Das Review für ReinXeed ist beendet, die Rauchschwaden meines Ärgers haben sich verzogen - und da schlägt das Schicksal erneut zu. Divinefire heißt die nächste Truppe, die vom gleichen Label kommt und Beziehungen zu ReinXeed unterhält. …Und wir wollen jetzt ganz vorbehaltlos sehen, ob auch sie auf der Anklagebank Platz nehmen müssen.
Wie diese Beziehung aussieht, ist schnell erzählt: Jani Stefanovic, bei Divinefire unter anderem fürs Schlagzeug verantwortlich, hat für ReinXeed die Koproduktion sowie den Mix und auch die Drums übernommen. Das macht mich zwar skeptisch, aber die Würfel sind noch nicht gefallen.
Der Albumtitel "Farewell" kommt nicht von ungefähr, denn Divinefire sind im Scheiden begriffen und sagen mit diesem vierten Silberling 'tschüs'. Mir waren sie allerdings unbekannt, und so erkenne ich, dass einige ihrer Mitstreiter schon mit nicht eben Unbekannten unterwegs waren. Bassist Andreas Olsson sowie Gitarrist Carl Johan Grimmark waren beispielsweise schon mit Rob Rock auf der Piste. Backing-Sänger Mats Levén war seinerseits schon bei Therion, At Vance und Yngwie Malmsteen. Im Großen und Ganzen kommt hier also schon Einiges an Erfahrung zusammen.
Und beim Hören von "Farewell" wird schnell ein Unterschied zum sonstigen Power Metal-Gedöns klar: Bei Divinefire werden aggressive Growls verwendet; allerdings nicht ausschließlich - sauberer Gesang ist zu gleichen Teilen vertreten.
Wenn ich mal beim durchaus angebrachten Vergleich mit ReinXeed bleibe, dann fällt zuerst auf, dass der Mix viel besser ist und wenigstens ein bisschen natürlicher klingt. Die Growls - tja, sind eben Growls; richtig eingesetzt können sie eine tolle Wirkung erzielen, und Divinefire schaffen das sogar ab und zu. Manchmal nerven sie allerdings auch. Der klare Gesang bewegt sich nicht in den üblichen schmerzenden Höhen, sondern eher in einer angenehmen Mitte, was einfach einen viel ehrlicheren Eindruck hinterlässt. Die Gitarrensoli von Carl Johan Grimmark sind viel organischer und harmonischer - schlicht besser; manchmal können sie sogar richtig gefallen.
In allen Belangen also sind Divinefire einfach eine Klasse besser als das Negativbeispiel ReinXeed. …Aber seien wir ehrlich: So viel heißt das noch nicht. Diese Band fügt eine kleine Prise neo-klassischen Metals hinzu, was ihr mehr Eigenständigkeit verleiht. Wirklich Aufregendes bekommen wir aber auch hier nicht zu hören. Auch wenn "Farewell" über mehrere gute Momente verfügt, die mich versöhnlich stimmen, bleibt das Gros des Materials doch eher im Mittelmaß stecken.
In der Bedeutungslosigkeit möchte ich diese Scheibe jedoch nicht verstanden wissen. Wer etwas für Power Metal und Neo-Classical Metal übrig hat, der sollte sich diese übers Album verstreuten interessanten Passagen ruhig mal antun.
Line-up:
Jani Stefanovic (drums, rhythm guitars, keyboards & programming)
Christian Liljegren (lead vocals)
Andreas Olsson (bass)
Hubertus Liljegren (growls)
Mats Levén (backing vocals)
Carl Johan Grimmark (guitar solos & acoustic guitars)
Tracklist |
01:Calling The World
02:Unity
03:You'll Never Walk Away
04:Pass The Flame
05:Grow And Follow
06:My Roots Are Strong In You
07:King Of Kings
08:Heal Me
09:Farewell
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