Deadman / Take Up Your Mat & Walk
Take Up Your Mat & Walk Spielzeit: 35:13
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2011
Stil: Roots Rock


Review vom 05.12.2011


Markus Kerren
'The Band lebt!!' schoss es mir spontan in Groß-Buchstaben durch den Kopf, als sich "Take Up Your Mat & Walk" von Deadman zum ersten Mal in meinem Player drehte. Aber obwohl es hier tatsächlich viele Querverweise auf die Kollegen Levon Helm, Richard Manuel, Garth Hudson, Robbie Robertson und Rick Danko gibt, würde man dieser Combo doch Unrecht tun, sie lediglich auf einen ihrer großen Einflüsse zu reduzieren. Im August diesen Jahres konnte der Sechser aus Austin, Texas ja bereits unseren Steve mit dem Live-Album Live At The Saxon Pub überzeugen.
Nun liegt also das brandneue Studioalbum vor und ich kann meinem Kollegen nur zustimmen. Deadman sind ganz tief in der amerikanischen Roots-Musik verwurzelt und wem der Sinn danach steht, kann sich von den Mannen um Bandleader (und einzig verbliebenem Gründungsmitglied) Steven Collins tief in den Süden der USA beamen lassen und genießen. Dem wunderbar warmen und organischen Sound, der hauptsächlich von den Gitarren dominiert wird, setzt Collins immer wieder superstarke Gesangsmelodien entgegen, die das Suchtpotential der Scheibe schließlich in schwindelerregenden Höhen schweben lässt.
Apropos Gesang: Wenn der mehrstimmig und versetzt zum Einsatz kommt, dann ist die Nähe zu The Band unüberhörbar. Allerdings wären Deadman schlecht beraten, wenn sie nur abkupfern würden. Was sie aber zum Glück auch nicht tun, vielmehr glänzen sie überwiegend mit sehr eigenen Songs und Ideen. So kommt zu einem fast gespenstisch-albtraumhaften Sound die etwas verlegene Beichte "I'm Not Who You Think I Am", während im Hintergrund eine klagende Pedal Steel die Seelenqualen des Protagonisten greifbar werden lässt.
Ein fast schon abartig geiler Groover ist "Oh, Delilah", der dazu noch von einer Mandoline aufpoliert wird. Auch hier wieder mehrstimmiger Gesang, der kalifornische Harmonien im Sinne der Eagles völlig außen vor lässt und sich stattdessen viel lieber darauf konzentriert, das zu dem Track passende Feeling rüberzubringen. Gut so! Aber der Reigen beginnt natürlich bereits mit dem Opener "If I Lay Down In The River", der von Anfang an die Stärken dieser Truppe deutlich macht. Immer wieder gut und hervorragend in den Band-Sound eingebettet kommt auch die Hammond-Orgel von Matthew Mollica.
Auch "Don't Do This" erinnert durch die Gitarre, die Hammond und die Gesangsarrangements sehr positiv an The Band, was allerdings alles andere als eine schlechte Adresse ist. Muss ich noch erwähnen, dass auch "Gilead" ein Volltreffer ist?
Ich könnte die Tracklist jetzt beliebig durchgehen ("Till The Morning Comes", "Ain't No Music", "We All Need Love", "This Old World's Not Gonna Change" etc. etc.), nicht nur sucht man vergeblich nach einem einzigen schwachen Song auf diesem Album, sondern die sind durch die Bank auch noch allererste Sahne! Unter normalen Umständen würde ich an dieser Stelle die Laufzeit von gerade mal etwas mehr als 35 Minuten kritisieren. Aber wenn mir zehn Songs dieser Güte vorliegen, dann können mir persönlich solche Feinheiten ehrlich gesagt gestohlen bleiben.
Klar ist, dass wer The Band oder die Band Of Heathens liebt, auch Deadman lieben wird. Und das haben sich die Texaner auch ohne Zweifel verdient. Sehr starke Songs, ein wunderschöner Sound und sehr intensive Gefühle werden dem Hörer geschenkt. Nachdem Steve bereits im August einen 'Tipp' vergeben hatte, wollte ich mir dies hier eigentlich sparen. Aber wenn ich genauer darüber nachdenke und Vergleiche mit den anderen Bands dieser Szene anstelle, dann komme ich schlicht und ergreifend nicht daran vorbei.
Es kann eigentlich nur eine Lösung geben: Deadman und "Take Up Your Mat & Walk" müssen ins Haus. Unbedingt!
Line-up:
Steven Collins (lead vocals, guitars)
Jacob Hildebrand (electric guitars, mandolin, background vocals)
Kevin McCollough (acoustic guitars, background vocals)
Matthew Mollica (Hammond organ, accordion, piano, background vocals)
Lonnie Trevino Jr. (bass, background vocals)
Kyle Schneider (drums, percussion)

With:
Michael Rey (trumpet)
Joe Serrano (saxophone)
Javier Stuppard (trombone)
Lee Milton (bass - #6)
Todd Pertll (bass - #4)
John Michael Scheopf (bass - #2)
Pete Coatney (drums - #6)
Josh Garner (drums - #2)
Michael Villegas (drums - #4)
Will Courtney (Rickenbacker guitar & background vocals - #4)
Tracklist
01:If I Lay Down In The River
02:Till The Morning Comes
03:Don't Do This
04:This Old World's Not Gonna Change
05:Oh, Delilah!
06:I'm Not Who You Think I Am
07:Ain't No Music
08:Gilead
09:We All Need Love
10:Take Up Your Mat And Walk
Externe Links: