Sauber, jetzt rappelts aber mächtig im französischen Karton! Hatten wir doch kürzlich erst die Metal-Band Peach (ftl) mit ihrem Album Addiction vorgestellt, so schneit uns jetzt Xavier Caféïne ins Haus. Aber der gute Mann kommt dann doch eher von weiter weg, stammt er doch aus dem nordamerikanischen Quebec in Kanada. Nichtsdestotrotz ist die von Caféïne (der durchaus zweisprachig ist) bevorzugte Wahl das Französische, so wie es im frankokanadischen Quebec nunmal Amtssprache ist.
Musikalisch weht mir beim Anhören von "Gisèle" ein erfreulich frischer Wind um die Nase. Caféïne präsentiert eine Mischung aus Rock mit eingewobenen Punk-Elementen, die hier und da auch mal von Elektro-Pop aufgelockert werden. Auf Radio-Einsätze hat der Mann dabei sicherlich nicht spekuliert, sondern vielmehr sein ganz eigenes Ding durchgezogen. "Gisèle" ist bereits sein viertes Album, jedoch das erste, das auch in Deutschland erscheint. Wirklich beachtlich ist, dass der Kanadier hier so gut wie alle Instrumente selbst eingespielt hat und sich lediglich am Schlagzeug des Öfteren mal von anderen Musikern unterstützen ließ. Ein Arbeitsstil, der, wie uns die Vergangenheit gelehrt hat, meistens in die Hose geht, bzw. das Endprodukt eher steril wirken lässt.
Nicht so bei Xavier Caféïne. Und das geht schon ziemlich gut ab, wenn man den Rockfaktor von Stücken wie "1-2-3-4", "Gisèle" oder "La Fin Du Monde", "OK!" und, und, und… mal betrachtet. Aufgrund des Französichen kann ich die (lt. Promotion-Infoblatt sehr gesellschaftskritischen) Texte leider nur bruchstückhaft mitverfolgen, aber dafür sind die dann im Booklet des übrigens klasse aufgemachtem Digi-Packs enthalten. Und wenn man das Textblatt gänzlich auseinanderfaltet und umdreht, kann man sich den Kanada-Xavier sogar als Poster an die Wand hängen. Auch schön!
Obwohl viel mit dem Sound experimentiert wird, ist die Produktion sehr zeitgemäß und modern. Caféïnes Gesang kommt rotzig, aber mit kontrollierter Aggressivität. Nicht schön, aber auch nicht direkt 'in your face', wie zum Beispiel der von Johnny Rotten. Ich hatte bereits erwähnt, dass die Songs sehr frisch rüberkommen. Es wird die volle Punk-Attitüde aufgefahren, dies jedoch so abwechslungsreich, dass man gar nicht merkt, wie schnell die knapp 50 Minuten an einem vorbeiziehen. Eher einen Ausreißer stellt das nur mit Piano und Bass gebrachte Instrumental "Eric Satie" dar, das einmal mehr die Vielseitigkeit Caféïnes unter Beweis stellt.
Im Frühling 2008 wird Xavier dann als Support-Act eines noch nicht bestimmten Headliners die deutschen Bühnen zerlegen. Und speziell hier liegen nach Angaben seiner Promo-Agentur die absoluten Stärken dieses noch relativ jungen Künstlers. Also aufpassen! »Aufpassen ist besser als verpassen«, sagt mein Schwiegervater immer.
"Gisèle" bekommt von mir wegen seiner starken Songs, einer kompakten und kräftigen Produktion sowie der gesund-harten Einspielung 7,5 RockTimes-Uhren verpasst. Ein tolles Album, das es verdient, angecheckt zu werden. Ach, und hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass Xavier Caféïne beim Intro sowie Outro der Scheibe auf das Song-Thema von "Viva" der deutschen Elektronik-Band La Düsseldorf zurückgegriffen hat? Auch hier kann man bescheinigen: Die Achse Quebec - Düsseldorf macht was her!
Line-up:
Xavier Caféïne (vocals, all instruments)
Pat No (drums - #2, 4, 5, 6, 7, 12, 14)
Michel 'Away' Langewin (drums - #8, 10, 11)
Tracklist |
01:Intro
02:1-2-3-4
03:Montréal (Cette Ville)
04:Gisèle
05:La Fin Du Monde
06:OK!
07:Le Feu
08:Babylone
09:Eric Satie
10:Cheminant A La Ville
11:Les Corbeaux
12:L'aéroport;
13:Corbillard
14:Pékin Love
15:La Paix
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