Spielzeit: 123:02 Medium: Do-CD Label: Universal Music, 2014 (1972) Stil: Hard Rock Review vom 12.06.2014 Ulli Heiser

»Made in Germany« - diese Aussage ist wohlbekannt und in musikalischen Kreisen nicht minder bekannt, dürfte "Made In Japan" sein.
Qualitätsbegriff das eine, Titel einer DER Liveplatten aller Zeiten. Die Verbindung liegt im Line-up der Band Deep Purple. Deren legendäre Mk II-Besetzung war unzweifelhaft die beste in der Band-Vita und genau in dieser Formation gingen sie anno 1972 in Japan zu Werke.

An drei hintereinander folgenden Abenden rockten Blackmore, Gillan, Lord, Glover und Paice Osaka und Tokio - zu einem guten Teil mit Material ihrer ebenfalls 1972 veröffentlichten Studioplatte Machine Head. "Machine Head" war bereits ein sehr erfolgreiches Album, aber "Made In Japan" wusste das zu toppen und gilt als der größte kommerzielle Erfolg der 1968 in Großbritannien gegründeten Truppe, die zu Beginn so gar nichts mit Hard Rock am Hut hatte.

Dies ist jedoch eine andere Geschichte, denn an den drei Abenden in Nippon war die Band in Höchstform. Natürlich wurden auf der Originalaufnahme die besten Mitschnitte verewigt. So z. B. die Version von "Smoke On The Water", bei der das Eingangsriff Blackmores keinen Verspieler hatte. Klasse auch die Liversion von "Child In Time". Na ja, auf die Stücke will ich eigentlich gar nicht mehr eingehen. Bis auf "Lucille" ist das alles Kulturgut und Allgemeinwissen.
Moment: Auch "Lucille" ist Kulturgut. Natürlich. Die Little Richard-Nummer wird sogar in einer schweißtreibenden Version goutiert. Typisch Purple-like bekommt das alte Rock'n'Roll-Stück die geballte Power der Briten aufs Auge gedrückt. Was ich meinte ist, dass "Lucille" keiner dieser für immer und ewig im Hirn gespeicherten DP-Tracks ist. Das war seinerzeit so und das ist auch heute noch Fakt. Nichtsdestotrotz ist zu jeder Sekunde zu hören, dass diese Version NUR von Deep Purple gespielt ist.

Die Songs zeigen, dass eine an sich straighte Hard Rock-Band durchaus auch jammen kann. "Space Truckin'" ist mit seinen mehr als neunzehn Minuten ein Beispiel par excellence. Das Album strotzt auch mit herrlichen, duellhaften 'Gesprächen' von Gitarre, Orgel und Stimme. Aber was rede ich, das alles ist bekannt und kann in zwei weiteren Reviews dieses Meilensteins der Livemusik auf RockTimes vertieft werden.

Interessant ist die Tatsache, dass "Made In Japan" ursprünglich nur in Japan veröffentlicht werden sollte. Da das eingangs erwähnte "Machine Head" aber sehr gute Verkaufszahlen brachte, entschloss man sich, das Album weltweit herauszubringen, was eine weise Entscheidung war. Bemerkenswert auch, dass dieses gewaltig brodelnde Rockdokument mit, nach heutigen Maßstäben gemessen, schmalem Equipment produziert wurde.

Vorliegende Deluxe-Version beinhaltet auf CD 2 alle Zugaben der Shows. Daneben hat das Label weitere Varianten im Portfolio:

• Limited Edition Super-Deluxe 9LP Box Set
• 2CD Deluxe Edition, 1CD Remaster, 2LP, Blu-ray Audio
• HD Audio, HD 2013 Remaster, HD 1972 Mix Remaster

Da fällt die Entscheidung schwer und wer Hardcore-Sammler ist, wird in die Tasche greifen müssen. Muss man die Zugaben nicht alle haben und ist im Besitz der 25th Anniversary Edition, kann man sich überlegen, ob man es dabei belässt, oder doch lieber die schöne Goldaufmachung im Regal haben möchte. Wie gesagt, schwere Entscheidung. Für welche Version man sich auch immer entscheidet: "Made In Japan" ist eine der Platten, die in keiner ernsthaften Sammlung fehlen darf. Ja, "Made In Japan" ist eine DER wichtigsten Scheiben, so dass man sie sogar in mehreren Ausführungen haben kann.

Es ist einfach unglaublich, dass Sachen wie "Lazy", "Space Truckin'" und "Child In Time" (das sind meine Favs auf diesem Album) auch nach über 40 Jahren in der Lage sind, alle Funken wieder fliegen zu lassen. Nicht nur das Material ist klasse, auch Deep Purple war damals absolut in Höchstform.

Line-up:
Ian Gillan (vocals)
Ritchie Blackmore (guitars)
Roger Glover (bass)
Jon Lord (organ, piano)
Ian Paice (drums)