Mit seinem mittlerweile fünften Album hat Boo Boo Davis, nach Drew Mississippi wieder einmal etwas besonderes zu bieten.
Nach der Verquickung von Blues und Scratching sowie Sampling, wurde die neue CD im Trio eingespielt. Allerdings nicht in der traditionellen Besetzung, sondern ohne einen Bassisten. Was während der Frühjahrstour des Jahres 2008 zunächst als verrückte Idee in die Tat umgesetzt wurde und beim Publikum sehr gut ankam, schlägt sich nun auf "Name Of The Game" nieder.
Für die Aufnahmen packte Jan Mittendorp die Bariton-Gitarre aus.
Ob man es glaubt oder nicht, ein Bassist wird nicht vermisst.
So wird aus einer abgetörnten Idee Realität und die dreizehn Stück kommen aus einem Aufguss. Klasse, was man im Trio oder Duo an Songs geschrieben hat, wobei man sich den Luxus erlauben kann, "Who Stole My Booty" nochmals neu einzuspielen. Diesen Track gab es bereits auf dem Vorgänger.
Davis, einer Musiker und Sänger, der aus dem Delta stammt, knüpft abermals einen herrlichen Blues-Teppich mit seiner Harp, die er verdammt oft zum Einsatz bringt. Fast könnte man sagen, "The Name Of The Game" sei ein Harp-Album, wenn, ja wenn da nicht ein Mittendorp mit seinen Gitarren auf Wanderschaft geht. Er serviert so herrlich unterschiedliche und in ihrer Differenzierung variierende Sounds, die selbstredend für Abwechslung sorgen und damit Hörspaß pur bieten.
Ein Stück wie "I'm Comin Home" könnte glatt aus dem Song-Reservoir eines Muddy Waters stammen. Davis hat eh schon eine markante Stimme und verpasst ihr durch den öfteren Gebrauch des Harp-Mikrofons zum Singen einen verfremdeten Charakter.
Einerseits ist die CD ein Groove-Meister vor dem Herrn, anderseits ist sie von einem billanten Chicago-Rhythmus geprägt. Natürlich groovt der Windy City-Blues auch, allerdings haben die Kompositionen so etwas von der Eigenart zweier Mannschaften beim Tauziehen. Mal liegt der Vorteil bei der einen, mal bei der anderen Mannschaft und wenn schon ein solches Vergleichsbeispiel, dann gibt es nach 50 Minuten keinen Sieger. Oder doch, denn der 12-Takter ist bei dem Spiel des Trios eindeutig der Gewinner.
Dass man "Who Stole My Booty" abermals ins Spiel gebracht hat, ist durchaus nachvollziehbar, denn der Song ist schon klasse und Mittendorp bringt von Psycho-Blues über Wah Wah-Antrieb und wenn ich mich nicht verhört habe, auch Slide-Gitarre ins Geschehen ein. Das alles in einem Stück... Respekt!
Vom Mittelmaß einer Produktion wie "The Name Of The Game" ist man um Meilen entfernt. Auch klanglich hat man die Spielsteine auf dem Brett genau in eine ideale Richtung bewegt, oder, anders ausgedrückt: Eine Serie von Sechsen zeigte der Würfel an. Bei der Produktion ist Eric Spanijers zum Trio gestoßen und der ist auch allein verantwortlich für Mixing und Recording.
Eine etwas andere Nummer ist "It's A Shame", weil hier der niederländische Gitarrist eine tolle retro-anmutende Gitarre nach Art der 50er-Jahre spielt.
Mit "Hot Foot" gibt es ein herzhaftes Funk-Stück auf die Ohren. Tiefer gelegte Wah Wah-Gitarre satt und funky Links sind die prägenden Merkmale dieser zweieinhalb Minuten und direkt danach begibt man sich abschließend wieder auf den mehrspurigen Highway des Groove: "St. Louis Woman".
"Dirty Dog" ist eine Spieleröffnung nach Maß und versetzt den Hörer in eine ausgezeichnete Position, um sich den folgenden zwölf Tracks zu widmen. Mit diesem frisch dargebotenen Album hängen die drei Akteure eindeutig am Tropf der Aktualität des Blues-Genres und der Protagonist sollte durch dieses Album den Radius seines Fan-Kreises um eine ordentliche Größenordnung erweitern.
"I'm So Tired" ist eine Midtempo-Blues-Perle mit hypnotischem Outfit. Stoische Drums und eine repetative Gitarren-Linie, die Mittendorp punktuell nur ein klein wenig ausschmückt. Womit imitiert Davis bloß dieses Baby-Geschrei? Klingt nach einer Kazoo.
Schade ist, dass man im fein gestalteten Booklet darauf verzichtet hat, die Texte abzudrucken. Die kurze Davis-Biografie ist mit
»This is how Mississippi Blues Sounds in 2008«
überschrieben. Treffender kann man den Inhalt des Albums in einem Satz nicht zusammen fassen.
Mit "Lonely All By Myself" hat man die ultimative Ballade am Start und diese glänzt durch einen perfekten Gerritse-Rhythmusteppich. Der Drummer hat schon mit Memo Gonzalez sowie Popa Chubby gespielt und war Mitgründer der Marcel Scherpenzeel Band. Dort bediente er das Schlagzeug bis zum Jahr 2004.
Wieder hat ein Black & Tan-Künstler voll überzeugt und wenn man die bereits zitierte Lebenslauf-Überschrift zu Grunde legt, hat "The Name Of The Game" auch Auswirkungen über das Jahr 2008 hinaus.
Folglich sind 8,5 von 10 RockTimes-Uhren für dieses Vorzeigealbum nicht untertrieben.
Line-up:
Boo Boo Davis (vocals, harmonica)
Jan Mittendorp (guitar)
John Gerritse (drums, percussion)
Tracklist |
01:Dirty Dog (4:10)
02:I'm Comin Home (4:51)
03:Stay From The Casino (3:45)
04:Want Nobody Tell Me How To Live My Life (4:12)
05:Tryin To Get Ahead (3:22)
06:Name Of The Game (3:02)
07:Who Stole My Booty (4:42)
08:Why You Wanna Do It (3:12)
09:Lonely All By Myself (3:33)
10:It's A Shame (3:55)
11:I'm So Tired (5:05)
12:Hot Foot (2:35)
13:St. Louis Woman (2:36)
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