Drei Jahre lang musste die Dark Ocean-Fangemeinde auf einen neuen Longplayer der beliebten Mystic Rock-Formation warten. Jetzt ist es endlich soweit. "Automata", das fünfte Werk, steht bereit, um die Gehörgänge kräftig durchzupusten.
Seit dem Frühjahr 2007 herrschte - von einzelnen Statusmeldungen abgesehen - Funkstille im 'Dunklen Ozean'. Verschiedene Hindernisse lagen auf dem langen Weg zu "Automata", die Hintergründe dazu können hier nachgelesen werden.
Allen Unwägbarkeiten zum Trotz war es klar, dass Dark Ocean eines Tages an die Erfolgsserie ihrer bisherigen CDs "We Build The Bridge" (2001), "Oceana" (2003), "Planet Paranoid" (2005) und Cosmica (2006) anknüpfen werden, handelt es sich hier doch einzig und allein um den geistigen Ziehsohn von Conny Conrad. Solange er für die klangliche Umsetzung seines musikalischen Kosmos die richtigen Mitmusiker findet, werden Dark Ocean bis ins hohe Rentenalter existieren und noch einige Leckerbissen servieren.
"Automata" atmet Zwiespalt und Kampf. Seit dem Erstling "We Build The Bridge" hat die Handlung eine weite Reise zurückgelegt. Über unbekannte Meere ging es in die finsteren tiefen Gefilde des Ozeans, bis die Expedition - vorerst - auf dem 'Planet Paranoid' ihr Ende fand.
Jetzt haben die Maschinen und Automaten die Überhand gewonnen und die menschlichen Wesen bäumen sich verzweifelt auf. Den Auftakt bildet "Until I Am Gone", Gedanken über das 'Danach' verschaffen sich Raum, bis den Roboterwesen ein energisches "Rockin' Out Loud" entgegen geschleudert wird. Aber "The Machines" wissen sich zu wehren, von ihren Vorzügen und Annehmlichkeiten zu überzeugen. Dennoch wächst das Misstrauen der Menschen, ob sich nicht die Dominanz zu Gunsten der Technologie verschiebt. Georg Holloway, der Neuzugang am Mikro, besticht durch einen leidenschaftlichen Vortrag, setzt diese innerliche Zerrissenheit wunderschön in Gesang um.
"Feel My Pain" treibt die schmerzliche Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit von den Automaten einem weiteren Höhepunkt entgegen. Bedrohliche Keyboard-Harmonien bauen im Hintergrund eine fast unerträgliche und bedrohliche Spannung auf, schwer und hart schleppen sich Gitarre, Bass und Schlagzeug voran. Gänsehaut pur, eine der größten Nummern auf dieser Scheibe.
Mit einem heiteren Piano folgt "Stay Or Go". Die Liebe als Gegenmittel zur technokratischen Kälte hält Einzug, ohne dabei ins Schwülstige abzurutschen. Dieser neue Blick auf das Geschehen gipfelt in der über sieben Minuten langen berührenden Ballade "Last Night", die als Schlusstrack nochmal in einer alternativen Piano-Version vorliegt, diesmal mit gesanglicher Unterstützung von Helena Mace, einer weiteren mitreißenden Künstlerin aus Conrads Klangschmiede.
Der Titelsong "Automata" schließt sich als der nächste Siebenminuten-Hammer an. Im Midtempo schleicht sich dieses Lied über die Distanz mehr und mehr in den Kopf des Hörers ein und bevor man sich versieht, bekommt man den kurzen Refrain auch am nächsten Tag nicht mehr aus der Birne.
Das zügige "What I Have Become" beginnt dann mit der Bestandsaufnahme, wie sich die Beziehung Mensch/Machine entwickelt hat. Entspannende Phasen, die sich ein bisschen an die meditativen Klänge von
Pink Floyd anlehnen, durchbrechen das Tempo und gönnen kleine Verschnaufpausen, bevor mit "Right Or Wrong" ein fast neun Minuten langer Marathon beginnt. Stilistisch könnte man "Right Or Wrong" problemlos auf Pink Floyds "The Wall" unterbringen. Dichte Atmosphäre, schwarze Unheil verkündende Wolken ziehen auf, die Beklemmung tritt in den Vordergrund und umklammert den Hörer. Der Kampf gegen die Seelenlosigkeit der Technik scheint verloren...
Ein kleines Schmankerl ist für die langjährigen Hörer im Songtext versteckt. Wimmeln die Lyrics nicht von Unmengen an Zitaten und Liedtiteln aus den vorhergehenden Alben.
Zweifelsohne ist "Right Or Wrong" eines der dicksten Bretter, die Dark Ocean je durch die Hobelmaschine gejagt haben.
Langsam geht es mit "Enlightened" auf die Zielgerade von "Automata". Diese derzeit in Englands Radiosendern fest verankerte Auskoppelung aus Helena Maces gleichnamigem Debütalbum, umschmeichelt mit ihrer samtweichen Stimme, lädt zum Träumen und Entspannen ein, bevor mit dem flotten "No Horizons" die thematische Startrampe für den nächsten Silberling gezimmert wird. Auf zu neuen Horizonten, die jetzt noch nicht endgültig in Sicht sind, aber das Tageslicht erblicken werden, wenn dafür die Stunde gekommen ist.
"Automata" stellt als Nummer Fünf im Reigen den aktuellen Höhepunkt in der Schaffensphase von Dark Ocean dar. Ein stimmiger Meilenstein, liebevoll ausgestaltet, prickelnd und abwechslungsreich anzuhören und mit jedem Hördurchgang ein paar weitere Details offenbarend. Eine exzellente Darbietung, sowohl in klanglicher und kompositorischer Hinsicht, als auch auf die höchst anspruchsvolle Leistung der einzelnen Musiker.
Conny Conrad folgt nach eigener Aussage dem Trend der Zeit und bietet "Automata" (leider) nur als Download an. Meine Wenigkeit bevorzugt - auch wenn ich damit möglicherweise einen Glaubenskrieg auslöse - immer noch ganz konservativ die 'griffige' Variante eines musikalischen Werkes...
Verbunden mit seiner Musik engagiert sich Conny Conrad auch sehr stark in sozialen Themen, so zum Beispiel mit seiner "ProYact"-Initiative zur Suchtprävention. Trotzdem erzeugt er mit seinem New Mystic Rock schwerstes Suchverhalten. Allerdings sind bei letzterer Variante - außer durchgeheizten HiFi-Boxen - keinerlei Schädigungen zu erwarten. Also: Den Lautstärkeregler ganz nach rechts drehen und los geht's!!!
Line-up:
Georg Holloway (vocals)
Conny Conrad (guitars, keyboards, piano, background vocals)
Eric Young (bass)
Marc Coughlan (drums)
Guest: Helena Mace (vocals)
Tracklist |
01:Until I Am Gone
02:Rockin' Out Loud
03:The Machines
04:Feel My Pain
05:Stay Or Go
06:Last Night
07:Automata
08:What I Have Become
09:Right Or Wrong
10:Enlightened
11:No Horizons
12:Last Night (piano version)
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