Detroit war ja schon immer dafür bekannt, nicht nur die Automobilindustrie gepusht zu haben, es gab und gibt eine Vielzahl von Musikern, deren Karriere hier in Michigan ihren Anfang nahm. Nun, bevor jetzt ein Aufschrei durch die Menge geht,
Deville packe ich von der Herkunft selbstredend nicht in die Rock City, aber immerhin hat das Label Small Stone Recordings hier seinen Sitz und dieses Unternehmen hat die Schweden mittlerweile unter Vertrag genommen. Für die beiden Vorgänger,
Come Heavy Sleep (2007) und
Hail The Black Sky (2009) zeichneten noch Buzzville Records verantwortlich. Nun liegt die (oft schwierige) dritte Scheibe im Regal und die vier Jungs aus Malmö haben sich dafür mit altbewährtem Line-up ins Studio bemüht. Immer noch wird ihnen dabei eine Nähe zu den dunklen
Black Sabbath aus den Siebzigern oder Anlehnung an
Kyuss und
Soundgarden aus 'jüngerer' Vergangenheit zugeschrieben.
Beim ersten Durchlauf dieser "Hydra" genannten Scheibe werden dann auch schnell einzelne Bestätigungen für die vorgenannten Assoziationen gefunden. Und wenn das Genre oben auch als Heavy Rock typifiziert wurde, so haben wir es mit einer Mischung aus sicherlich eben diesem, einer gehörigen Portion Stoner Rock und aber noch weiteren Anlehnungen an was auch immer zu tun. Da ich aber eh kein Freund dieser immer detaillierter werdenden Fragmentierung bin und das oft für vollkommen unnötige Wichtigtuerei halte (Herr im Himmel, ich könnte jetzt stundenlang…), lasse ich das Scheibchen sehr gern im Sub-Genre Heavy Rock verweilen.
Es gibt auf einer guten Dreiviertelstunde elf riffgeladene Tracks, die im Sound eben wie typischer Stoner Rock (oder auch Doom Metal) rüberkommen. Wer zudem noch ein paar Alternative-Klänge hören möchte, der wird auf "Hydra" gut bedient (z. B. bei "In Vain"). Vielleicht rührt der Albumtitel eben genau daher, denn die bei aufmerksamem Hören offenbar werdende Vielschichtigkeit mag an das Haupt der Hydra erinnern: viele Köpfe auf einem Rumpf?
Neben den bereits angesprochenen Riffs aus den Händen von
Bengtsson und
Hambitzer darf die Rhythmusfraktion nicht unberücksichtigt bleiben. Sowohl Basser
Åkesson als auch der im Grunde hervorstechende Trommler
Nilsson leisten hier perfekten Vorschub für die (für dieses Genre) fast schon geniale Stimme
Andreas Bengtssons, der sich im gesamten Verlauf der Scheibe eigentlich keine einzige Blöße gibt. Das ist trockene Mucke par excellence, die die vier Malmöer Jungs da aus ihren Instrumenten hauen. Da gibt es keine verfrickelten Soli auf der Gitarre oder verspielte und massenkompatible Gesangslinien, einfach nur auf die Zwölf. Zwischendurch wird bei "Battles Will Be Born" sogar mal rein instrumental abgerockt.
Ihr merkt aber bestimmt, ich scheue mich, einzelne Songs herauszupicken und separat vorzustellen. Im Grunde ist das gesamte Scheibchen durch die Bank weg gut gelungen und ich fühle mich, bei allem modernen Touch, den die Schweden ihrer Produktion gegeben haben, irgendwie in die Zeiten zurückversetzt, als ich noch regelmäßig (und häufig) die
Vincebus Eruptum von
Blue Cheer gehört habe. Kennt Ihr deren Version des
Chochran'schen "Summertime Blues"? OK, packt den ins 21. Jahrhundert und Ihr wisst, wo die Reise hingeht. Wer mit Stoner Rock, Doom Metal und dem ganzen Kram nicht viel anzufangen weiß, dem wird die "Hydra" nicht gefallen. Wer allerdings eine kleine Affinität dazu verspürt, der sollte hier unbedingt mal antesten - coole Scheibe!