Nach seinem Delmark Records-Debüt Leaving Mood ist "John The Conquer Root" der Nachfolger des amerikanischen Sängers, Gitarristen und Komponisten Toronzo Cannon. Die Rezension des Label-Erstlings schloss mit den Worten: »Der zweiundvierzigjährige Mann aus Chicago hat mich überrascht.« Die Verblüffung hält bei "John The Conquer Root" an und paart sich mit der Überzeugung, dass dieser Musiker im Feld der Blueser noch weit nach vorne kommen wird. In seinem Alter ist man in den besten Jahren, von rostigem Eisen keine Spur. Mit seiner bewährt-guten Band hat er vorliegende Platte im Riverside Studio in Chicago eingespielt und einige formidable Gäste mitmachen lassen.
Toronzo Cannon zeigt sich in einigen Tracks, alle aus seiner Feder stammend, als ein echter Blues-Rocker, auch wenn sein Sakko auf dem Coverbild eine andere Sprache spricht. Dafür darf die Flying-V wohl entsprechende Hinweise geben. Der Mann kann richtig gut rocken. Wie im Tiefflug eines Düsenjägers schlängelt er sich durch den Grand Canyon seiner Musik.
Alleine schon mit dem eröffnenden Stück "John The Conquer Root" schlägt der Protagonist mit dem Vorschlaghammer einen Blues Rock-Pflock in den steinharten Boden des 12-Takters. Die fast sechseinhalb Minuten werden am Ende der CD noch durch "Root To The Fruit ... She's Mine (Reprise)" übertroffen. Der Opener ist heftig, aber in keiner Weise überzogen. Toronzo Cannons Stimme hat den Reibeisen-Faktor und seine Gitarre verfügt hier über einen klasse verzerrten Ton. Im Solo ist er phasenweise nicht ganz so weit entfernt von einem Jimi Hendrix und in den fast drei Minuten Verlängerung kommt sein Spiel aus dem Blues Rock-Himmel quasi im freien Fall, ohne Fallschirm oder doppelten Boden. Diese beiden Nummern sind der Hammer!
Als Ausgleich fungiert sozusagen das Lied "Let It Shine Always". Hierbei handelt es sich um nur vom Feinsten fingergepickte akustische Gitarren, die der Protagonist sowie Joanna Connor spielen. Den Gesang überlässt er ihr und seinem Label-Partner Mike Wheeler. Soulige Stimmen bestimmen die Szene und die Sechssaiter sind zeitlos intonierte Begleiter des Gesangs.
Wenn dann gleich danach "Sweet, Sweet, Sweet" dran ist, kann der Kontrast nicht größer sein. Joanna Connor bleibt im Line-up dieser Nummer. Im Booklet wird nicht angegeben, wer für die dominant-furiose Slidegitarre zuständig ist, aber im Informationsblatt der Plattenfirma wird die Musikerin genannt. Gepaart mit einem heftig-groovenden Boogie ist dieses Stück nicht unbedingt süß, sondern bissig wie ein streunender Hund.
Unterschätzen darf man auch nicht die Teilnahme von Omar Coleman an der Harp. Er ist zwar nur in drei Liedern aktiv, aber hinterlässt in "Shame", einem mit verteufelt tollen Rhythmus unterlegtem Stück, und "Big Ray Bop" einen sehr positiven Eindruck. Ihm kommt in den Songs dann auch in gewisser Weise die Leader-/Solisten-Rolle zu. Gleich vier Leute bilden die Gebläseabteilung. Im von Soul/R&B durchsetzten "I've Been Doing Fine" kommen zusätzlich noch die Backing Vocals von Kay Reed, Theresa Davis sowie Vanessa Holmes ganz groß raus. Die Blech- und Holzinstrumente sorgen hier eher für Big Band-Klänge. In "Been Better To You" sind sie dann die Stakkato-Lieferanten, direkt aus der Funk-Küche.
Im Vergleich zum ersten Stück hat "Gentle Reminder" ebenfalls den 12-Takter-Rock im Gepäck und gefällt genauso wie das Titelstück. Es mag bis hierher der Eindruck entstanden sein, dass Toronzo Cannon in der balladesken Abteilung keine Aussagen trifft. Dem ist nicht so, denn für "You Made Me This Way" entführt er uns zusammen mit seiner Band in einen Nightclub. Die sechs Minuten zeigen, wie intensiv man einen Slow Blues mit Jazz-Versatzstücken servieren muss, damit man sich bei beim Kellner noch einen Drink bestellt.
So gesehen ist der Amerikaner mit nur zwei ruhigeren Nummern doch im mehr oder weniger wilden Wasser unterwegs. Dabei sorgen Toronzo Cannon & Co. für erstaunlich viele, heftige Stromschnellen und flotte Gegenstromanlagen, die alle zusammen ein Bild ergeben, vor dem man Stunden verbringen könnte. In diesem Sinn ... Cannon kaufen.
Line-up:
Tornonzo Cannon (vocals, lead guitar)
Lawrence Gladney (rhythm guitar)
Roosevelt Purifoy (organ, piano)
Larry Williams (bass)
Dave Forte (bass - #2,7,9,11)
Brian 'BJ' Jones (drums)
With:
Joanna Connor (vocals - #10, guitar - #10,11)
Omar Coleman (harmonica - #1,6,9)
Kenny Anderson (trumpet - #3,8)
Norman Palm (trombone - #3,8)
Dudley Owens (tenor saxophone - #3,8)
Jerry DiMuzio (baritone saxophone - #3,8)
Kay Reed (backup vocals - #3,12)
Theresa Davis (backup vocals - #3,12)
Vanessa Holmes (backup vocals - #3,12)
Mike Wheeler (vocal - 10)
Tracklist |
01:John The Conquer Root (6:17)
02:I've Been Doing Fine (5:40)
03:Cold World (5:06)
04:Gentle Reminder (5:05)
05:If You're Woman Enough To Leave Me (4:04)
06:Shame (4:47)
07:You Made Me This Way (5:55)
08:Been Better To You (4:36)
09:Big Ray Bop (5:10)
10:Let It Shine Always (3:06)
11:Sweet, Sweet, Sweet (4:51)
12:Root To The Fruit … She's Mine [Reprise] (2:51)
(all songy by Toronzo Cannon)
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