpunkt der sogenannten Country-Outlaws (zu denen u.a. Townes Van Zandt, Jerry Jeff Walker, Larry Jon Wilson, Steve Dobson, David Allen Coe, John Hiatt usw. gezählt wurden), die sich gegen den doch allzu glattgebügelten Nashville-Einheitsbrei-Country der damaligen Zeit engagierten. Als Jerry Jeff Walker 1973 mit Clarks Song "L.A. Freeway" in die Top 100 der Billboard-Charts einstieg, wurde schließlich auch unserem Protagonisten ein Plattenvertrag angeboten.
1975 war es dann soweit und Guy Clark legte sein Debüt "Old No. 1" vor. Laut seinen Kritikern ist dieser Erstling ein Meisterwerk, das er nie wieder übertreffen konnte. Eine Behauptung, über die man sich wahrlich streiten kann. Unstreitbar ist jedoch die Tatsache, dass sich auf "Old No. 1" zehn Klassiker der Country-Singer/Songwriter-Abteilung befinden, die sowohl vom Songwriting, als auch in allen anderen Belangen (inklusive des Sounds) in diesem Genre herausragend sind.
Als Opener dient das flotte und deutlich Country-beeinflusste "Rita Ballou", bevor Clark mit seiner eigenen Version von "L.A. Freeway" zum ersten mal autobiographisch wird, während er zu einer klasse Lap-Steel und starken Gitarren von seinem Abschied aus Los Angeles und dem Aufbruch zu einem neuen Beginn berichtet. Textlich plaudert er mit "She Ain't Going Nowhere" und "Coat From The Cold" weiter aus dem Eheleben-Nähkästchen, erzählt mit "Desperados Waiting For The Train" von der Beziehung zu seinem Ersatzvater und (Fast-)-Großvater, bei "Texas, 1947" über seine Kindheit oder glänzt bei "Let Him Roll" erneut mit der herausragenden Fähigkeit, eine tolle Geschichte mit starker Gesangsmelodie in einem Gänsehaut-Track unters Volk zu bringen.
Jede Menge Gäste hatten bei den Aufnahmen mitgeholfen. Die wie immer gesanglich bestens aufgelegte Emmylou Harris (beim herrlich nostalgischen und melancholischen "Old Time Feeling"), mehrere Leute aus Elvis Presleys Begleitband waren dabei und auch den noch blutjungen Steve Earle ließ er einige Background Vocals einsingen.
Sämtliche Tracks sind so vielseitig, wie auch eingängig und tief im Country-Folk verwurzelt, dazu mit einer kräftigen Dosis Ecken und Kanten versehen. Clark übertreibt zwar nichts, aber er beschönigt auch nichts mit seinen Texten. Diese Kombination aus einem sehr warmen Sound, Killer-Gesangsmelodien und der charismatischen (angegriffenen) Stimme nimmt einen gefangen und überzeugt bereits nach kurzer Zeit durch ihre schiere Qualität und Bodenständigkeit. Tatsächlich ist es bis heute so, dass ein Guy Clark-Konzert ohne die "Old No. 1"-Nummern "L.A. Freeway", "Desperados Waiting For The Train", "Texas, 1947" oder "Let Him Roll" (ein späterer Hit für Johnny Cash) undenkbar ist.
"Old No. 1" veranlasste die Kritiker damals zu Jubelstürmen, wurde vom Radio aber ignoriert und war deshalb ein kommerzieller Flop. Bis heute ist es so, dass Guy Clark als Songwriter wesentlich erfolgreicher ist, als mit seinen eigenen Alben. Gerade zu diesen (und es ist vollkommen egal, welches man herauspickt) kann ich jedoch nur meine absolute Empfehlung aussprechen. Essenziell!!!
Tracklist |
01:Rita Ballou
02:L.A. Freeway
03:She Ain't Going Nowhere
04:A Nickel For The Fiddler
05:That Old Time Feeling
06:Texas, 1947
07:Desperados Waiting For The Train
08:Like A Coat From The Cold
09:Instant Coffee Blues
10:Let Him Roll
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