Auch die Electric Saints sind eine der 'relativ' jungen Bands, denen das Business schon so richtig übel mitgespielt hat, bevor sie die Abflugbahn für größere Taten überhaupt erstmal anpeilen konnten. Dabei hatten die Hamburger so, wie unsere 'Chefin' Ilka vor knapp fünf Jahren über das von der Band eigen produzierte Debüt berichtete, bereits damals jede Menge Qualität anzubieten. Die Band fand dann auch ein Label und wir von RockTimes konnten kurz darauf von dem ersten, song- und soundtechnisch überarbeiteten, offiziellen Album mit Plattenfirma im Rücken berichten.
So hoffnungsvoll und viel versprechend das alles anlief, so trostlos und desillusionierend endete die Geschichte allerdings dann auch sehr bald wieder. Nach riesengroßen Problemen mit besagtem Label (auf die ich hier nicht näher eingehen möchte), kam die Scheibe nämlich nie auf den Markt. Und irgendwann zwischen 2005 und den Aufnahmen zu dem nun vorliegenden, neuen Werk, ging auch noch der eigentliche Frontmann und Sänger der Truppe 'verloren'.
Aber kein Problem für die Electric Saints, da daraufhin der Songwriter und Gitarrist der Saints, Marco Mauerer, so ganz nebenbei eben auch noch den Platz vor dem Mikrophon übernahm. "A Day At Kitty Hawk" ist ein überraschend ausgereiftes Album geworden, das seine Tracks nicht nur überzeugend, sondern auch sehr abwechslungsreich präsentiert. Neben drei Cover-Versionen war Mauerer einmal mehr ganz alleine für die Kompositionen und Texte verantwortlich.
Gestartet wird mit dem frischen, kraftvollen und mitreißenden Rocker "Lay It On The Line", der über eine starke, einprägsame Gesangsmelodie verfügt und darüber hinaus mit jeder Menge Power gebracht wird. Nach dem gelungenen Einstand gibt es mit "Under My Sway" eine Disco-infizierte Nummer, die hinter dem Groove aber auch Keith Richards-mässige Riffs auffahren kann. Man variiert stilistisch also bereits hier, nicht jedoch ohne die tief im Sound der Electric Saints verwurzelten Rock-Elemente außen vor zu lassen. Eine bunte Mischung stilistischer Vielfalt deutet sich an.
Was folgt, ist ein geschmackssicherer Mix aus Rock, Singer/Songwriter und Americana-Material, dessen Größe sich eigentlich schon bei den ersten Durchläufen andeutet, einen aber bei vermehrtem Anhören so richtig in seinen Bann zieht. Ja, und dann kommen die Cover-Songs, gleich alle drei direkt hintereinander. Charley Pattons "Hang It On The Wall" macht den Anfang, ein Uptempo-Rock'n'Roller erster Güte, überragend gebracht und von einem tollen Honky Tonk-Piano veredelt. Die Krönung des Tracks stellt dann das Ende dar, wenn von der elektrischen in eine akustische Version übergeblendet wird und das Trio die Nummer mit akustischen Instrumenten und toller Slide-Arbeit beschließt.
Gefolgt von Freddie Kings treibendem Blues "Someday After A While", bei dem Mauerer einmal mehr seine Künste an den sechs Saiten und Martin Richter sowie Levin Dunkerbeck ihr geballtes Feeling bestens an den Mann und zum Ausdruck bringen können. Nicht nur klasse gemacht, sondern ganz großes Kino! Schließlich wird uns der Soul-Klassiker "Do Right Woman" geboten, bei dem sich Mauerers Gesang recht nahe an dem eines Gram Parsons aufhält, was grundsätzlich schon mal gar kein Fehler sein kann.
Nach einem cool-groovig rockenden "The Sound Of Waiting" folgt das Country-beeinflusste "Cowboy Movie", das gar Soundtrack-Qualitäten hat und dennoch soviel mehr ist, als dass man es nur darauf beschränken könnte. Bei dieser Nummer hebt Mauerer dann vollends ab und fliegt mit seiner Gitarre förmlich davon. Das ist allererste Sahne und definitiv eines der Highlights von "A Day At Kitty Hawk". So cool akustisch wie einmal mehr mit starkem Songwriting und Umsetzung versehen, wird die Scheibe dann schließlich mit "A Theory Of Light" beendet.
Musikalisch gibt es an "A Day At Kitty Hawk" nullkommanix zu bemängeln! Songwriting, Einspielung, die Arrangements sowie der Sound sind hochprofessionell und sehr gut. Als einziger Kritikpunkt ist anzumerken, dass der Gesang bei manchen der Stücke noch etwas zu verhalten rüberkommt. An dieser Stelle wurde zugunsten einer sauberen und genauen Darbietung dann ein bisschen auf die Spontanität und das 'Losgelöste' verzichtet. Dass der Marco Mauerer aber auch das kann, zeigt er nicht nur bei "Lay It On The Line". Tatsächlich ist dies aber nur eine durchaus zu verschmerzende Kleinigkeit, die der Scheibe eigentlich nichts anhaben kann.
Davon abgesehen haben wir es hier mit einem spannenden Album mit starken Songs zu tun, dem eigentlich noch mal ein Stückchen mehr Respekt entgegen gebracht werden muss, wenn man die Tatsache bedenkt, dass die Aufnahmen in gerade mal sieben Tagen unter Dach und Fach gebracht wurden. Drücken wir den Jungs die Daumen, dass doch noch einmal eine Plattenfirma auf sie aufmerksam wird. Verdient hätten sie es aufgrund der hier vorhandenen Qualität allemal!!
Line-up:
Marco Mauerer (lead vocals, guitars, piano, harp, percussions)
Martin Richter (bass, mandolin, backing vocals)
Levin Dunkerbeck (drums, backing vocals)
Tracklist |
01:Lay It On The Line
02:Under My Sway
03:Sunrise
04:Already through With It
05:Attitude Adjustment
06:So Lovely To Be Wanted
07:Hang It On The Wall
08:Someday After A While
09:Do Right Woman
10:The Sound Of Waiting
11:Cowboy Movie
12:A Theorie Of Light
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