Wenn man Dr. John eines jemals nicht vorwerfen konnte, dann dass er in irgendeiner Phase seiner Karriere langweilig gewesen wäre. Nach sehr starken und stilprägenden ersten vier Alben kam 1972 die Scheibe "Dr. John's Gumbo" auf den Markt, die bis heute ein Meilenstein in der vom New Orleans-Stil geprägten Musik ist. Ein genauso starker zweiter Teil (beide Scheiben enthielten Coversongs) erschien 1992 mit dem Namen "Going Back To New Orleans". Was diese beiden Perlen so besonders macht ist aber vor allem, dass der 'Night Tripper' die darauf enthaltenen Tracks nahezu komplett zu seinen eigenen machte, sodass man eigentlich nur noch bedingt von Covers sprechen konnte und kann. Beides sind Platten für die Ewigkeit, die in keiner halbwegs gutsortierten Sammlung fehlen sollten.
Mit seiner jazzig-bluesigen Mischung (der er auch immer jede Menge Funk hinzufügte) war Dr. John auch nie wirklich zu kategorisieren, ließ sich nie festlegen. Und warum sollte das dann auf seinem neuen Werk "Ske-Dat-De-Dat" anders sein? Vertreten ist auch hier wieder ein ganz heißer Mix aus den bereits genannten Stilen, zu denen sich nun teilweise (auf der ersten, experimentierfreudigen Seite) auch noch Latino-Einflüsse gesellen. Ach ja, ganz streng gesehen handelt es sich übrigens ebenfalls wieder um eine Coverscheibe, da der Dr. sich der Songs eines gewissen Louis 'Satch' Armstrong angenommen hat.
Dass sich hier so ziemlich alles aber doch viel mehr nach Dr. John anhört, dürfte - an diesem Punkt des Reviews angekommen - wahrscheinlich keine Überraschung mehr sein. Das beginnt schon mit der etwas 'ausgetickten' Version von "What A Wonderful World", die ungefähr doppelt so schnell wie das Original kommt. Mir gefällt auch das Duett mit Bonnie Raitt zu "I've Got The World On A String" sehr gut, selbst wenn sich die Musikerin hier (logischerweise) anders anhört, als auf ihren eigenen Platten. 100% Dr. John ist auch der "Gut Bucket Blues", der durch die für ihn so typischen Elemente des Pianos und Gesangs sowie ganz starkem Trompetenspiel überzeugen.
War die erste Seite dieser wohlig-warm klingenden Vinyl-Ausgabe mit supervollem Sound schon sehr stark, so ist die zweite sogar noch besser. Begonnen wird mit dem deutlich vom Gospel geprägten "Nobody Knows The Trouble I've Seen" mit der hervorragenden Ledisi an den Lead Vocals, warmen Hammond-Klängen, dem wie immer ganz starken Piano und tollen Background Vocals. "Wrap Your Troubles In Dreams"? Hinsetzen, Augen schließen und davonfliegen (oder einfach nur genießen)!
Auf dem "Dippermouth Blues" hört sich Dr. John immer noch so cool an, wie in den frühen Siebzigern und "Sweet Hunk O' Trash" ist nichts anderes als ein weiteres der vielen, vielen Highlights. Eigentlich könnte (bzw. müsste) man ganze Absätze über jeden einzelnen Song schreiben, was den Rahmen dieses Reviews jedoch deutlich sprengen würde. Fällig sind also gleich zwei tiefe Verbeugungen: einmal vor dem großartigen 'Satch(mo)' für seine Songs und einmal vor dem ebenso großartigen Interpreten, der hier 13 Tracks abgeliefert hat, die dem Wort 'Tribut' tatsächlich mal gerecht werden, selbst wenn bzw. gerade weil er die Tiefe, die Essenz der Stücke erkannt und auf seine ganz eigene Weise weiter am Leben erhalten hat.
Entstanden ist also ein Dr. John-Album, das Songs von Louis Armstrong enthält. Musik für die Seele, Musik, die man seinen besten Freunden schenkt. Musik, die einen geradezu in den Arm nimmt und eine wohltuende Massage für die angeknacksten Nerven ist. Die Gastsänger sorgen zwar für viel zusätzliche Abwechslung, aber mir persönlich wäre es sogar lieber gewesen, wenn die Vocals (von den besten Duetten abgesehen) komplett von Dr. John gekommen wären. Aber das ist schon Jammern auf sehr hohem Niveau, da hier alle Beteiligten einen super Job abgeliefert haben. Dem Tipp meines geschätzten Kollegen Wolfgang kann ich mich deshalb vorbehaltlos anschließen.
Ladies and gentlemen, da Doctor's in da house!!!
Line-up:
Dr. John (vocals, piano, guitar, RMI keyboard)
James '12' Andrews (trumpet - #10)
Terence Blanchard (trumpet - #2, 9)
The Blind Boys Of Alabama (vocals - #1, 9)
Carl Blouin Sr. (baritone saxophone - #1-3,5,7,9-12)
Oliver Bonie (baritone saxophone - #4)
Wendell Brunious (flugelhorn - #7)
Shemekia Copeland (vocals - #11)
Tony Dagradi (tenor saxophone - #2,3)
Gregory Davis (trumpet - #13)
Tom Fischer (clarinet - #4)
Bernard (Barney) Floyd (trumpet - #1-7,9,10)
Bobby Floyd (Hammond B3 - #1,2,4,7-9,11)
Alvin Ford, Jr. (drums - #13)
Rex Gregory (bass clarinet - #4)
Anthony Gullage (electric bass - #2,3,6)
Anthony Hamilton (vocals - #6)
Kevin Harris (tenor saxophone - #13)
Kirk Joseph (sousaphone - #13)
Mike Ladd (vocals - #2)
Ledisi (vocals - #8)
Khari Allen Lee (alto saxophone - #1-3,9,12, flute - #4)
Roger Lewis (baritone saxophone - #13)
Eric Lucero (trumpet - #1-3,9,10,12)
Kendrick Marshall (second keyboard - #2,3,6)
The McCrary Sisters (vocals - #7,8)
Sarah Morrow (trombone - #1-7,9-13)
Ivan Neville (Hammond B3 - #4,5,10)
Roderick Paulin (alto saxophone - #10,13)
Nicholas Payton (trumpet - #1, 5)
Derwin 'Big D' Perkins (guitar - #1-13)
Ed Petersen (tenor saxophone - #1,5-7,9-12)
Bonnie Raitt (vocals - #4)
Donald Ramsey (electric bass - #4,10,12,13)
Herlin Riley (drums - #1,4,5,7-13, tambourine - #5,9,10,12)
Jamison Ross (drums - #2,3,6)
Poncho Sanchez (percussion - #3,4,11,13)
Arturo Sandoval (trumpet - #3,12)
Telmary (vocals - #3)
Efrem Pierre Towns (trumpet - #13)
Reginald Veal (acoustic bass - #1,3,6,9, electric bass - #8,11)
Nick Volz (trumpet - #12)
Jason Weaver (acoustic bass - #5,7)
Tracklist |
Side 1:
01:What A Wonderful World
02:Mack The Knife
03:Tight Like This
04:I've Got The World On A String
05:Gut Bucket Blues
06:Sometimes I Feel Like A Motherless Child
07:That's My Home
Side 2:
01:Nobody Knows The Trouble I've Seen
02:Wrap Your Troubles In Dreams
03:Dippermouth Blues
04:Sweet Hunk O'Trash
05:Memories Of You
06:When You're Smiling (The Whole World Smiles With You)
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Externe Links:
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