Dreamscape / 5th Season
5th Season Spielzeit: 69:28
Medium: CD
Label: Massacre Records, 2007
Stil: Prog Metal


Review vom 06.10.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Die erfreulichste Nachricht in Sachen Dreamscape lautet, dass das neue Album "5th Season" endlich da ist. Die schlechte ist die, dass die Band in dieser Zusammensetzung, zumindest vorerst, ihre letzte gemeinsame Scheibe eingespielt hat. Gleich drei Musiker, nämlich Sänger Roland Stoll, Bassist Benno Schmidtler und Tastenmann Jan Vacik, haben Dreamscape noch vor dem offiziellen Release von "5th Season" verlassen. In Freundschaft, wie man überall schreibt. Dass die Plattenfirma in diesem Zusammenhang eigentlich gleich ganze drei Böcke (für jeden gehenden Musiker einen?) schießt, ist dabei mindestens genau so ärgerlich:
1. Ohne mit der Band abzusprechen, wurde die Nachricht über den Split der Formation, ich vermute zu Werbezwecken, bekannt gegeben,
2. beinahe hätte die RockTimes auf eine Besprechung von "5th Season" verzichten müssen, denn Promos mit sogenannten 'voice overs' bespreche ich nicht,
3. obwohl schon längst personeller Ersatz gefunden wurde und die Band bereits an diesem Wochenende in neuer Auflage auf der Bühne steht, um "5th Season" zu promoten, ziert ein kleiner weißer Aufkleber mit dem Inhalt »The new and final album of German prog metal leaders Dreamscape« das schmucke Digipak der Special Limited Edition.
Totgesagte leben meistens länger und Dreamscape gehen jetzt mit Sieges Even gemeinsam auf Tour. Aber nun zur Musik:
Die Jungs aus München sind ohne Zweifel spielerisch beschlagen und für mich in der Tat eine der besten Prog-Kapellen aus deutschen Landen. Das bewies nicht nur der Longplayer "End Of Silence" aus dem Jahr 2004, sondern auch die Neuauflage einiger älterer Songs, die ein Jahr später auf "Revoiced" veröffentlicht wurden. Wir erinnern uns, dass Dreamscape einst mit
Hubi Meisel am Mikro starteten. Zugegeben, Roland Stoll macht auch jetzt wieder einen glänzenden Eindruck.
Von Beginn an hören wir ansprechende Kompositionen ("Fed Up With"), in denen sich vor allen Dingen die Keyboards und die tollen Gitarrenläufe abwechselnd brillant in Szene setzen. Mit dem Folgetrack "Borderline" geht es stimmtechnisch dann noch eine Etage tiefer. Insbesondere die Piano-Sounds unterstützen die Klangteppiche.
Nun wurde der Band in ihrem bisherigen Schaffen stets die Nähe zu den Fast-Namens-Vettern von Dream Theater unterstellt. Was ist daran eigentlich schlimm? Zumal die musikalische Nähe, wenn denn wirklich vorhanden, sich eher an die frühen Werke der amerikanischen Prog-Metaller orientiert. Und da waren Dream Theater, im Gegensatz zu heute, definitiv die Besten ihres Fachs. Dass Dreamscape in dieser Beziehung auch über den besseren Sänger verfügen, müsste eigentlich ausreichen, dass man der Band mehr Unterstützung zukommen lässt, als es bisher der Fall war.
Denn spätestens beim überlangen Zentrum des neuen Albums, nämlich dem Titeltrack, merkt man, dass hier Innovation und Ideenreichtum ganz weit vorne stehen. Fernöstliche Klänge am Start, zahlreiche Tempowechsel, eingängige Gesangsharmonien und ein ums andere Mal filigrane Solo-Läufe von Gitarre und Synthie. Und noch etwas würdige ich sehr wohl:
Zum einen versuchen Dreamscape nicht, uns mit ständigen Frickelorgien zu bezirzen, sondern die Entschlossenheit, bei aller spielerischer Kunst auch die sehr gute Melodie nicht aus den Augen zu verlieren, kommt besonders gut an. Auf diesem letzten Werk, mit diesem Line-up wohlbemerkt, hören wir eine Menge an verschiedenen Stilen, die allesamt gut akzentuiert an den Hörer gebracht werden. Deswegen ist es kein Geheimnis, wenn man attestiert, dass "Somebody" ganz eng an der AOR-Grenze vorbeischrammt und "Farewell" eine glänzende Ballade ist. Traurig? Schmalzig? Man nehme es, wie man will. Die Mitglieder dieser hoffnungsvollen Band, die allesamt professionell zu Werke gehen, werden hoffentlich wissen, was sie tun. Willkommen bei Dreamscape, Herr Micha Mang, Herr David Bertok und Herr Ralf Schwager. Und den verbliebenen Gitarristen
Wolfgang Kerinnis und Drummer Michael Schwager wünschen wir weiterhin alles Gute.

Für "5th Season" gibt es starke 9 von 10 RockTimes-Uhren. Für mich das beste Werk der Münchener in ihrem bisherigen Schaffen. Wird schwer zu schlagen sein!
Line-up:
Roland Stoll (vocals)
Wolfgang Kerinnis (guitars)
Benno Schmidtler (bass)
Jan Vacik (keyboards)
Michael Schwager (drums)
Tracklist
01:Fed Up With (5:29)
02:Borderline (5:12)
03:5th Season (14:35)
04:Déjà Vu (5:27)
05:Somebody (4:28)
06:Phenomenon (7:48)
07:Different (7:10)
08:Point Zero (7:57)
09:Farewell (5:06)

Bonus (Digipak Edition):
10:Thorn In My Mind (Live) (5:56)
11:Video:Somebody (Live) (4:41)
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