Vorhersehbar – reichen zwölf Zeichen, um ein ganzes Album zu charakterisieren? Ja, okay, schon gut, ich würde ja auch dran zweifeln...
Desona also, ein Quintett aus Hannover, siedelt sich im Bereich des Alternative Rock an. 2009 im Herbst gründete sich die Truppe zunächst noch als Quartett und veröffentlichte 2010 beim Emsländer Indielabel RockRange ihr Debütalbum "Anthems For The People".
Der Erstling kam wohl schon ganz gut an und zog eine Club- und Open-air-tour nach sich, die die Band dann, verstärkt durch den zweiten Gitarristen Jannis, direkt wieder ins Studio führte, um mit "The Grey In White" nachzuschieben.
Als Co-Produzenten und Co-Arrangeur konnte man Fabio Trentini gewinnen, der den Berliner Produzenten Tim Tautorat auf dem Produzentenstuhl unterstützte. Fast unvorhersehbar – der Name Trentini war mir in der Subway To Sally- Bandbiografie übern Weg gelaufen, denen er bei der Geburt ihres "Bastard" half. Ansonsten war/ist er u. a. in der Ecke der Guano Apes, H-Blockx und Donots aktiv. Was denn schon wieder irgendwie fast vorhersehbar war...
Aber weiter im Text, respektive im Zweitling. Und damit zurück zu meinem Eingangsthema – die Vorhersehbarkeit. Man kann das finden wie man will, wenn Musik keine Überraschungen in sich birgt. Wenn die Gitarren den Opener "Got To Let It Go" einleiten, dann wird meine Vorahnung, wie der Song weitergeht, an keiner Stelle enttäuscht. Das gängige Radiopublikum wird es wahrscheinlich freuen, denn schon nach den ersten Tönen fühlt man sich behaglich heimisch, in Jogginghose und Schlabbershirt quasi. Muss sich dabei nicht anstrengen oder auf ungewöhnliche Hörgewohnheiten einstellen. Auch wenn die Scheibe neu ist, findet man sich doch schnell auf ihr zurecht.
Vielleicht ist ja genau das die Intention der Hannoveraner... oder das Interesse des geneigten Lesers. Wenn ja, dann am besten gar nicht mehr weiterlesen.
Wenn nein, dann sind meine 5 Cent möglicherweise interessant. Auf mich wirkt Vieles auf der Scheibe noch ein bisschen unbeholfen, unausgegoren stellenweise gar holprig und vor allem zu vorhersehbar. Gerade diese kleinen, oft minimalen Abweichungen vom Standardschema, die Lieder zum echten Hinhörer machen, sich in Hirn und Hörgänge einbrennen, fehlen Desona noch.
Dieses Manko zieht sich durch, auch die Lyrics schwächeln hier. Zu groß ist wahrscheinlich die Versuchung, zu reimen und damit im Endeffekt Texte zu produzieren, die durch die Reime vorhersehbar (ja, schon wieder dieses Wort) aber auch weitgehend sinnfrei sind. Nur mal ein kleines Beispiel:
»Let's burn this place down to the ground
till there's nothing left around
let`s get loud and crazy and let's party to the sound«
Kein Riesendrama, doch wäre es wohl kein Fehler, beim nächsten Album frühzeitig einen Native Speaker zum Texten dazuzunehmen.
Vorhersehbar ist, dass die Band durch Erfahrung, Arbeit und möglichst viele Live-Auftritte noch ganz viel dazugewinnen kann. Vorstellbar, dass sie den Aufstieg in eine höhere Liga schafft und irgendwann vielleicht unverwechselbar ihren Platz zwischen den Großen des Genres findet.
Line-up:
Marc Bonnard (Gesang)
Sebastian Krieger (Gitarre)
Dennis Tan (Schlagzeug)
Thomas Janssen (Bass)
Jannis Schürmann (Gitarre)
Tracklist |
01:Got To Let It Go
02:Eyes To See
03:Obsession
04:Fallin'
05:Can't Escape
06:I Don't Want That
07:With You
08:Curtain
09:Take Me Home
10:You Lift Me Up
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