Deville / Hydra
Hydra Spielzeit: 44:42
Medium: CD
Label: Small Stone Recordings, 2013
Stil: Heavy Rock

Review vom 19.05.2013


Jochen v. Arnim
Detroit war ja schon immer dafür bekannt, nicht nur die Automobilindustrie gepusht zu haben, es gab und gibt eine Vielzahl von Musikern, deren Karriere hier in Michigan ihren Anfang nahm. Nun, bevor jetzt ein Aufschrei durch die Menge geht, Deville packe ich von der Herkunft selbstredend nicht in die Rock City, aber immerhin hat das Label Small Stone Recordings hier seinen Sitz und dieses Unternehmen hat die Schweden mittlerweile unter Vertrag genommen. Für die beiden Vorgänger, Come Heavy Sleep (2007) und Hail The Black Sky (2009) zeichneten noch Buzzville Records verantwortlich. Nun liegt die (oft schwierige) dritte Scheibe im Regal und die vier Jungs aus Malmö haben sich dafür mit altbewährtem Line-up ins Studio bemüht. Immer noch wird ihnen dabei eine Nähe zu den dunklen Black Sabbath aus den Siebzigern oder Anlehnung an Kyuss und Soundgarden aus 'jüngerer' Vergangenheit zugeschrieben.
Beim ersten Durchlauf dieser "Hydra" genannten Scheibe werden dann auch schnell einzelne Bestätigungen für die vorgenannten Assoziationen gefunden. Und wenn das Genre oben auch als Heavy Rock typifiziert wurde, so haben wir es mit einer Mischung aus sicherlich eben diesem, einer gehörigen Portion Stoner Rock und aber noch weiteren Anlehnungen an was auch immer zu tun. Da ich aber eh kein Freund dieser immer detaillierter werdenden Fragmentierung bin und das oft für vollkommen unnötige Wichtigtuerei halte (Herr im Himmel, ich könnte jetzt stundenlang…), lasse ich das Scheibchen sehr gern im Sub-Genre Heavy Rock verweilen.
Es gibt auf einer guten Dreiviertelstunde elf riffgeladene Tracks, die im Sound eben wie typischer Stoner Rock (oder auch Doom Metal) rüberkommen. Wer zudem noch ein paar Alternative-Klänge hören möchte, der wird auf "Hydra" gut bedient (z. B. bei "In Vain"). Vielleicht rührt der Albumtitel eben genau daher, denn die bei aufmerksamem Hören offenbar werdende Vielschichtigkeit mag an das Haupt der Hydra erinnern: viele Köpfe auf einem Rumpf?
Neben den bereits angesprochenen Riffs aus den Händen von Bengtsson und Hambitzer darf die Rhythmusfraktion nicht unberücksichtigt bleiben. Sowohl Basser Åkesson als auch der im Grunde hervorstechende Trommler Nilsson leisten hier perfekten Vorschub für die (für dieses Genre) fast schon geniale Stimme Andreas Bengtssons, der sich im gesamten Verlauf der Scheibe eigentlich keine einzige Blöße gibt. Das ist trockene Mucke par excellence, die die vier Malmöer Jungs da aus ihren Instrumenten hauen. Da gibt es keine verfrickelten Soli auf der Gitarre oder verspielte und massenkompatible Gesangslinien, einfach nur auf die Zwölf. Zwischendurch wird bei "Battles Will Be Born" sogar mal rein instrumental abgerockt.
Ihr merkt aber bestimmt, ich scheue mich, einzelne Songs herauszupicken und separat vorzustellen. Im Grunde ist das gesamte Scheibchen durch die Bank weg gut gelungen und ich fühle mich, bei allem modernen Touch, den die Schweden ihrer Produktion gegeben haben, irgendwie in die Zeiten zurückversetzt, als ich noch regelmäßig (und häufig) die Vincebus Eruptum von Blue Cheer gehört habe. Kennt Ihr deren Version des Chochran'schen "Summertime Blues"? OK, packt den ins 21. Jahrhundert und Ihr wisst, wo die Reise hingeht. Wer mit Stoner Rock, Doom Metal und dem ganzen Kram nicht viel anzufangen weiß, dem wird die "Hydra" nicht gefallen. Wer allerdings eine kleine Affinität dazu verspürt, der sollte hier unbedingt mal antesten - coole Scheibe!
Line-up:
Andreas Bengtsson (vocals, guitar)
Martin Hambitzer (guitar)
Markus Åkesson (bass)
Markus Nilsson (drums)
Tracklist
01:Lava
02:Iron Fed
03:In Vain
04:The Knife
05:Over The Edge
06:Burning Towers
07:Let It Go
08:Battles Will Be Born
09:Blood Crown
10:Imperial
11:Stay A Little Longer
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