Gleich zweimal hatte ich im vergangenen Jahr das außerordentliche Vergnügen, die italienischen Prog-Metaller von
DGM erleben zu dürfen. Meine erste livehaftige
Begegnung geschah im belgischen As, wo sie als Vorgruppe zu den Nordmännern von
Pagan's Mind auftraten. Etwas später waren sie dann mit den Meistern von
Symphony X auf Tour und ich hatte die Gelegenheit, sie im legendären Biebob im ebenfalls belgischen Vosselaar zu sehen. Der geschätzte Kollege und Prog-Fachmann
Boris konnte sogar einen Dreier landen, spielten
DGM doch mit
Pagan's Mind und
Symph X gemeinsam an einem
Abend im Colos-Saal in Aschaffenburg - Glück gehabt. Der überaus sympathische Basser
Andrea Arcangeli drückte mir bei einer persönlichen Begegnung dann die vorliegende Kombi aus DVD und CD in die Hand und nun endlich, endlich kommt das Teil zur Besprechung.
Bereits seit 1994 in der italienischen Musiklandschaft unterwegs, startete die Band zu Beginn als reine Instrumentalformation, schwenkte aber bald darauf um. Über die Jahre hinweg gab es logischerweise einige Wechsel im Line-up, aber die derzeitige Formation ist mit dem Engagieren des Fronters Mark Basile seit mittlerweile 2007 am Start und hat auch gemeinsam den spitzenmäßigen Vorgänger "FrAme" eingespielt.
Nun also gibt es seit einiger Zeit schon dieses schöne Set, bestehend aus einer DVD und einer CD. Die ursprüngliche Intention war es, eine DVD zu liefern, die am 24. April 2010 in Roms 'Bier-Haltestelle', dem Stazione Birra Live Club mitgeschnitten worden war. Als reine Zugabe hat die Band eine quasi Best Of-CD neu eingespielt, die acht altbekannte Tracks sowie zwei bis dato unveröffentlichte Aufnahmen enthält.
Während die Show in Rom mit elf Songs dokumentiert wurde, beinhaltet die CD eine nahezu vollständig unterschiedliche Trackliste. Auf dieser stehen außer dem mit der DVD identischen "Is Hell Without Love?" noch neun weitere Stücke. Die DVD konzentriert sich in erster Linie auf das letzte reguläre Album "FrAme", das seinerzeit noch keine zwei Jahre auf dem Markt gewesen war. Hiervon werden ganze acht Titel gespielt und dessen Vorgänger "Different Shapes" (2007) bzw. "Misplaced" (2004) werden mit zwei bzw. einem Song bedacht. Passend dazu liegt das Hauptaugenmerk der CD auf den Jahren davor. Sieht man einmal von den beiden brandneuen Stücken "Just Like Before" und "The Only One" ab, die bis dato noch auf keinem Tonträger zu finden gewesen waren, so gibt es drei Songs von der "Misplaced" und alles andere geht teilweise bis in die neunziger Jahre zurück. Insgesamt drei weitere Alben sind demzufolge mit "Hidden Place" (2003), "Dreamland" (2001) und "Wings Of Time" (1998) vertreten. Die DVD wird abgerundet mit einigen Boni, die eine zusätzliche Spielzeit von ca. 15 Minuten in Anspruch nehmen und mit Clips aus dem Making Of der CD "FrAme" und der sog. HQ-Version von "Hereafter" gestaltet sind. Produziert wurde das Ganze vom Gitarristen Simone Mularoni , neben DGM noch unzählige weitere Projekte verfolgt, dort aktiv mitspielt oder 'lediglich' als Produzent tätig ist.
DGM geben mit diesem Set eine exzellente Visitenkarte ab, nicht nur im Audiobereich sondern auch visuell. Das Konzert in Rom sieht man nicht, wie vielleicht erwartet, in lückenloser Abfolge, denn zwischen den einzelnen Titeln werden immer wieder Takes vom Aufbau, dem Soundcheck und anderem Drumherum eingeblendet. Das macht die Sache zwar insgesamt abwechslungsreich, ebenso wie kurze Einstellungen in Schwarz-Weiß oder psychedelisch angehauchte Überblendungen, stört aber auf der anderen Seite den flüssigen Genuss der Show. Ich klage auf hohem Niveau, denn ansonsten gibt es nix zu Meckern. Wir werden mit dieser für die Band so typischen Mischung aus Power und Prog Metal bedient, gitarrengeladen, von Keyboardteppichen unterlegt und teilweise höllischer Double Bass nach vorne getrieben. Wie schon Kollege
Boris in seinem Live-Review schrieb, prägen auch hier insgesamt, neben dem markanten Gesang
Mark Basiles, sicherlich die melodiösen Hauptelemente Gitarre und Tasten die Musik der fünf Italiener, die sich fast nahtlos an die sog großen Kollegen von
Symphony X oder ab und zu auch an
Dream Theater anlehnen, ohne als billiger südländischer Abklatsch dazustehen. Melodie und Eingängigkeit stehen bei fast allen Stücken im Vordergrund, wenn es auch hin und wieder mal richtig kernig abgeht, wie bei den neueren Songs.
»Die Band kommt an« schrieb
Boris vor einem Jahr. Nun, es wird Zeit, dass dieses Ankommen langsam auch mal nördlich der Alpen mit der ihr zustehenden Aufmerksamkeit bedacht wird. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächste Live-Begegnung und natürlich die nächste Scheibe. Grazie a tutti!