Nach einiger Zeit der Tonkonserven-Ruhe, schießt das eruptiv-musikalische Magma von Deamon's Child wieder an die Erdoberfläche. "Scherben müssen sein" ist das Statement des Trios aus Hannover, dem deutschen New Orleans. Die Scheibe dampft vor Leidenschaft. Mit dem Opener "Das Vogellied" kommt der Deamon's Child-Kreisel richtig auf Touren.
Auf der Platte treffen NDW-Neigungen auf Stoner Rock-Power, Psychedelic-Ausläufer und die Macht des Heliums auf den Stimmbändern. Musikalisch begegnet dem Hörer quasi unverdaute Rohkost aus dem Noise-Geschäft um die Ecke. Ein Laden, der nicht in den Shopping Malls der Großstädte zu finden ist. Viel mehr wird man an den Stadträndern oder Ortsteilen fündig, dort, wo man noch kostenlos parken kann.
Deamon's Child ist immer noch sperrig, hat raue Kanten, an denen man sich einen Splitter ins Trommelfell jagen kann. Deamon's Child ist abgründig. Fiktion: Bei Konzerten steht auf der Bühne ein Käfig und während des Gigs befreit sich das Trio mit der brachialen Kraft ihrer Musik aus dem Gefängnis der Beschränktheit. Deamon's Child ist anders, eine Quelle der Verwegenheit. Ins Mikrofon brüllen kann jeder. Ana Muhi verkörpert mit ihrer Stimme Emotionen und Eruptionen. Hoffnungslosigkeit ...
»[...] Ja und die Vöglein,
sie singen ihr Lied vom Weltuntergang [...]«
und der "Schweinehund, komm tanz mit mir" treffen sich vor der abgewrackten Industrieruine an der Ghettotonne und wärmen sich die Hände am Wahnsinn der zeitgenössisch-exoterischen Intensiv-Musik mit Nervenkitzel oder vielleicht Nervenzusammenbruch.
Am Ende steht der Hörer vor dem "Nichts":
»Was ist denn schon so toll an dir?
Dass Du's nicht weißt, das glaub ich dir [...]
Ist es weil du weiss bist, oder schwarz?
Weil du Mensch bist und das darfst?
Weil jemand schrieb, was ausgedacht?
Oder ist es nur Deine Macht? [...]«
Was hier wie zu verstehen ist, wird der Fantasie des Lesers überlassen. An dieser Stelle also kein Kommentar.
"Keine Zeit" strotzt natürlich nur so vor Hyperaktivitäts-Stoner Rock und "Geld" möchte wohl jeder haben. Hier zügelt Deamon's Child etwas die Dynamik und gestaltet mit frechen Breaks sowie Wechseln im Tempo die etwas über vier Minuten sehr abwechslungsreich. Was wie ein Instrumental daher kommt, wird irgendwann dann doch noch mit fünf Textzeilen versehen.
"Scherben müssen sein" klingt spontan, brachial und anziehend, ist aber tatsächlich komponiert. "Monster" ist der Abgesang der Untoten. Deamon's Child will anders sein, kann bei den Texten noch nachlegen und macht musikalisch wieder einmal einen verdammt guten Eindruck. Gebündelt ist das Album klasse.
Line-up:
Ana Muhi (vocals, bass)
Sven Missullis (guitar)
Tim Mohr (drums)
Tracklist |
01:Das Vogellied
02:Zucker
03:Keine Zeit
04:Geld
05:Schweinehund komm tanz mit mir
06:Monster
07:In Kinderschuhen
08:Nichts
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