Dreamland / Eye For An Eye
Eye For An Eye Spielzeit: 43:17
Medium: CD
Label: Dockyard 1, 2007
Stil: Power Metal

Review vom 25.01.2007


Christoph Segebard
Voller Schmerz denke ich zurück. Es war im November 2005, dass Dreamland das Parkett des Power Metals betraten - und mit einer schmierigen, abgelaufenen Gurke namens Future's Calling in der Hand sofort ausrutschten. Mit überholten Hymnen, seichten Balladen und null Einfallsreichtum outeten sie sich vollends als kraftloses Hammerfall-Abziehbild und rutschten nur um Haaresbreite an dem Stigma 'Wasted Time' vorbei - dem Erfolg ihrer Vorbilder sei Dank, denn viele Power-Metal-Fans gibt es heutzutage, deren Ansprüche nicht gerade in den Himmel ragen und die das Dreamland-Debüt mit offenen Armen empfangen haben mögen.
Und neulich, unverhofft, war es dann wieder soweit: Ich bekam Post: Dreamland lassen nicht locker und legen nach, mit einem Album namens "Eye For An Eye" - und auch ich stellte mich schon drauf ein, mit einem neuerlich vernichtenden Review meinen klitzekleinen Beitrag zu leisten, es ihnen 'Auge um Auge' zurückzuzahlen.
Glaubt es oder auch nicht Freunde, aber ich sollte eine Überraschung erleben.
Aber kurz vorneweg: Dreamland haben keine 180-Grad-Wendung oder sonstige Stiländerungen durchlaufen. Sie sind weiterhin Hammerfall-Nachahmer. Und wieder kümmerten sich Joacim Cans (Hammerfall) und Andy LaRocque (King Diamond) um die Produktion.
Der Unterschied ist, dass sie diesmal ihren Idolen das Wasser reichen. Sie kopieren weiterhin auf weiten Strecken, setzen aber hier und da kleine Ausbruchsakzente, die sich nahezu unbemerkt ins Gesamtbild einfügen.
Der Unterschied ist, dass der Mix jetzt knackiger und heavier ist. Zusammen mit den beherzteren Kompositionen lässt das eine Band erscheinen, die sich einerseits kaum, andererseits aber sehr verändert hat. Um die genannten Faktoren und einen kaum greifbaren, unsichtbaren Faktor, den man vielleicht am Ehesten so beschreiben könnte: Sie sind erwachsen geworden. In so kurzer Zeit sind sie um Einiges gereift, was die ganze Vorstellung inhaltlich enorm bereichert und auch die Feinheiten in ganz anderem Licht erscheinen lässt.
Da! Der Lundberg! Der kann ja richtig singen! …Ist mir vorher zwar aufgefallen, aber es fiel bei dem Einheitsbrei kaum ins Gewicht. Gleiches gilt für die anderen Instrumente und besonders die Soli. Alle diese Akzente sind auf eine Weise punktierter und gekonnter gesetzt worden, dass man plötzlich eine Band vor sich hat, die man ernst nehmen kann.
Beim letzten Stück, "Revolution In Paradise", setzt Joacim Lundberg noch einen drauf auf seine heimlich neu gewonnene Eigenständigkeit: Er verwendet Growls! Ich bin bekanntermaßen kein Fan davon, aber in diesem Fall bringen die stimmlosen Schreie enorm viel Individualität in den Song; zumal sie auch perfekt untermalt sind und das Stück im Alleingang zum Ohrwurm werden lassen - ein riesiges I-Tüpfelchen auf diese Gesamtleistung, diesen großen Schritt in die einzig richtige Richtung. Auch für Lundberg selbst, der damit nun endgültig aus dem Schatten von Hammerfall-Frontmann Cans heraustritt und dessen häufig platten, eintönigen Gesang vergessen macht.
Versteht mich nicht falsch - das Album ist an sich nichts unheimlich Bemerkenswertes. Aber im Lichte des Vorgängers ist es eine wahre Wohltat, die Spaß macht. Hammerfall sind nach wie vor allgegenwärtig, aber diesmal kopieren Dreamland auf eine viel bessere, verzeihliche und sympathischere Weise. Daher kann man sie nun auch bedenkenlos einem Publikum empfehlen, das nicht das böse H-Wort auf der Stirn stehen hat.
"Eye For An Eye" - Auge um Auge vergelten sie ihre eigene Schandtat - mit einem guten Metalalbum.
Tracklist
01:Eye For An Eye
02:Carousel Of Pain
03:Reverse Deny
04:Secret Signs
05:Chosen Ones
06:Spread Your Wings
07:Shadows Of The Night
08:Heavenly Designed
09:Children Of Tomorrow
10:Forever And Ever
11:Revolution In Paradise
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