 Pünklich um 20:30 Uhr begann mit dem Supportact Little Big Thing ( LBT) ein nachhaltig wirkender und denkwürdiger Abend auf Roepaen.
Es war viel los im ehemaligen Kloster, denn es fand ein Doppelkonzert statt.
Zeitgleich spielte in der Kapelle The Low Anthem auf. Der Berichterstatter entschied sich allerdings für die Jugend in Form von zwei niederländischen Bands.
 Die sechsköpfige Gruppe LBT heizte mit einer Perlenkette von Coversongs vor.
Mit einem hervorragenden Sänger Ruben Smits wartete man mit vielen guten Fremdkompositionen auf, die vom Publikum mit anerkennendem Applaus honoriert wurden.
Bei den Liedern war nicht nur eine Zeitreise angesagt.
Neben solchen Krachern wie Bachman Turner Overdrives "Ain't Seen Nothing Yet", "Two Princes" von den Spin Doctors sortierte man sich auch geschickt bei Kompositionen von John Mayer ein. Hier kam die sehr gute Stimme von Smits besonders zum Tragen.
 Beim muttersprachlichen Song "Dansen Op De Vulkaan" brachte der Frontmann die Melodika zu Einsatz und mit "When The Lady Smiles" von Golden Earring blieb man im Heimatland.
Zwischendrin wurden auch die Red Hot Chili Peppers zitiert.
Zum Schluss rockt die Kapelle den Nightclub nochmals ordentlich durch: "Run To You" von Bryan Adams beendete den Auftritt der Niederländer.
Die fünfundvierzig Minuten Little Big Thing waren okay.
 Alles wartete gespannt auf DeWolff.
Flott wurde die Bühne hergerichtet und vor dem Gig sah es dann, nach sechs Musikern, richtig aufgeräumt aus.
Um 21:30 Uhr standen alle im Dunklen. Das Konzert des Trios ohne Bassisten startete mit einem Intro vom Band.
Die Jungs enterten die Bühne und übernahmen das Thema.
Hiiiiiiiiiilfe! Innerlich bat man schon zum Auftakt beim Herrn über den Rock'n'Roll um Gnade!
18-15-17, dass sind die Maße von DeWolff.
Macht zusammen 50 Jahre und die brillante Band nahm alle Anwesenden mit auf einen Tripp in die Sechziger beziehungsweise Siebziger.
 Die Musik von DeWolff war so etwas wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde und der Teufel hatte ebenfalls seine Finger im Spiel.
Unglaublich, mit welcher Energie der Dreier zu Werke ging.
Bei den fetten Hammond-Sounds von Robin Piso war dauerhaft Gänsehaut angesagt und der Gitarrist Pablo van de Poel hatte hochinteressantes Spielzeug für sein Instrument auf dem Boden sowie dem Laneyverstärker zur Verfügung.
Mit ihrer satt rockenden und in langen Phasen psychedelischen Musik hatte DeWolff das vom Alter her sehr gemischte Publikum im Handumdrehen im Griff.
 Der Gig war gekennzeichnet von Power ohne Ende und hyperaktiven Musikern. Zum Stillstand kam der Gitarrist nur vorn am Mikrofon.
Selbst vermeintlich ruhige Teile standen unter Starkstrom und irgendwie bekam man den Eindruck, als glühten alle Verbindungskabel zwischen Instrumenten sowie Verstärkern.
Beim Umbau wurde Piso etwas hektisch. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Leslie. Nein, das durfte doch nicht wahr sein. Der Fehler wurde allerdings schnell behoben.
 Die vom Kollegen Markus unter die Lupe genommene Platte Strange Fruits And Undiscovered Plants ist ohne jeden Zweifel sehr gut.
Im Vergleich zu einem DeWolff-Konzert kann das Album allerdings nur als eine Art Startrampe für einen Auftritt der Youngsters angesehen werden. Die Eigenkompositionen der Platte bildeten das Grundgerüst für exorbitant lange Nummern, die hervorragend inszeniert wurden.
Mit diesem Trio hat die Niederlande ein rot glühendes Eisen im Feuer des Classic Rocks respektive der Psychedelic.
Der mit DeWolff tanzt.
Ja, trotz des sehr gut gefüllten Nightclubs gab es einige Besucher, die sich durch die Musik zu schweißtreibenden und wilden Tänzen hinreißen ließen. Da musste ich schon einmal die Kamera in Sicherheit bringen.
Space Rock meets Bottleneck.
Zack zack! Das ging ganz flott und Pablo van de Poel hatte das Metallröhrchen am Ringfinger platziert. Nicht in der mir bisher bekannten Weise zeichnete der Gitarrist damit Klanglandschaften der wilden Art. Überhaupt war es erstaunlich, wie die Gruppe von spacig psychedelischen Sounds zu fetten Rockklängen wechselte. Das machten sie manchmal in unglaublich beeindruckenden Alternationen.
DeWolff komprimierten die 70er-Jahre in eindreiviertel Stunde Live-Musik.
Mit einem hohen Stellenwert an Eigenständigkeit rauschten die Assoziationen an Bands aus dieser Zeit wie im Blindflug am geistigen Auge vorbei.
Meine vor Begeisterung nach unten geklappte Kinnlade hätte man gepflegt als Schneeschieber benutzen können.
Der im Ausschank befindliche Gerstensaft musste schnell konsumiert werden, denn selbst aus dem Genussmittel vertrieb die Gruppe den Kohlenstoffdioxid in Windeseile.
Ein Gigant an Groove war "Don't You Go Up The Sky". Die Akteure trieben es farbenfroh und ihr Gig wurde durch eine perfekte Lightshow in Szene gesetzt.
 Gleich zu Beginn war Luka van de Poel mit einen Drumsolo zur Stelle. Später tobte sich dieser Junge dann viel länger an seinem Schlagzeug in Sparversion aus.
Für Konzerte hat man selbst die Kurbelsirene im Gepäck. So wie auf der Platte leitete Luka damit "Mountain" ein und auch dieser Track wurde zu einem Soundmonster umgebaut.
Nicht erst am Ende des Konzertes kristallisierte sich heraus, dass DeWolff zu einem der führenden Banchenmarken der Sparte Classic Rock/Psychedelic gehört.
 Kurz vor 23:00 Uhr kündigte Pablo den letzten Song an.
Im Publikum kam leichter Protest auf. Der wurde im Keim erstickt, als er sagte, dass der anstehende Track so um die zwanzig Minuten dauern werde.
So war es dann auch. Ein brillant langer Schlusspunkt, dem tatsächlich nichts mehr folgte, außer der Musik aus der Konserve.
 Die Gruppe DeWolff muss jeder Fan vom erwähnten Genre unbedingt auf dem Schirm haben und sollte akribisch ihre Tourtermine verfolgen. DeWolff, bereits jetzt schon Könner an ihren Instrumenten, lässt es auch in Deutschland krachen.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Band zusammenbleibt und ihr nichts Widriges in den Weg kommt. Macht weiter so, Pablo, Robin und Luca.
Gerne lehne ich mich mit der Prognose, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Kameras des WDR-Fernsehens bei einem Gig dabei sind, ganz weit aus dem Fenster.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up: DeWolff
Pablo van de Poel (guitars, vocals)
Robin Piso (Hammond organ, vocals)
Luka van de Poel (drums, percussion, siren)
Line-up: Little Big Thing
Ruben Smits (vocals)
Wouter van der Veen (guitar)
Boyan Schrooders (guitar)
Tom Nagelgast (keyboards)
Jelle Degen (bass)
Stijn Theunisse (drums)
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