Wer den Namen der Band Dynamite Daze ausspricht, muss vorher gut Luft holen, denn in einem Atemzug fallen danach auch die Namen Boogaloo Kings und The Fantastic Boogaloo Kings. Bei ihrem Konzert im blues, Rhede mischte das Quartett um Frontmann Didi Dynamite die Location mit einer feurigen Mischung aus Blues, seiner rockigen Variante, Pub Rock und zum Beispiel einer Prise Stoner Rock auf. Auf jeden Fall gab es eine gehörige Portion toller Musik auf die Ohren. Das blues-Team an den Reglern hatte wieder einmal für einen tollen Sound gesorgt und die Setlist des Abends war so etwas wie eine Zeitreise durch die vielen Alben, die die Gruppe mittlerweile unter den drei Namen auf dem Markt hat. Selbstredend gab es auch Kompositionen von Scarecrows On Rampage zu hören, allerdings diente dieses Konzert auch dazu, neue Songs unter Livebedingungen auf ihre Tauglichkeit für eine neue Veröffentlichung zu testen. Welche Nummer aus meiner Sicht dann auf keinen Fall fehlen darf ist "Red In Heaven". Kenner wissen, dass die vier Musiker lange den Anfang 2012 verstorbenen Louisiana Red begleitet hatten. Nicht nur dieses Lied mit seinem stampfenden Chicago-Rhythmus war ein Hinhörer, eine Offenbarung in Sachen Blues.
Zwischen fast allen Tracks sorgte Didi Dynamite zuweilen auch mit seinen Ansagen für zusätzlich klasse Stimmung. Hier und da durfte auch gelacht werden. Die Combo hat den Blues so sehr verinnerlicht, dass es für den Vierer überhaupt kein Problem war, sich auch ein gutes Stück von ihm zu lösen. Es gab einige hypnotische beziehungsweise psychedelische Momente (oder beides zusammen), sodass man sich eine Vorstellung von dem machen konnte, was Dynamite Daze unter »Krautblues« verstanden. Mit einem auf der Bühne immer mobilen, emotionalen Sänger sowie tollen Harper, einem Gitarristen der feinen, rockigen und ganz großen Töne, einem Bassisten, der auf seinem Fünfsaiter alles zwischen butterweich und knallig-knackig wie Tiefkühlgemüse zupfen konnte und einem Schlagzeuger, der einen völlig aus dem Häuschen brachte, punktete die Gruppe mit jedem Song.
Gerade nach der Pause fetzte man Nummern wie am Schnürchen, ohne Pause und wenn der Werwolf "Bertram" musikalisch bekämpft wurde, Tango als auch Walzer auf dem Menüplan standen, dann wurde allen Zuschauern klar, wie sehr Dynamite Daze ihr Spiel mit der musikalischen Vielfalt trieben. Der Boogie blieb der Dreh- und Angelpunkt aller Exkursionen. Beim letztgenannten Song waren Martin 'Professor' Czemmels Gitarrenspritzen die beste Medizin gegen den fürchterlichen Werwolf und der "Acidboogie" traf voll auf die Zwölf. Über das gesamte Konzert verteilt floss diese Art des Blues immer wieder ein und der ebenfalls neue Track "15 Miles To Mexico" sollte auch einen Platz auf dem kommenden Album finden. Musikalisch symbolisierte der Gitarrist die Flucht mit heißen Bottleneck-Fahrten auf den Saiten. Aus dieser Warte betrachtet, war die Gigeröffnung schon erste Sahne, denn der Gitarrenzauberer hatte schon zu Beginn das Metallröhrchen am kleinen Finger und sorgte für tolle Slide-Einlagen. Es gab ebenfalls fliegende Gitarrensoli zu rollenden Rhythmen. Der Musiker hatte eine zurückhaltende Bühnenpräsenz, glänzte aber durch spektakuläres Spiel auf den sechs Saiten.
Mit seiner fantastisch rauen Stimme schrubbte Didi Dynamite ein ums andere Mal die Trommelfelle und Colin 'The Highlander' Jamieson war mit herrlichen Beckenspielereien und einem straighten, aber auch melodischen Drumming der Groovemeister in Person. Was er in der zweiten Zugabe an Drumsolo (auch mit irreschneller Doublebass) servierte, war gigantisch gut. Unglaublich! Ein Hammer! Andrea 'Luigi' Tognoli glänzte besonders in den im Funk eingebetteten Nummern. So etwas von knalligem, durch das Wah Wah-Pedal angetriebenen Basssounds hatte man wohl noch nicht gehört. Wahnsinn! Mit seinen treibenden Tieftönen machte er die Zuschauer wuschelig. Zwischen swingendem Jazz-Himmel und teuflischer Hölle ("Who The Hell Needs Love"/"Tango With The Devil") war textlich und musikalisch alles vertreten ... »Hallelujah!«
Einen weiteren Rückblick unternahm man mit dem punkigen Country Blueser "Pill Poppin Son Of A Bitch" von … Greatest … Hits … und eine Hommage an Kevin Coyne durfte natürlich auch nicht fehlen. Herrlich war das fesselnde Instrumental "Transilvania Express" und nach dem toll rockenden "Monkey Fever" musste definitiv für innere Bier-Kühlung gesorgt werden. Didi Dynamite konnte durch ein facettenreiches Harpspiel begeistern und so verging die Zeit wie im Flug. Dynamite Daze war das Synonym für kurzweilige Unterhaltung. Die Band verfügt über ein musikalisches Spektrum, von dem andere Gruppen nur träumen können. Zwei Zugaben wurden vom begeisterten Publikum erklatscht und ein wahnsinniges Konzert fand in einer Jamsession seinen krönenden Abschluss. Die neuen Nummern machten schon mächtig Appetit auf den "Scarecrows On Rampage"-Nachfolger. Dynamite Daze live ... immer wieder gerne.
Wir bedanken uns bei André Koch für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Didi Dynamite (vocals, harmonica)
Martin 'Professor' Czemmel (guitar)
Andrea 'Luigi' Tognoli (bass)
Colin 'The Highlander' Jamieson (drums, percussion)
Bilder vom Konzert
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