Shemekia Copeland / Never Going Back
Never Going Back Spielzeit: 47:56
Medium: CD
Label: Telarc, 2009
Stil: Blues & More

Review vom 22.02.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Nach der Review ist vor der Review.
Jetzt schlägt's 13!
Die Rezension zu Derek Trucks' Album Already Free war noch keine 24 Stunden alt und ich schaue auf meinen To-Do-Stapel. Klar, die neue CD von Shemekia Copeland ist auch reif.
Noch bevor der Player die ersten Töne des Openers freigibt, traue ich meinen Augen nicht.
Ihre Begleitmusiker für das neue Album hatte ich doch erst in das Line-up für den Trucks-Silberling eingetragen. Die Copeland hatte auf ihren Vorgänger-Alben schon klasse Leute an Bord. Dr. John, Chuck Leavell, Steve Cropper oder Steve Potts (Luther Allison, Joanne Shaw Taylor).
Aus dem aktuellen Line-up könnte man vermuten, dass Shemekia Copeland neue Wege beschreitet.
Wenn schon Ted Pecchio, Tyler Greenwood, Kofi Burbridge und sogar Mike Mattison dabei sind, kann ich es vorweg nehmen: Derek Trucks fehlt.
Dafür taucht dann ein John Medeski auf und mit Chris Wood haben wir zwei Drittel der Gruppe Medeski, Martin & Wood zusammen. Gitarrist Oliver Wood und Marcus Henderson wiederum sind Mitglieder bei King Johnson.
Ach so, Marc Ribot (The Lounge Lizards) ist ebenfalls vertreten.
Das alles liest sich nach Runderneuerung. Immerhin ist ihr Tour-Gitarrist Arthur Neilson wenigstens noch auf zwei Songs zu hören.
"Never Going Back" ist keine 180º Kehrtwendung der Sängerin, allerdings erweitert sie ihren musikalischen Horizont. Am deutlichsten wird das im Joni Mitchell-Cover "Black Crow". Die Copeland singt den Jazz und das, kein Wunder bei der Stimme, klasse. Kann man Blue Notes auch singen? Chris Wood zupft den Kontrabass und Marc Ribot, eh im Jazz verwurzelt, zupft zusammen mit Oliver Wood Gitarre. John Medeski spielt perfekte Fills und soliert dann auch noch auf seiner Hammond B-3.
Schon der Erstling auf dem Album offenbart die Qualitäten der Johnny Copeland-Tochter. O. Wood spielt eine messerscharfe Slide-Gitarre und mit Ike Stubblefield sowie Kofi Burbridge sind gleich zwei Tastenmänner an unterschiedlichen Arbeitsgeräten (Wurlitzer, Hammond) unterwegs. Allerdings bleiben die beiden Musiker im Hintergrund. Eindeutig führt Wood den Track an.
Arthur Neilson: Einerseits in dem Hammer-Song "Dirty Water". Nein, nicht der von Status Quo... Es ist die kleine Perle von Buddy & Julie Miller. John Mayall fand anlässlich seines
70. Geburtstags ebenfalls Gefallen an der Nummer. Andererseits ist Neilson im Rausschmeißer "Circumstances" zu hören. Er slidet im erstgenannten Song auf Wood-Niveau, allerdings verpasst er seiner Gitarre einen nicht so schneidenden Sound. Alleine schon die Copeland-Einleitung, gesungen über einer schlichten Gitarren-Begleitung ist äußerst prickelnd. Der Song ist wie gemacht für die Bühnen dieser Welt, denn irgendwann geht der Track ab. Greenwood haut einem die scheppernden Becken-Klänge genüsslich um die Ohren. O. Wood entlässt gegen Ende wegen guter Führung aus seiner Baritone-Gitarre den einen oder anderen twangigen Ton.
Der zweite Track, aus der Feder ihres Vaters ist ein Low-down-Blues mit Neilson an der Rhythmus-gebenden akustischen Gitarre. O. Wood slidet wohl auf einer Dobro, so klingt es zumindest. Einer der ganz intensiven Momente des Albums, aber das war bei Songs vom Vater schon immer so.
"Limousine" ist eine Komposition der Big Johnson-Band und mit einem so derartig rockenden Fundament haben wir die Protagonistin noch nicht gehört, zumindest nicht auf Platte.
Dieses neue Image steht ihr sehr gut. Na ja, bei dieser talentierten und famosen Stimme geht wohl fast alles. Jedenfalls braucht sich Shemekia Copeland für derartige Ausflüge nicht extra schick zu machen. Sie überzeugt auch so.
Brodelnd funkender Soul ist die Percy Mayfield-Nummer "River's Invitation" und ausgelassene Stimmung erzeugt "Rise Up". Ja, hört euch den Track an, es ist das neue Gesicht der Copeland, zumindest, wenn sie sich mit diesen Musikern umgibt. Etwas, was der Hörer immer gebrauchen kann... gute Musik. In diesem Fall ein straighter Rocker mit souligem Chor. Die Drei-Mann-Combo, bestehend aus O. Wood, Ted Pecchio sowie Tyler Greenwood (wieder diese Becken) lassen es richtig krachen und man könnte diese Nummer auch getrost in eine Southern Rock-Ecke stellen. Die Copeland und Southern Rock... kann mich mal jemand kneifen?
Das "Big Brand New Religion" ist die Hochzeit des Rock'n'Rolls auf dem Album.
Copelands Suche nach neuen Ufern hat sich wirklich gelohnt.
"Never Going Back" ist flexibel in der Stilen, die Sängerin hat eine über jeden Zweifel erhabene Stimme. Shemekia Copeland wird ihren Fan-Kreis erweitern...
Line-up:
Shemekia Copeland (vocals, backing vocals)
Oliver Wood (guitar, slide guitar, baritone guitar, backing vocals)
Arthur Neilson (slide guitar - #2, guitar - #12)
Marc Ribot (guitar - #4,6,7,11)
Ted Pecchio (bass - #1,2,3,5,8,9,10, backing vocals - #3,10)
Chris Wood (bass - #4,6,7,11)
Ike Stubblefield (Hammond organ - #1)
Kofi Burbridge (Wurlitzer - #1,7,9, backing vocals # 3)
John Medeski (Hammond organ - #3,6)
Tyler Greenwood (drums, percussion - #1,2,3,4,5,8,9,10,11)
Marcus Henderson (tambourine, backing vocals - #7,11)
Mike Mattison (backing vocals - #3)
Chonda McKnight (backing vocals - #7,11)
Tracklist
01:Sounds Like The Devil (3:33)
02:Dirty Water (4:41)
03:Broken World (3:40)
04:Never Going Back To Memphis (6:10)
05:The Truth Is The Light (3:29)
06:Black Crow (4:10)
07:Born A Penny (3:28)
08:Limousine (4:00)
09:River's Invention (3:40)
10:Rise Up (3:23)
11:Big Brand New Religion (3:55)
12:Circumstances (3:34)
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