Spielzeit: 40:02 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2010 Stil: Singer/Songwriter Review vom 18.12.2010 Markus Kerren

Marc Christopher ist ja nun schon lange kein Unbekannter mehr in der RockTimes-Redaktion. Denn hinter diesem Pseudonym verbirgt sich niemand anderer als Marco Mauerer (Gitarrist, Sänger sowie Songwriter der Electric Saints), der hier mit einem Solo-Projekt am Start ist. Musikalisch anders als mit den Saints ausgelegt, ist der Hamburger auf seinem Debüt eher ruhiger, im Singer/Songwriter-Stil unterwegs, während er bezüglich der Instrumente hauptsächlich mit der Akustik-Gitarre und dem Piano agiert.

Zur Unterstützung hatte er sich seine Electric Saints-Kollegen Martin Richter und Levin Dunkerbeck, sowie Clemens Matuschek (Cello) eingeladen. Für "For Every Time" übernahm Tomas Engel, der auch für die Aufnahme-Technik zuständig war, die elektrischen Saiteninstrumente.

Gleich beim Opener "Vodka And Orange Juice" fällt auf, dass Christopher es nach wie vor hervorragend versteht, dichte Atmosphären in seinen Songs aufzubauen. Dazu trägt auch das Cello sehr stark bei, das die insgesamt nachdenklichen, manchmal bedrückten, melancholischen Stimmungen super intensiviert. Etwas flotter dann "For Every Time", wenn es auch bei diesem Song wieder um eine gescheiterte Beziehung geht. Um eine Ballade im großen Stil handelt es sich bei "Answer Me My Love", die durch die Stilistik des Gesangs und die stark verhallte Gitarre ein sehr cooles Fifties/Sixties-Feeling aufkommen lässt. Aber nicht nur die Stilistik der Vocals gefällt, sondern das ist auch klasse gesungen.

Spätestens bei "Simple Statement" ist dann klar, dass das Songwriting eine der großen Stärken dieses Musikers ist, wofür alleine schon der vierte Volltreffer beim vierten Song spricht. Dazu kommt, dass sich der gute Marc nie wie jemand anderes, sondern immer wie er selbst anhört. Hier einmal seinen Gesang nur mit der Akustischen begleitend, macht es einfach Spaß, ihm zuzuhören und seinen Geschichten zu lauschen.

Großes Kino dann auch bei "World Of Lisa Ann", bei dem sich Christopher einzig mit dem Piano begleitet. Ich fühle mich einmal mehr um Jahrzehnte (in die USA) zurückversetzt, während ich immer mehr in diese Songs hineingezogen werde. Das sind klasse Texte, die stark vorgetragen und dazu perfekt musikalisch unterlegt wurden. Bei "Room Poem" wird es wieder düsterer vom Feeling her und der Track erinnert mich unweigerlich an den großartigen Leonard Cohen und dessen erste Alben. Einmal mehr leistet Clemens Matuschek am Cello vorzügliche Arbeit ab.

Für "Signs" ist Marc Christopher zurück am Piano und verzaubert erneut mit tollem Songwriting und Gesang. Dazu ertappe ich mich - wie schon bei einigen Stücken davor - dabei zu denken, dass dies wohl nun der beste Titel des Albums sein muss. Die Überraschung der Scheibe ist sicherlich die Stones-Nummer "I Got The Blues", die sich allerdings thematisch und auch musikalisch reibungslos zu den weiteren Stücken einreiht. Plötzlich ist man danach bereits beim letzten Song angelangt, einer weiteren atmosphärischen Ballade mit Piano und tiefen Gefühlen betreffend einer gescheiterten Beziehung. Nicht von der Stimme, aber stilistisch kommt mir hier am ehesten Tom Waits (ca. 1978) als Vergleich in den Sinn. Klasse!

Marc Christopher hat es mit diesen neun Tracks geschafft, neun (Kurz-) Filme zu kreieren, die sich beim Genuss von "Signs And Substitutions" im Kopf des Hörers abspielen. Hier stimmt nahezu alles. Hatte mich beim letzten Electric Saints-Album A Day At Kitty Hawk der Gesang noch nicht vollständig überzeugt, so hat Christopher mit ganz wenigen Abstrichen (bei "I Got The Blues" ist für meine Ohren ab und an mal ein Tönchen daneben) auch hier ganz kräftig zugelegt.

Dieses Album ist ganz sicher kein Party-Knüller, aber es enthält 40 großartige Minuten Musik, die man in Ruhe mit einem Glas Wein in sich aufsaugen kann. Die Pluspunkte noch einmal zusammengefasst lesen sich so: Sehr gutes Songwriting, sehr gute, spannende Texte, eine dichte Atmosphäre, klasse Gesang, musikalisch einwandfrei und mit dem genau richtigen Feeling eingespielt sowie ein schöner warmer Sound, der keine Wünsche offen lässt. Unbedingt antesten!

Wer Interesse an der Scheibe hat, kann Marc Christopher über einen der unten angegebenen Links kontaktieren.

Line-up:
Marc Christopher (vocals, guitars, piano)
Tomas Engel (bass, vocals & guitar - #2)
Martin Richter (bass)
Levin Dunkerbeck (drums)
Clemens Matuschek (cello)