Passend zum Kicker-Treffen in Südafrika kam The Spirit Is The Journey auf den Markt. Die retrospektive Zusammenstellung ist super und nun legt der Mann mit dem Album "Human" nach.
Dass Clegg immer schon sozialkritische Themen in seinen Songs und der Musik verarbeitet hat, ist nichts Neues. So ist es auch auf vorliegender Platte und es geht gleich los mit "Love In The Time Of Gaza". Mit dieser und dem folgenden "The World Is Calling" zeigt Clegg aus seinem musikalischen Verständnis heraus die rockige Seite seiner Kompositionen. Ist der Opener mit einem leckern Groove versehen, kann der folgende Track mit einer blitzsauberen Gitarrenarbeit glänzen.
Bei allen Nummern ist festzustellen, dass Clegg & Co. besonderen Wert auf feine Details in den einzelnen Songs legt. Die Soundvielfalt ist ansteckend und auch bezogen auf die Vocals ist "Human" ein hinlangendes Album. Da fährt Clegg in "Asilazi" gleich den Soweto Gospel Choir auf und die Chorsängerinnen Mandisa Dlanga, Bongani Masuku sowie eine Christa geben Cleggs Stimme ein richtig gutes Umfeld.
Mit zunehmenden Tracknummern kommt auch immer mehr der afrikanische Touch seiner Musik zum Zuge. "All I Got Is You" zum Beispiel geht mit einer fetzigen Bläserabteilung toll ab und unter dem Refrain zum Mitsingen ist mächtig viel Rhythmus sowie Percussion unterwegs. Einige Songs werden in der Heimatsprache des Protagonisten gesungen. So auch "Asilazi", in dem besagter Chor mitwirkt. Diese Nummer ist ganz große Klasse. Eine groovende Hymne mit zurückgenommener Atmosphäre, wodurch der dann folgende der Refrain richtig in Szene gesetzt wird.
Wie bereits erwähnt, jongliert man hervorragend mit Rhythmen. "Give Me The Wonder" ist mit einem arabisch anmutenden Gitarren-Flair versehen und dann wiegt man sich in einem feinen Reggae. Das folgende, über allem thronende Trompetensolo von Olivier Bodson ist die Krönung des Tracks.
Neben vielen herrlichen Songs bietet "Human" auch eine ganz besondere Komposition. "Manqoba" heißt sie und der Song beginnt mit Dudelsack-Klängen. Ziemlich ungewöhnlich im Vergleich zum bisher Gehörten. Außerdem spielt Clegg ein bemerkenswertes Instrument, das Mouthbow genannt wird. Das Teil sieht aus wie ein Flitzebogen, den wir in unserer Kindheit aus einem Zweig und Bindfaden gebastelt haben. Der Künstler verbindet irisch anmutende Musik mit afrikanischer Rhythmik und dazu gesellt sich dann dieses besonders klingende Instrument. Klasse, wie hier in kleinerer Besetzung mit nur vier Musikern so viel Stimmung erzeugt wird!
Die letzten beiden Tracks haben ihre musikalischen Wurzeln einerseits tief in Afrika und deren Sprache, andererseits rockt es wieder vortrefflich. Achtung! In "Nyembezi (Tears)" pumpt der Bass und die Gitarre rifft prächtig. Ein anderer Sechssaiter wird von Dan Patlansky gespielt. Das Solo ist sein einziger Beitrag auf der Platte, aber der hat es in sich. Das Stück baut immer mehr Dynamik auf, aber was Patlansky dann urplötzlich vom Leder reißt, ist ein Blues Rock-Solo in reinster Form. Hammer! Wer ist Patlansky? Seine Biografie gibt preis, dass er aus Südafrika stammt, mit sechsundzwanzig Jahren noch ziemlich jung ist und in New Orleans einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden hat. Sein Album "True Blues" wurde beim Label Blue Note veröffentlicht und er hat bereits Snooks Eaglin beziehungsweise Henry Gray, langjähriger Pianist bei Howlin' Wolf auf seiner Visitenkarte. Da kann man mal sehen, was eine Minute Gitarrensolo so bewirkt.
Johnny Cleggs "Human" ist eine ausgereifte Platte eines Künstlers, der schon so lange aktiv ist und sich hier vehement zurückmeldet.
Line-up:
Johnny Clegg (vocals, guitars, keyboards, concertina, mouthbow, backing vocals)
Nicolas Fiszman (bass, guitars, keyboards, programming)
Andy Innes (guitars, mandolin, keyboards, programming - #10)
Dan Patlansky (guitar solo - #11)
Mike Lindup (keyboards, backing vocals)
Michel Berckmans (englisch horn)
Laurent Doumont (saxophones)
Olivier Bodson (trumpet, flugelhorn)
Alain Palizeul (trombone)
James Sunny (bass - #8)
Trevor Donjeany (bass - #10)
Philippe Entressangle (drums, percussion)
Barry van Zyl (drums - #10)
Verny Scholtz (programming)
Christophe Deramaix (programming - #4)
Mandisa Dlanga (backing vocals)
Bongani Masuku (backing vocals)
Christa (backing vocals)
Tracklist |
01:Love In The Time Of Gaza (4:43)
02:The World Is Calling (3:38)
03:All I Got Is You (3:56)
04:Asilazi [feat. Soweto Gospel Choir] (4:08)
05:Give Me The Wonder (3:39)
06:Congo (2:56)
07:Here Comes That Feeling Again (4:19)
08:Hidden Away Down (3:45)
09:I Know That Sound (4:03)
10:Manqoba (The Victorious) (4:50)
11:Nyembezi (Tears) (4:50)
12:Magumede (2:48)
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