D'accorD / III
III Spielzeit: 61:18
Medium: CD
Label: Karisma Records, 2014
Stil: Prog & Much More


Review vom 27.03.2014


Ulli Heiser
Skandinavien - schon lange ein Hort nicht nur traumhafter Landschaften, sondern auch hervorragender Musiker mit nicht minder hervorragender Musik. Die Norweger D'accorD, deren Konzeptalbum Helike 2011 begeisterte, legen mit ihrem dritten Album - sinnigerweise einfach "III" benannt - nun nach.
Und wie sie nachlegen. Diese Band sollten all diejenigen unbedingt auf dem Schirm haben, die sich an Musik aus den Siebzigern nicht satt hören können. Das dürften viele sein, denn die musikalische Saat aus dieser Zeit scheint unvergänglich und bringt auch heutzutage noch Ableger, die sich in keinster Weise hinter den Altvorderen verstecken müssen. Ja, man kann durchaus die Meinung vertreten, dass D'accorD, wären sie ein paar Jahrzehnte älter, dann ebenfalls heutigen Bands als Referenz dienen könnten. Dazu passend gibt es "III" auch auf Vinyl und mal ehrlich: Für solche Musik gibt es kein adäquateres Medium als Langrillen. Das mir vorliegende Promoexemplar im Pappschuber mag genügen, um bequem per Fernbedienung den Klangkosmos der Platte zu erforschen. Aber das ist, wie einen Grand Cru aus einem Colaglas zu trinken. Sicher ist das allemal besser, als ein Pappkarton-Wein im Peugeot-Glas, aber optimal ist allein der Cru im passenden Behältnis. Basta! Will sagen, "III" gehört auf den Plattenspieler, weil sie dafür geboren ist und auch komplett analog im technisch dafür berühmten Londoner Cowshed Studio aufgenommen wurde.
Geblieben sind die immer wieder an die alten Genesis erinnernden Momente, die Kollege Steve beschrieben hat. Aber auf dem neuen Album gibt es darüber hinaus weitere Facetten. Das mag sicher auch daran liegen, dass im Gegensatz zu "Helike" nun neun Tracks vorhanden sind. Und in denen sind neben den angenehm ohrschmeichelnden Prog auch andere Klänge zu hören. Bereits der Opener "These Last Todays" mag da als gutes Beispiel dienen. Progstrukturen und Melodien zum Niederknien richten den Zeiger dort hin, wo die wirklich Großen der Siebziger ihren Zenit hatten. Und dann wechselt es plötzlich zum Rock'n'Roll.
Weiter geht es nicht weniger spannend mit "Here Lies Greed". Eine quirlige Anderson-Flöte umschmeichelt die Ohren, macht Platz für eine Eruption à la Guess Who und Konsorten und dann trabt das Stück bluesrockig von dannen. Im weiteren Verlauf meint man die seligen Faces, die Kinks, ... sucht euch selbst was raus, zu hören. Alle zu ihren absoluten Hoch-Zeiten wohlgemerkt.
Im Promotext steht »... the band has made a classic rock album filled with adventurous and progressiv sounds.« Auch wenn das Wah Wah schreit, die Zeppeline vorbeischweben, die Who rocken, Jim Steinmans Meatloaf vorbeischaut, das alles steckt trotzdem in einem gewaltigen Prog-Mutterschiff. Dieser Truppe schafft es mühelos z. B. King Crimson mit Mountain zu kreuzen und es klingen zu lassen, als ob Jethro Tull nach Kopulation mit Chicago als Lynyrd Skynyrd-Guitar Army zum - wenn auch kurzen - Galopp ansetzt.
Die Herren können was. Daniel Maage als Sänger in einer Band zu haben, ist mehr als die halbe Miete. Mit Bjarte Rossehaug sitzt ein Mann hinter der Schießbude, der sein metier beherrscht. Ob er prügelt oder schwindelerregend vertrackte Rhythmen in den Raum stellt, phantastisch. So auch die Arbeit der beiden Gitarristen und des Bassers. Nirgendwo ist auch nur die geringste Schwachstelle auszumachen. Gekonnt werden den Kompositionen, die von hervorragendem Songwriting nur so strotzen, an den richtigen Stellen Blas-, Tasten- und Streichbeigaben gereicht. Nie wirkt etwas unausgegoren oder überladen. Die Musik ist so rund wie es der Tonträger ist.
Allein der Bonustrack hätte - auf dreifache Länge gestreckt (dann wäre er 30 Minuten lang) - das Zeug, eine Hammerplatte zu werden. Ich bin ganz sicher, dass die Norweger eine Spur gelegt haben, der, so sie sich denn treu bleiben, es sich zu folgen lohnt. Chapeau!
Line-up:
Daniel Maage (vocals, flute, saxophone, various instruments)
Årstein 'Yearstone' Tislevoll (keyboards, violin, guitar, mandolin)
Stig Are S(o)und (guitar)
Martin Sjøen (bass)
Bjarte Rossehaug (drums)
Tracklist
01:These Last Todays
02:Here Lies Greed
03:Lady Faboulus
04:Mr. Moonlight
05:Ibliss In Bliss
06:Song For Jethro
07:Mon - Sat: Part I
08:Mon - Sat: Part II
09:The Doom That Came To Sarnath (Bonus track)
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