Brad Dunn Band / Gravy
Gravy Spielzeit: 38:14
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Southern Rock

Review vom 13.01.2014


Steve Braun
Was Brad Dunn bewogen hat, seine erste Band Ellis County umzuformieren und nun unter neuem Namen, schlicht Brad Dunn Band genannt, eine neue Richtung einzuschlagen, darüber kann nur spekuliert werden. Während Ranch Cat scheinbar ein 'porentief lupenreines' Country Rock-Album war, so liefert der Texaner mit "Gravy" und teilweise den gleichen Musikern nun mustergültigen Southern Rock ab. Dabei hat er immerhin sechs Stücke und damit die Mehrzahl der Songs von seiner ersten Scheibe übernommen und neu arrangiert - ein Umstand, der bei mir zumeist ein reflexartiges Stirnrunzeln verursacht: Was will uns der Mann denn damit sagen? Dass die ersten Versionen nicht gut genug, neue Ideen Mangelware waren?? Wenn ich diese Fragen ebenso wie meine Unkenntnis über "Ranch Cat" komplett ausblende und mich ausschließlich auf "Gravy" konzentriere, muss ich allerdings konstatieren: Gerade diese sechs 'alten' Songs sind bärenstark und bilden nun auch das Korsett der reformierten Brad Dunn Band!
Der Spirit von Patsy Cline (1963 bei einem Flugzeugabsturz in Tennessee mitten aus der Blüte ihrer Karriere gerissen) ist nicht nur im gleichnamigen Eröffnungstitel wahrnehmbar, umschwebt aber nur noch hintergründig den Bandleader. Am deutlichsten immer dann wahrnehmbar, wenn Kurt Baumer, der bereits eine Stütze bei Ellis County war, und Brendon Anthony die Fiddle bzw. das Banjo schwingen. Gleich bei "Patsy Cline" sorgen rumpelige Gitarren und fette Orgel-Fills für das deutlich wahrnehmbare 'Southern-Flair', das mit "Rain" beständig forciert wird. Noch ein Hammersong, der an allerfeinste Großtaten von Altmeister Charlie Daniels erinnert, auch weil Baumer hier - wie dieser - den 'Teufelsfiddler' markiert. Die beiden folgenden Neukompositionen "Love And Hate" und "Haylee" können dieses Niveau zwar nicht toppen, aber zumindest halten - wobei der letztgenannte Titel, ein typischer Red Dirt-Schrubber, besonders willfährig ins Ohr gleitet.
"Red White And Blue" donnert wie ein Dampfhammer aus den Boxen und erinnert dabei an einen Hybrid aus ZZ Top und (den Neunziger-)Skynyrd, mit deren gleichnamiger Gurke der Song außer dem Titel glücklicherweise nichts gemein hat! Dagegen fällt der etwas eindimensionale Rock'n'Roller "That Song About Beer" - trotz der hochaktuellen Wichtigkeit des Themas - doch ziemlich deutlich ab. Kann man sich gut anhören, ist aber trotzdem für meinen Geschmack die schwächste Nummer von "Gravy"...
Ein Stop-and-go-Riff in "Sweet Home Alabama"-Manier und eine fidel-kratzende Fiddle prägen das feine "Piece Of Me". Auch das sehr sumpfige, schwerblütig rockende "Feed The Chickens" gehört eindeutig auf die Habenseite des Songreigens - allein schon wegen der slidenden Dobro von Haystack Novak! Richtig schweinegeil wird es aber mit dem folgenden "Southern Pride", was vor allem an der widerborstigen, an Painted Horse erinnernden Banjofigur liegen mag. Mit "Barstool", einer markanten Gaststrophe des Red Dirt-Veteranen Cory Morrow und der einzig verbliebenen Countrynummer wird ein richtig starkes Album standesgemäß beendet.
Alle hochgradig infizierten Southernrocker sollten unbedingt mal der Brad Dunn Band ein, zwei wohlgesonnene Ohren leihen. Das Songmaterial stimmt ebenso wie die Arrangements - alle für das Genre typischen Trademarks werden ansprechend bedient. Einzig Clayton Corn sollte sich lieber am seligen Billy Powell orientieren, denn Hammond und Grand Piano sind einfach 'organischer' für diese Art der Musik als die etwas synthetisch klingenden Keyboardsounds.
Bemängeln könnte man noch die etwas knapp bemessene Spielzeit, aber da die Scheibe für einen überaus anständigen Preis angeboten wird, geht das in diesem Fall in Ordnung.
Line-up:
Brad Dunn (lead vocals, guitars)
Ty Hurless (guitars, mandolin, background vocals)
Clayton Corn (keyboards, piano, background vocals)
Mike Naumann (bass)
Michael Lamendola (drums)

Additional Musicians:
Tim Veillon (guitar, vocals)
Jim 'Haystack' Novak (pedal steel, Dobro)
Brendon Anthony (fiddle, banjo)
Kurt Baumer (fiddle)
Jeff Moore (guitar)
Marty Muse (pedal steel)
Karol Ann Moore (background vocals)
Cory Morrow (vocals - #10)
John Caroll (guitars - #10)
David Grissom (guitars - #4)
Tracklist
01:Patsy Cline (3:45)
02:Rain (4:16)
03:Love And Hate (3:49)
04:Haylee (4:01)
05:Red White And Blue (3:23)
06:That Song About Beer (4:50)
07:Piece Of Me (3:38)
08:Feed The Chickens (3:07)
09:Southern Pride (4:27)
10:Barstool [feat. Cory Morrow] (2:28)
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