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Joe Colombo / Deltachrome
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Bitte aufzeigen! Wer kann etwas mit Joe Colombo anfangen? Alleine schon der Name ist verführerisch. Man denkt zweifelsohne an einen Amerikaner oder vielleicht Briten und liegt doch daneben, denn Colombo ist Schweizer. Dieser Mann veröffentlichte 2002 sein erstes Album mit dem Titel "Natural Born Slider" und hat damals bei mir eingeschlagen, wie eine Bombe. Der Albumtitel ist wörtlich zu nehmen. Unglaublich, was da geboten wurde! Ein europäischer Hexer im Zeichen eines Eric Sardinas. Nach einem solchen Pfund war ein Nachfolger nur eine Frage der Zeit.
Warten, warten und nochmals warten. Keine neue Platte unter seinem Namen, dafür war Colombo auf zwei Hendrix-Samplern vertreten. "Voodoo Crossing" (2003) und "Gypsy Blood" (2004) waren mit sehr guten Künstlern besetzt. Unter anderem mit dabei: Steve Lukather, Robben Ford, Scott Finch, Larry Coryell, Tony Spinner und Hiram Bullock.
Es zog den Schweizer in die USA, wo er mit Ry Cooders Sänger Terry Evans gemeinsame Sache machte. 2005 slidete er seine Gitarre auf Evans' Album "Fire In The Feeling" und ging mit dem Amerikaner schließlich auf eine ausgedehnte Tour und ich hatte das Glück eines der
Deutschland-Konzert miterleben zu dürfen. Wenn mich meine Erinnerung nicht ganz täuscht, war das mein erster Artikel für RockTimes. Nun ist es soweit und Colombo hat endlich eine neue CD eingespielt. Der Slide-Irrwisch meidet immer noch das Mikrofon und überlässt den Gesang auf "Deltachrome" Franco Campanella, ansonsten in Diensten von der Classic Rock-Band Alto Voltaggio, die ebenfalls aus der Schweiz stammt. Im Line-up der vorliegenden Platte taucht Drummer Rocco Lombardi auf. Der war bereits zu "Natural Born Slider"-Zeiten dabei.
Es ist angerichtet. Mit dem Titeltrack als Opener gibt es schon eine beeindruckende Standortbestimmung der instrumentalen Art. Rhythmisch gut abgewogen geht es unmittelbar in Richtung Blues Rock. Der Hörer stellt direkt fest, dass Colombo immer noch ein rassiger Slidegitarrist ist und mit dem Song schon einige Kilo auf die Waage bringt. Mit "Justify" wird noch mehr Tempo aufgenommen und Lombardi schiebt immer wieder Double Bass-Attacken ein. Colombo kommt in den Genuss von reichlich Pendlerpauschale, denn er wechselt in einem weiteren Instrumental genüsslich zwischen Slide- sowie gezupftem Solo.
Wow, schon der gitarristische Beginn von "Big River Blues" deutet eine große Tat an. Diese Nummer, im Midtempo gehalten, ist Campanellis erster Einsatz. Der ist mit einer extrastarken Röhre ausgestattet und ohne Aufpreis setzt Colombo das Wah Wah-Pedal ein. So muss der Blues Rock rüberkommen. Hart, aber wohlgeröstet bieten die Musiker sehr gute Unterhaltung. War es bisher Eric Sardinas, der als Musiker herangezogen werden konnte, könnten "Tell Me"-Teile aus dem Fundus eines Coen Wolters stammen. Ausklammern muss man die Bottleneckparts.
Bei runter geschraubtem Tempo und ohne E-Gitarre ist die Platte ebenfalls stark. "By My Side" ist wieder ein instrumentales Stück im balladesken Bereich. Im Gros hat Colombo die Akustische am Start. Nur beim Solo verzichtet er nicht auf sein Standardinstrument und natürlich das Metallröhrchen. Auch "Southern Lullaby", das längste Stück auf der knapp vierzigminütigen CD, ist großer Zeitlupen-Blues mit einem schönen Schuss Melancholie.
"Be My Baby" shufflet herrlich und "Upside Down Blues" ist ein groovender Kracher vor dem Herrn. Bei "Cold Night" wird einem warm ums Herz und der kurze letzte Track ist ein überraschender Country-Blueser aus den Bergen, denn ein Delta gibt es in der Schweiz meines Wissens nicht.
Joe Colombo hat es wieder gemacht und hoffentlich schließt sich eine ausgedehnte Tour zum Album "Deltachrome" an. Wer auf die Dreierkette aus Blues, Rock und Slide-Gitarre steht, wird vom Schweizer nicht enttäuscht werden.
Line-up:
Joe Colombo (electric resonator guitars, acoustic resonator guitars) Franco Campanella (vocals) Gian-Andrea Costa (bass) Rocco Lombardi (drums, background vocals - #4)
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