»A Tornado of slinky slide guitar« ist auf dem Waschzettel zum vierten Album von Tom Coerver & Goin' South zu lesen. Das kann ich zu 100% bestätigen! Genau wie die Bewertung meines geschätzten Kollegen Norbert, der in seinem Review zu dem Coerver-Album Thirds… & More von »kompromisslosem Schmirgelpapier-Blues Rock« gesprochen hat.
Doch die beiden Thesen gelten nur mit Einschränkungen, denn bei diesem neuen Werk des amerikanischen Multi-Instrumentalisten sind doch etliche seichtere Töne, sprich Balladen, mit im Programm, was natürlich durchaus nicht abfällig zu bewerten ist. Im Gegenteil, belegt die Songauswahl doch nur die gesamte musikalische Vielseitigkeit von Tom Coerver.
So ist der Meister auf sieben der fünfzehn Songs im Alleingang zu hören. Ganz im Stil seiner Alben "Backwater Tales" (2003) und "Waterfront View" (2005) ist er hier als 'One Man Band' zuständig für alle anfallenden Tätigkeiten. Darunter befinden sich auch die drei Cover-Versionen, die den Weg auf diese Scheibe gefunden haben.
Herausgekommen sind dabei einige herausragende Perlen in Sachen Southern Rock. Schon der Opener "Both Feet (On The Ground)" gräbt sich mit sägender Slide und optimal dazu passenden Pianoläufen so richtig ins Ohr. Das ist die Musik der Südstaaten, wie ich sie schätze.
Rauh und kompromisslos kommt auch "Blood On The Pavement" daher, bei dem Tom auch noch richtig dreckige Vocals rüberbringt. Unterlegt wird der Song durch ein sehr differenziertes Drumming, das schon fast in Jazz-Gefilde abdriftet.
Auch "Sight To The Blind" können wir bei diesen Titeln noch mit einordnen. Hier geht es treibend nach vorne, wobei wieder die Slide-Gitarre für die nötige Power sorgt. Dieser Song gehört, genau wie das folgende "Best Day Of My Life", das nach dem gleichen Muster gestrickt ist, zu den eingängigsten Werken dieses Albums. Wenn sich Tom Coerver den Flaschenhals überstreift, dann gibt es einfach kein Halten mehr und jeder Hörer lauscht diesen Tönen fast andächtig.
Schwerer als das Original von Lynyrd Skynyrd geht "Saturday Night Special" ab. Die Gitarre kommt rauer und schleppender rüber, und die Hammond tut ein Übriges zum Gelingen dieses Coversongs. Ohne Zweifel ist das ein Highlight auf diesem Silberling.
Übertroffen wird er nur noch von der unglaublich intensiven Ballade "Road To Nowhere", die mir nach mehrmaligem Anhören einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Doch es kommt noch gefühlvoller, denn es folgt mit "Find Your Way Back Home" ein noch größerer Schmachtfetzen. Zeit für angezündete Feuerzeuge und innige Umarmungen ist angesagt, und nun klingen die Vocals auf einmal ganz klar und rein und lassen fast zwangsläufig wehmütige Erinnerungen hochkochen. Auch die ruhige Schiene beherrschen Tom Coerver & Goin' South also perfekt.
Wenn ich die Besprechungen der älteren Alben lese, so komme ich unweigerlich zu dem Eindruck, dass Tom bei seiner neuesten Scheibe durchaus noch an Vielseitigkeit zugelegt hat. So gibt es mit "I'm Goin' South" auch noch einen Boogie in Reinkultur auf die Lauscher, der ebenfalls nicht von schlechten Eltern ist.
Die harte und knochentrockene Up-Tempo-Nummer "Tomorrow Will Be Anxious (For Itself)" räumt dann erstmal jedes übrig gebliebene Staubkörnchen aus dem weiteren Umkreis der Anlage. Was für ein Kracher. Da kann dem Hörer Angst und Bange werden. Diese Power hat schon fast etwas Bedrohliches…
Und kaum ist diese Rock-Granate verklungen, da geht es schon süßlich weiter. "Ego Tripping (At The Gates Of Hell…)" legt fast eine Schleimspur auf die Auslegeware. Unglaublich, was für Kontraste bei dieser Scheibe hörbar werden.
Ich will jetzt an dieser Stelle gar nicht weiter auf die restlichen Songs des Albums eingehen, da das den Rahmen dieses Reviews sprengen würde, aber auch so ist wohl klar geworden, dass mit "From The Mud…To The Sky" eines der vielschichtigsten Alben entstanden ist, das dem Genre Southern Rock zuzuordnen ist. Meine Hochachtung vor so viel Wandlungsfähigkeit!
Line-up:
Tom Coerver (lead vocals, slide guitar, electric &acoustic guitars, dobro, keyboards, congas, all sounds - # 3, 7, 9-11, 13, 14)
Bill Doran (electric & acoustic bass, vocals)
Patty Houk (vocals, percussion)
Keith Simoneaux (drums, percussion)
special guest:
Tom Barrow (drums - #4, 6)
Tracklist |
01:Both Feet (On The Ground)
02:I'm Goin' South
03:Blood On The Pavement
04:Sight To The Blind
05:Forward In Reverse
06:Best Day Of My Life
07:Saturday Night Special
08:On The Road To Nowhere
09:Find Your Way Back Home
10:Tomorrow Will Be Anxious (For Itself)
11:Ego Tripping (At The Gates Of Hell…)
12:In The Dusk
13:Angels & Fuselage
14:The Christian Life
15:Fat 'Lanta Strut
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