Deep Purple / Graz 1975
Graz 1975 Spielzeit: 79:58
Medium: CD
Label:Edel / Ear Music, 2014
Stil: Hard Rock


Review vom 11.08.2014


Ulli Heiser
In den Medien Österreichs war es das »Rockereignis des Jahres 1975« - jenes Konzert der britischen Hard- und Heavy Rocker Deep Purple am 3. April 1975 in der Liebenauer Eishalle in Graz. 1975, das könnte also entweder die Mk III- oder die Mk IV-Besetzung gewesen sein. Wie der Blick aufs Line-up zeigt, wurde der Sechssaiter von Ritchie Blackmore bedient: Also stand die MK III-Formation im Licht der Scheinwerfer auf der Bühne in Graz. Neben Ritchie Blackmore somit David Coverdale, Glenn Hughes, Jon Lord und Ian Paice.
Lange sollte Mk III keinen Bestand mehr haben. Nach exakt zwei weiteren Konzerten (Saarbrücken und Paris) verließ Ritchie Blackmore die Band und gründete Rainbow. Für ihn kam dann Tommy Bolin. Um die letzten Einsätze Blackmores (es wusste zu diesem Zeitpunkt ja niemand, dass er Jahre später [Mk II und Mk V] wieder dabei sein sollte) für die Nachwelt festzuhalten, beorderten die Manager das Rolling Stones mobile recording studio nach Europa. Eine weise Entscheidung war das, denn vorliegende Show ist in der Tat ein hervorragendes Dokument der Band-Vita.
Das von 4000 Fans besuchte Konzert in Graz ist Teil vier der 10-teiligen Reissue-Reihe von earMUSIC (nach Paris, Kopenhagen und Stockholm), die als exklusives Digipak und als hochwertiges 2-Vinyl-Gatefold mit neuem Artwork daherkommt. Über diese Aufmachung kann ich mir kein Bild machen, da vorab die Promoversion zur Besprechung vorliegt. Musikalisch jedenfalls wird ein Feuerwerk gezündet. Sollte Blackmore in Gedanken schon bei Rainbow gewesen sein, so ist davon absolut nichts zu spüren - er malträtiert sein Instrument in gewohnt perfekter Manier. Interessant auch die gesangliche Kombination Coverdale-Hughes, wenn mir ab und an Coverdales Ausflüge in die höchststimmlichen Gefilde etwas too much sind. Das schmälert die Klasse dieser bisher (offiziell) unveröffentlichten Aufnahme jedoch nicht im Geringsten, sondern ist lediglich mein persönliches Gusto, zumal ich bekennender Mk II-Fan bin.
Diese Show gilt, so die Info des Promoters, als »DER Heilige Gral« unter den Liveaufnahmen der Mk III-Besetzung. Bis auf das definitiv nie fehlen dürfende "Smoke On The Water" sowie einem saulangen "Space Truckin'" (beide aus Machine Head (1972, Mk II) stammen die Titel aus den beiden Mk III-Platten "Burn" (1974) und Stormbringer (1974). "Burn", "Stormbringer" und "Lady Double Dealer" sind als Studioversionen bereits nicht von schlechten Eltern. Live jedoch knallen sie mit gewaltiger Verve in die Eishalle. Dem gebürtigen Blues-Rocker "Mistreated" wird hier eine anständige Schippe Prog beigemischt und kurz wird auch die deutsche Nationalhymne angespielt. Ob da die Briten den Grenzübertritt verschlafen haben ...?
Immer wieder sind den Nummern kurze 'Fremdlinge' zu entnehmen, so etwa "Georgia On My Mind" und "With A Little Help From My Friends" bei dem starken "Smoke On The Water". Das Filetstück ist ohne Zweifel das zwanzigminütige "Space Truckin'". Ein Hard Rock-Jam der Extraklasse, bei dem ein jeder Musiker mit gelösten Zügeln agieren kann. Lord und Blackmore duellieren sich und als kurz "Child In Time" angespielt wird, wird das freudig reagierende Publikum hörbar. Hughes soliert am Viersaiter, Coverdale schreit sich die Seele aus dem Leib und Paices Drumkit scheint Feuer zu versprühen. Ich habe keine spannendere Version dieses Stückes im Haus!
Wenn man Mk III live im Regal haben will: Hier ist die Gelegenheit, eine digital remasterte Sternstunde einzusortieren.
Line-up:
Ritchie Blackmore (guitar)
David Coverdale (lead vocals)
Glenn Hughes (bass, backing vocals)
Jon Lord (organ, keyboards)
Ian Paice (drums, percussion)
Tracklist
01:Burn
02:Stormbringer
03:The Gypsy
04:Lady Double Dealer
05:Mistreated
06:Smoke On The Water
07:You Fool No One
08:Space Truckin'
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