Jimmy Cornett And The Deadmen / The Ride
The Ride Spielzeit: 48:12
Medium: CD
Label: Stringkiller Music (Membran), 2014
Stil: Rock

Review vom 08.09.2014


Markus Kerren
»Wanna go for a ride?« fragt der Amerikaner oft und gerne. Was eigentlich grundsätzlich alles und nichts bedeuten kann, in erster Linie (je nachdem von wem und wann diese Frage gestellt wird) aber immer erstmal verlockend wirkt. Genau so verlockend, wie wenn man eine neue Scheibe des Wahl-Hamburgers Jimmy Cornett aus einem Päckchen zieht und der Blick umgehend leicht aufgeregt in Richtung heimischer Anlage schweift. Der Protagonist hat die RockTimes-Redaktion in den letzten Jahren bereits mit zwei Alben und einer EP auf seine Seite gebracht, wobei speziell das Vorgänger-Album Raise The Dust mächtigen Eindruck hinterließ.
Nun denn, auf ein Neues, let's go for a ride! Erstmal als erfreulich zu bewerten ist die Tatsache, dass Jimmys Begleitband The Deadmen aus nach wie vor den gleichen Musikern besteht, also ein eingespieltes Team darstellt. Und direkt mit dem Opener "Devil Got My Soul" macht das Quartett auch klar, dass es musikalisch sowie von der Attitüde und Ausstrahlung keinen Hauch nachgelassen hat. Das ist eine wilde Mischung aus Rock und Rockabilly mit einem enthusiastisch singenden Frontmann, der überhaupt erst gar nicht daran denkt, sein raues Organ auch nur eine Spur zu schonen. Klasse Auftakt!
Das als Titelsong durchgehende Folgestück ist dann etwas gemäßigter, wenn auch immer noch mit jeder Menge Punch versehen. Durch den starken Refrain wird sich die Nummer wahrscheinlich gar zu einem Live-Klassiker entwickeln, den die Band voraussichtlich für die nächsten Jahre im Programm haben wird. Und wie geil ist es denn, einen englischsprachigen Text "Lecker" zu nennen und den Refrain damit zu füllen? Musikalisch führt hier der Boogie à la ZZ Top einen ekstatischen Tanz auf, der unweigerlich in die Hüften - und falls nicht, dann zumindest in die Beine - geht.
Der Bandleader, der übrigens außer einem Cover wieder alle Tracks (ein Co-Credit geht an den österreichischen Schauspieler und Autor Rupert Henning) im Alleingang verfasst hat, scheut sich aber auch nicht, seine nachdenkliche und empfindsame Seite zu zeigen. Handelt es sich bei "Guardian Light" um ein (zunächst) zu akustischer Gitarre gebrachtes Liebeslied, wie es auch aus dem Süden der USA kommen könnte, legt "Fields Of Stone" sogar gleich mehrere Batzen nach. Hier geht Cornett - musikalisch supergeil - textlich ziemlich hart mit sich selbst ins Gericht. Reflektionen der eigenen Schwächen sind ja bekanntlich ein Ort, den man nicht allzu gerne besucht. Aber auch hier schont sich der Frontmann nicht, was den Musiker und Menschen nochmal ein Spur authentischer macht.
Bei dem Coversong "Red Light" handelt es sich - man höre und staune - um eine Disco-Nummer aus dem Jahr 1977 von Billy Ocean. Selbstverständlich haben Jimmy Cornett And The Deadmen dieses Stück ebenfalls vollkommen zu ihrem eigenen gemacht, wenn es auch nicht wirklich mein Favorit auf der Platte ist. Doppelt entschädigt werde ich aber von dem trotzigen Rocker "Long Way To The Bar" mit der nahezu entwaffnenden Feststellung »...it's a long way to the bar when your money's gone...«. Aus dem prallen Leben gegriffen sozusagen und so ehrlich wie powervoll abgerockt, dass man beim Anhören am liebsten um, oder besser noch auf dem Tisch tanzen würde.
Eigentlich sollte auf jeden einzelnen Track - speziell noch auf das suchende "Another Wednesday Morning" oder das angriffs- und lebenslustige "Killian" - eingegangen werden (was den Rahmen dieses Reviews aber sprengen würde), denn das Album "The Ride" hat das Zeug, sprich die Qualität, dafür. Daher Gratulation nach Hamburg, Gratulation an Jimmy Cornett And The Deadmen, die eine weitere sehr starke Scheibe vorweisen können. Als Bonustracks kommen ein Remix von "Red Light" und der Song "Raise The Dust" dazu, von denen besonders der zweite ein - zwar schon bekannter - Gewinner ist.
Falls also einem Freund rauer, rockiger Klänge mal die Frage »Wanna go for a ride?« bezüglich Jimmy Cornett And The Deadmen gestellt wird, dann wäre eine Verneinung purer Frevel. Hats off, my man!
Line-up:
Jimmy Cornett (guitars, lead vocals)
Frank Jäger (bass, vocals)
Thomas Raabe (drums, vocals)
Dennis Adamus (guitars, vocals)
Tracklist
01:Devil Got My Soul
02:...For The Ride
03:Guardian Light
04:Killian
05:Lecker
06:Another Wednesday Morning
07:Long Way To The Bar
08:Fields Of Stone
09:Red Light
10:Rip Off Your Shirt
11:Raise The Dust (bonus track)
12:Red Light [remix by Bombax] (bonus track)
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