Wenn man sich die RockTimes-Reviews der letzten knapp zehn Jahre so ansieht bzw. durchliest, kann kaum verborgen bleiben, dass sich der Hamburger Jimmy Cornett (And The Deadmen) redlich und zu Recht in die Herzen der einzelnen Rezensenten gespielt hat. Beim Titel "Campfire" (= Lagerfeuer) seiner brandneuen Soloscheibe kamen bei mir dennoch spontan erstmal gemischte Gefühle auf. Glücklicherweise kann ich aber bereits direkt an dieser Stelle Entwarnung geben, denn was mich zunächst als natürlicher Reflex überkam, wurde nach kurzem Überlegen natürlich wieder wie ein paar wenige Fädchen Staub vom Tisch gefegt. Denn wenn einer wie Jimmy Cornett sich lediglich mit seiner Akustikgitarre, einer Harmonika und seinem Gesang bewaffnet in ein Aufnahmestudio begibt, dann heißt das noch lange nicht, dass dem Hörer bei dem fertigen Produkt rührseliges oder gefühlsduseliges Gesäusel in Form von bspw. "La Bamba" oder "Country Roads" aufgetischt wird. Im Gegenteil: Cornett geht nicht nur bezüglich der Songauswahl (etwas) mehr in die Tiefe, sondern auch in dieser instrumentell abgespeckten Form hat man das Gefühl, dass der Mann gerade dabei ist, um sein Leben zu singen.
Mit "The Highway Is My Home" sowie "Fields Of Stone" hat der Norddeutsche lediglich zwei seiner eigenen Tracks nochmal neu aufgenommen, bei dem restlichen Material handelt es sich entweder um Blues-Standards der Marke "Hoochie Coochie Man" oder "Boogie Chillun", Rock-Klassiker wie "Dead Flowers" ( Rolling Stones) oder "The Weight" ( The Band) oder noch relativ neues, aktuelleres Material in Form von "Poison Girl" ( Chris Whitley) oder "Hurt" ( Trent Reznor bzw. Nine Inch Nails). Speziell das letztgenannte Stück stellt wohl für jeden Musiker eine Art Herkules-Aufgabe dar, da die Version von Johnny Cash kaum zu überbieten ist. Trotzdem Respekt in die Hansestadt für den vorliegenden, inbrünstigen und mit jeder Menge Feeling versehenen Vortrag!
Fakt ist, dass es der Ausfälle keinen und Höhepunkte viele gibt. Seine Favoriten darf sich dabei jeder selbst aussuchen, meine hören auf die Namen "My Time Of Dying" (das sich auch mal Led Zeppelin auf ihrem Meisterwerk Physical Graffiti zur Brust genommen haben), das unwiderstehliche "Poison Girl", John Fullbrights ( Turnpike Troubadours) "Jericho" sowie die beiden Originale, die sich nahtlos in das gecoverte Material einfügen. Jimmy Cornett versteht es nicht nur ganz wunderbar, den doch relativ vielseitigen Stilen (Blues, Rock, Country, Traditionals, Roots) mit zumeist lediglich seiner Gitarre viel Abwechslung zu bescheren, sondern er haucht den Stücken speziell mit seinem Gesang pulsierendes und neues Leben ein.
Und dennoch sind es nicht nur die Inbrunst und Extrovertiertheit, die diese Scheibe von Cornett ausmachen. Deutlich wird dies während der eher ruhigeren Songs "The Sun Darkens At The Sky" oder auch "With Arms Wide Open". Darüber hinaus werden wir mit einer (im positiven Sinne) schnaubenden Version von "Mannish Boy" ( Muddy Waters), einem zweiten Chris Whitley-Track (dem ebenfalls sehr eingängigen und sogar soulvollen "Big Sky Country") sowie dem wieder ruhigeren "Montana" ( Rocky Votolato) verwöhnt.
Letztendlich liegt mit "Campfire" also ein blitzsauberer und auf voller Länge überzeugender Solo-Ausflug von Jimmy Cornett vor, bevor es gleich nochmal ins Studio gehen wird, um die nächste Scheibe mit seiner Band The Deadmen aufzunehmen. Falls ihr die Möglichkeit habt, den Mann mal - egal ob solo oder mit Band - live auf der Bühne zu erleben (hierzu bitte auch immer unsere Tourdaten im Auge behalten), dann lasst es euch nicht entgehen. Ein guter Abend ist garantiert, was genauso für dieses Soloalbum gilt.
Line-up:
Jimmy Cornett (all instruments & vocals)
With:
Boogie Augustin (additional guitar - #1)
Esthi Kiel (additional vocals - #11,12)
Tracklist |
01:The Sun Darkens At The Sky
02:My Time Of Dying
03:Jericho
04:Dead Flowers
05:Big Sky Country
06:The Weight
07:Montana
08:Hoochie Coochie Man
09:Poison Girl
10:Hurt
11:The Highway Is My Home
12:Fields Of Stone
13:Mannish Boy
14:With Arms Wide Open
15:Boogie Chillun
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Externe Links:
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