Bob Dylan zählt sicherlich auch zu einem der vielen Wegbegleiter durch mein musikalisches Leben, ohne dass sich aber jemals ein Maß an Herzblut für diesen ohne Zweifel erhabenen Künstler entwickelte, wie es beispielsweise bei meinem geschätzten Kollegen Markus Kerren wohl der Fall zu sein scheint. Sein "Blowin' In The Wind" wurde mal als einer der ersten Songs im Englisch-Unterricht besprochen, irgendwann lieh mir ein Klassenkamerad seine "Infidels"-LP aus (die mir recht gut gefiel), ansonsten beschränkten sich meine Berührungspunkte auf Coverversionen seiner von vielen Bands interpretierten Klassiker, die einem unweigerlich beim Wachsen einer Tonträger-Sammlung über den Weg laufen.
Natürlich liest man auch, was in Gazetten über den heute inzwischen 68-jährigen berichtet wird, schließlich werfen Werke oder Konzerte eines intellektuellen rockmusikalischen Poeten seines Kalibers sofort Unscharen von Kritikern auf den Plan. Mehr aber auch nicht. Sein neues Album "Together Through Life" landete somit auch eher ungewollt bei mir zuhause. Es galt wohl als kleines Dankeschön eines Bekannten, dem ich regelmäßig mein großes Fachwissen und meine Lebenserfahrung neben diesem Gebiet, auch in einem anderen (sportlichen) Bereich zur Verfügung stelle...
Tja, was soll man zu Zimmermanns neuem Werk großartig schreiben. Auch wenn mich das Gros seiner vermutlich immer noch Flanellhemden tragenden Jünger am liebsten steinigen würde, ich kann dem Teil insgesamt wenig abgewinnen. Es offeriert außer Dylans wirklich in den Bann ziehenden, charismatischen Gesang (dem man automatisch Respekt zollt), instrumentell tadellosen Musikerleistungen (kein Wunder bei versierten Mitstreitern wie Los Lobos-Multiinstrumentalist David Hidalgo, oder Heartbreaker Mike Campbell) eher eine langweilige Blueskost, die man zigfach schon bei anderen Interpreten serviert bekommen hat ( J.J. Cale, Tom Waits, einige schwarze Blueser Marke Waters & Co. - Willie Dixon ist übrigens einmal Co-Autor, Van Morrison). Dabei kommen mir einige Songs so gar schon fast ein wenig abgekupfert vor (Bei "If You Ever Go To Houston" könnte Knopflers "Walk Of Life" Pate gestanden haben, "Forgetful Heart" erinnert mich ziemlich stark an J.J. Cales "Sensitive Kind").
Überraschend der Auftakt "Beyond Here Lies Nothin'", das fast im samba-typischen Santana-Ambiente vorgetragen wird. Ein gewisses mexikanisches Flair zieht sich ergänzend zum starken Bluesanteil wie ein roter Faden durch das Gesamtprodukt. Mit dazu beitragend besonders der o.a. David Hidalgo, der mit regelmäßigen Akkordeon-Quietschern aufhorchen lässt. Die Texte des von Dylan unter seinem Pseudonym Jack Frost produzierten Silberlings wurden übrigens in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Jerry Garcia-Schreib-Gefährten Robert Hunter verfasst.
Meine Favoriten befinden sich ganz am Ende des Werkes. Der flockige, kauzig schrammelnde Blues-Rock'n'Roller "Shake Shake Mama" bringt einen für seine Verhältnisse ungewohnt fröhlichen Protagonisten zum Vorschein, "I Feel A Change Comin' On" entpuppt sich als regelrechte Killerballade Marke Van Morrison (klasse E-Solo von Campbell), der Sarkasmus unserem heutigen Leben gegenüber im recht rhythmischen aber größtenteils in Sprechgesangsmanier vorgetragenen "It's All Good" (sehr slideträchtig) weckt Sympathien und Solidarität zum sich hier zeigenden Gesellschaftskritiker Dylan.
"Together Through Life" ist eine Scheibe, die mich persönlich nicht vom Hocker haut, ja sogar vom musikalischen Gehalt her eher langweilt, weil es gerade auf dem Bluesterrain sicherlich wesentlich Bessere gibt, aber letztendlich auch eine große Anzahl von Fürsprechern finden wird. Wer gerne traditionellen Blues hört und auch mit Tex-Mex-/Cajun-Anleihen keine Probleme hat, für den ist das der richtige Stoff. Bob Dylan bleibt auch hiermit ein polarisierender Musiker, der aufgrund seines Hangs zum Experimentellen (auch wenn das hier nun wirklich nichts Innovatives darstellt) wieder für viel Gesprächsstoff sorgen wird. Er ist halt einer, und das muss man ihm lassen, der was zu sagen hat und dem man, wenn man die Gelegenheit hat, auch zuhört. Diese Scheibe weist auf jeden Fall eine recht sympathische Note auf. Gönnen wir ihm somit, dass er uns mit seinen Outputs noch weitere Jahre durch unser Leben begleiteten möge.
Grits Meinung zur Platte gibt es hier zu lesen.
Tracklist |
01:Beyond Here Lies Nothin'
02:Life Is Hard
03:My Wife's Hometown
04:If You Ever Go To Houston
05:Forgetful Heart
06:Jolene
07:This Dream Of You
08:Shake Shake Mama
09:I Feel A Change Comin' On
10:It's All Good
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Externe Links:
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