Ein bisschen 'crazy' waren Dirty Didi und seine Mannen von Dynamite Daze ja wohl schon immer. Aber mit ihrem neuen Album "Scarecrows On Rampage" drehen sie nun ziemlich ab. 'Vogelscheuchen auf Amok' - Jungs, was war denn da in eurem Tee???
Wenn eine Band im August so eine Halloween-Scheibe raushaut, dann ist das entweder falsches Timing oder sie ist sich sicher, dass das ihren Fans ziemlich wurscht ist - Hauptsache der Stoff ist gut. Und da braucht man sich bei The Dynamite Daze wirklich keine Sorgen zu machen - 1A dreckiger Blues, Blues Rock und Rock der Güteklasse Schrottplatz! Elf erstklassige Rumpelnummern, gekonnt auf rostig getrimmt und gleich so zusammengeschraubt, dass sie wohl 1:1 live von der Bühne gerotzt werden können.
Der gute Didi scheint seit den letzten Aufnahmen nur noch mit Scheuermilch gegurgelt zu haben, so abgründig röhrt er jetzt aus den Boxen. Oder er hat zuviel Grunzmetal bei den Kids abbekommen. Und den Herren Czemmel, Tognoli, Jamieson wurden für die Sessions garantiert noch ein paar Extra-Volt in die Akkus gejagt.
Was für schräge Stories in den Songs erzählt werden, lässt sich an einigen Titeln schon ersehen. Aber es geht grundsätzlich ziemlich durchgeknallt und morbide zu. Bei "Fat" wird der Protagonist bis zum Platzen gemästet. "Bertram" ist der Name eines Werwolfs, der im Slow-Blues schmatzend und rülpsend seine Opfer sucht. Und spätestens damit ist man auch beim typischen DD-Humor angelangt, denn natürlich ist das alles ein riesiger Spaß. The Dynamite Daze Horror Show meets The Blues Brothers Quentin Tarantino & George A. Romero. Im "Monkey Fever" bläst Didi erstmals seine scharfe Harp (eine Seydel mit Edelstahlzungen, für die der Meister Endorser ist). Weiter geht's im Höllenritt auf dem instrumentalen "Transsilvanian Express" mit einem teuflisch stark pluggernden Bass und Trommeldrive von Draculas blutgierigen Horden. Bei der langsam dahinschleichenden Titelnummer stellen sich die Nackenhaare auf, und das gilt auch für das schön bluesige "The Coolest", wenn die Raspelröhre à la Tom Waits einsetzt. Ja, Mann - du bist wirklich die coolste Sau (neben Frank Zander) auf diesem Drecksplaneten!
"Funky Turn" dreht mit Wah Wah-Gitarre über den großen Teich und auch das haben die Jungs locker drauf. Genauso wie den staubtrockenen Texas-Shuffle, den sie mit "Bucanish" durch die Boxen pumpen. "Welcome To The Club" - ja ja, irgendwann ist's soweit, hoffentlich rollt das dann aber auch noch so (schöner Wyman-Bass, Mr. Tognoli!). Mit seinem psychedelischen Jam-Mittelteil ist der "Evil Creek" auf jeden Fall den Besuch wert (egal was einen dort erwartet). Und auf die "Uppertown Revenge" beim Kellerbier freu ich mich schon heute - ich werd nämlich die Truppe endlich bald live erleben. Am 10. September 2011 im Zelt am Schloss bei den 18. Schmölzer Blues-Tage!
"Scarecrows On Rampage" schließt nahtlos an die scharfen Alben der Band an, als sie noch The Boogaloo Kings bzw. The Fantastic Boogaloo Kings hieß. Die Truppe ist top-eingespielt, musikalisch versiert (alle vier Mitglieder haben auch an den Songs mitgeschrieben) und verfügt mit ihrem Frontmann Didi über einen, der sich vom Gros der Vokalisten und Harpern auf dieser Welt deutlich abhebt. Das können nicht viele Combos vorweisen. Der bei den ..... Greatest ... Hits ... etwas aufpolierte Klang wurde nun wieder gegen einen noch roheren eingetauscht und das ist gut so. Europäischer Marken-Blues Rock der Sonderklasse, garantiert nicht stromlinienförmig, dafür mit Sonderlackierung 'Schmirgelpapier' und KERS-Power aus der Horror-Boogie-Garage!
Line-up:
Dirty Didi (voc, harp)
Martin Czemmel (git)
Colin Jamieson (dr, perc)
Andrea Tognoli (bs)
Tracklist |
01:Fat
02:Bertram
03:Monkey Fever
04:Transsilvanian Express
05:Scarecrows On Rampage
06:The Coolest
07:Funky Turn
08:Bucanish
09:Welcome To The Club
10:Evil Creek
11:Uppertown Revenge
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