Ein Lebenszeichen von Charlie Dominici! 16 Jahre nach "When Dream And Day Unite" hat sich der ehemalige Dream Theater-Sänger anno 2005 zurückgemeldet. Das war die erste Überraschung. Die zweite: Teil eins seiner Konzept-basierten O 3-Trilogy verzichtet außer einer Akustikgitarre und zwei Mundharmonika-Einlagen auf jegliche Musikinstrumente. Dominici textet, spielt und singt - eine One-Man-Show.
"O 3 A Trilogy - Part 1" ist also kein Heavy Metal. Das Songwriting jedoch weiß Progmetal-Fans zu überzeugen - zumindest über weite Strecken. So könnte die "Introduction" durchaus als Einleitung eines Longtracks von Fates Warning durchgehen - nur, dass der erwartete Einsatz der Band ausbleibt. Bloß, weil die akustische nicht von der E-Gitarre abgelöst wird, sind die Songs nämlich noch lange nicht automatisch allesamt Balladen. Feinfühlige Arpeggien und Powerchords bauen gezielt Spannungen auf. Der feine Umgang mit Harmonien sorgt für eine Vielzahl verschiedener Atmosphären - melancholisch oder hoffnungsvoll, mysteriös oder kraftvoll und drängend.
In den mitunter minimalistischen Klanggebilden spielt der Gesang die herausragende Rolle. Dominici singt größtenteils in einer tieferen Lage als seinerzeit bei Dream Theater. Dadurch kann er mehr variieren und der Gesamteindruck der Stimme gewinnt. Bei den besten Stücken des Albums aus 'Prog'-Sicht, den spannenden "Unwilling Volunteer", "A Day Of Conflict" und dem großartigen, episch angehauchten "The Plan", sorgt Dominici trotz der natürlichen Beschränkungen reiner Akustiksongs mit expressiven Steigerungen für die Spannungsbögen, ohne die kein Tiefgang möglich wäre. Insgesamt gelingt Dominici auch mit dem bluesig Led Zeppelin-mäßig angehauchten "The Dream", der nachdenklichen Country-Atmosphäre bei "I Will Return" und dem geheimnisvoll anmutenden "The Hand Of God" - dem einzigen Song mit einem Hall-Effekt - ein überraschend abwechslungsreiches Album.
Dennoch wirkt das 41:24 Minuten lange Konzeptwerk stellenweise ein wenig zu trocken. Außerdem bleibt das Album nicht ganz frei von oberflächlich klingendem Sing-Sang - "My New Land" und "I Found My Love" könnten musikalisch beinahe als B-Sides von Cat Stevens über die Ladentheke gehen. Letztes, kleines Manko: Dominici ist ein super Songwriter, aber 'nur' ein guter Gitarrist - alles prima, aber technisch nicht herausragend oder überraschend.
All das soll aber nicht über das letzten Endes eher positiv auffallende Album hinwegtäuschen, bei dem außerdem die nie an Aktualität verlierende Terrorismus-Storyline überzeugt. Es ist die psychologische Studie eines Mannes, der als Zehnjähriger von Terroristen in ein fernes Land verschleppt, einer Gehirnwäsche unterzogen und als 'Schläfer' ausgebildet wird. Als er jedoch seinen Einsatzbefehl bekommt, kann er die Ausmaße des düsteren Terror-Plans nicht fassen: Diese religiösen Extremisten glauben, dass der Weg für eine bessere Welt nur durch die Auslöschung jedweden menschlichen Lebens geebnet werden kann - indem alle atembare Luft zu Gift wird.
Man braucht "O 3 A Trilogy - Part 1" als Prog-Metaller zwar nicht. Die Anschaffung von Teil eins der Trilogie ist alleine schon der Vollständigkeit halber reizvoll. Und nostalgische Viel-Sammler haben sicherlich wesentlich Schlechteres im CD-Regal stehen. Außerdem könnte die Platte zu einem raren Sammlerstück werden. Laut Mitteilung auf Dominicis Homepage (Stand: März 2008) ist Teil eins nämlich »out of print«.
Für die Teile zwei und drei hat Charlie Dominici dann bekanntlich wieder eine komplette Metalband engagiert und mit dem Prog-Label InsideOut ein wohliges Zuhause gefunden.
Line-up:
Charlie Dominici (vocals, acoustic guitar, harmonica)
Tracklist |
01:Introduction
02:Unwilling Volunteer
03:My New Land
04:I Found My Love
05:The Dream
06:A Day Of Conflict
07:The Order Comes
08:The Plan
09:I Will Return
10:The Hand Of God
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