LL Cooper / Dust Devil
Dust Devil Spielzeit: 51:07
Medium: CD
Label:Cactus Rock Records, 2015
Stil: Roots Rock, Americana

Review vom 28.02.2016


Markus Kerren
Der in Houston, Texas geborene und aufgezogene LL Cooper wuchs mit klassischer Country-Musik der sechziger und frühen siebziger Jahre auf, bis ihn seine älteren Brüder durch das Stones-Album Exile On Main Street mit dem Rock infizierten. Es dauerte auch nicht mehr allzu lange, bevor er in seiner ersten Band spielte. Eine von vielen, die noch folgen sollten und die ebenso viele Stile praktizierten. Im Jahr 2006 schlug er schließlich eine Solokarriere ein und brachte ein Jahr später sein vielbeachtetes Debüt "Old Hardin Store Road" auf den Markt. Damit schlug er zumindest in seiner Heimat große Wellen und war plötzlich ein gefragter Mann.
Zwei Jahre danach, also 2009, ließ er die Scheibe "Tucson" folgen, die seinen Erstling zwar nicht toppen, dafür aber den gesetzten Standard mühelos halten konnte. Eine Krebsdiagnose warf ihn 2011 dann erstmal mächtig aus der Bahn, aber glücklicherweise besiegte er diese Krankheit und machte sich darauf mit neuem Elan an sein drittes Werk, das mir nun vorliegende und in den USA original bereits 2014 veröffentlichte "Dust Devil". Waren die ersten beiden Platten mehr Band-orientiert, sind die zwölf neuen Tracks laut Info des Labels deutlich persönlicher in den Lyrics. Allerdings wohl nur dort, denn auch auf dieser Scheibe hat Cooper klasse Mitmusiker am Start und sämtliche Tracks wurden im Bandformat eingespielt, wenn die Kerngruppe tatsächlich aus nur drei Leuten bestand.
Richtig stark rocken lässt es der Amerikaner beispielsweise bei "Wake Up Call", bei dem mächtig Feuer unter dem Dach gemacht wird und mit dem sich der heute in Austin, Texas lebende Songwriter auch vor niemandem zu verstecken braucht. Was mich umgehend zu den drei ersten Stücken der Scheibe bringt, die durch die Bank exzellent ausgefallen sind. Von der klassischen Americana-Nummer "Miserable Troubadour" mit autobiographischem Text (wie es so ist, wenn man sein Ich künstlerisch verrät, um genügend Kohle für die Miete und das Essen zusammen zu bekommen) über das bluesige, dramatisch richtig klasse aufgebaute "Don't Take It Away From Me" bis hin zu dem eher schulterzuckend in den eigenen Untergang blickenden "Thunderbird Hotel" ist das durchweg sehr starker Stoff, der da geboten wird.
Ganz sicher kann man immer ein Haar in der Suppe finden (falls man will) und so mag die (eher tiefe) Stimme LL Coopers durchaus Geschmackssache sein, aber sie ist auch zu keinem Zeitpunkt so extrem, dass sie die interessierten Hörer spalten wird. Wieder richtig schön gerockt wird bei "The Real Deal", bei dem es darum geht, nach einigen gescheiterten Versuchen erst später im Leben den richtigen Partner zu finden, den man eigentlich immer schon gesucht hat. Hier macht auch die Duettpartnerin Jamie Zanelotti eine tolle Figur. Bei "Velvet Guitar" handelt es sich um das einzige Cover, eine Nummer von Alejandro Escovedo, bei der dessen Leadgitarrist Jon Sanchez einen super Gasteinsatz hat.
Deutlich ruhiger geht es aber unter anderem bei dem Titelsong zu, dem das Cello von Caroline Braun eine zusätzliche Klangfarbe verpasst. Mehr in Richtung Verzweiflung biegt das musikalisch doch eher rockig-bluesige "House Money". Vielleicht nicht der beste Titel auf "Dust Devil", aber ein sehr gelungener Abschluss allemal. Deutlich spritziger kommt dagegen die fast etwas skurrile Geschichte von "Gated Community Blues", die sich sehr gut zwischen den beiden eher ruhigeren Nummern macht.
LL Cooper erweist sich auf "Dust Devil" als richtig guter Songwriter, der von Rockern bis hin zu langsameren nachdenklicheren Tracks die komplette Palette bieten kann. Hier sei auch das wunderschöne "Room Keys" erwähnt, das mit Trompeten und mexikanischem Feeling verfeinerte "Queretaro" oder das von Wüstenstaub beseelte "Silhouette", das an eine Geisterstadt im Wilden Westen erinnert. Gutes Album, das sich durchaus lohnt, angecheckt zu werden.
Line-up:
LL Cooper (guitars, mellotron, lead & background vocals)
Kenny Braun (drums & percussion)
James Hoover (piano, organ)

With:
Michael Poulos (bass - #2,3,6,8-10)
Brian Tomlin (bass - #1,4,5,7,12, background vocals - #9)
Andrew Carrell (bass - #11)
Dusty McClellan (guitars - #1,3,4,10, background vocals - #1,5,8)
Wil Woodward (guitar - #2,6)
Jon Sanchez (guitar - #5)
Dan Carpenter (saxophone - #2)
Rick Thompson (piano & organ - #8)
Eric Carlson (classical guitar - #8)
Kasey Warren (trumpet - #8)
Caroline Braun (cello - #10)
Adam Estes (additional piano - #3)
Murphy (intro - #9)
Nicoya Polar (background vocals - #2,6)
Jamie Zanelotti (duet vocal - #4)
Kim Fillion (backround vocals - #6)
Lisa Novak (background vocals - #5)
Tracklist
01:Miserable Troubadour
02:Don't Take It Away From Me
03:Thunderbird Hotel
04:The Real Deal
05:Velvet Guitar
06:Silhouette
07:Room Keys
08:Queretaro
09:Wake Up Call
10:Dust Devil
11:Gated Community Blues
12:House Money
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