Der Umbau auf der Bühne ging sehr zügig vonstatten, so dass die Band um zwanzig Minuten nach acht, unter großem Beifall bereit war für ein über zweistündiges Konzert.
Acht bis zehn Jahre ist es her, dass Julian Dawson nicht mehr live mit einer Band gespielt hat, aber das in Nashville aufgenommene Deep Rain verlangte geradezu eine Band, wie er zu Beginn des Gigs erklärte und hatte sich für diese Tour mit vortrefflichen Musikern umgeben. Vom 25-jährigen Drummer über den Multi-Instrumentalisten Fontaine Burnett bis hin zum Gitarristen Uli Kringler, mit vier griffbereiten 6-Saitern, waren die Dawson-Begleiter stets auf der Höhe der Dinge.
Der hochgewachsene Songwriter, Gitarrist und Sänger erwies sich im Laufe des Konzerts als perfekter Entertainer, der es, auch humorvoll, verstand, geschickt von einem Song zum nächsten überzuleiten.
Gleich nach der Eröffnungsnummer gab es eine erste Kostprobe aus der aktuellen CD: Am Sonntagabend gab es "That's Why God Made Saturday Night". Treibender Beat, ein Dawson, der mit einer hervorragenden Stimme brillierte, eine ganz starke Band, die auf den Punkt spielte... qualitativ in jeglicher Hinsicht wurde hochwertiges Entertainment geboten.
Dawson wechselte von der Akustischen zur E-Gitarre und Kringler machte reichlich Gebrauch von seinem Equipment. Der spielt nicht nur einmal Slide-Gitarre wie ein Chris Rea und neben besinnlichen Kompositionen ("Blue Tattoo" vom "Headlines"-Album) wurde auch kräftig gerockt.
Die "Deep Rain"-Songs wurden perfekt in der Setlist verteilt und so gab es mit den anderen Tracks nebenbei noch so etwas wie eine "Best Of"-Auswahl, die bis zum "As Real As Disneyland" (1987) zurück reichte.
Ein zu diesem Zeitpunkt ein bereits höchst zufriedenes Publikum entließ der Protagonist in eine kurze Pause und war am Merchandising-Stand zu finden.
Eröffnet wurde der zweite Teil durch einen Acoustic-Set. Der sitzende Drummer legte sich seine Snare auf die Oberschenkel, Burnett wechselte vom Bass zur Lap Steel und jetzt war man mit zwei akustischen Gitarren unterwegs. Eine tolle Einlage von drei oder vier Songs.
Ein Diamant unter Perlen war "Walking On The Dead", das er zusammen mit Dan Penn schrieb, gefolgt von seinem Lieblingssong auf der neuen CD, "Keys To The Kingdom Of Love", wie Dawson sagte. Ergreifende, Gänshaut-produzierende Musik...
Einem besonderen Konzert-Besucher widmete er "Fragile As China" und mit einem suchenden Blick ins Publikum, meinte Dawson: »Der ist bestimmt nicht im Saal, sondern vor der Tür Rauchen.« Gemeint war Manfred 'Schmal' Boecker, seines Zeichens Ex- BAP-Mitglied.
Mensch, Leute, die Zeit verging so schnell und mittlerweile holten sich auch die beiden Sink Twice-Zwillinge ihre Portion Dawson-Konzert ab.
Die Stimmung hatte schon lange etwas von einer wunderschönen Party und dann bat er die Twins sowie 'Schmal' für eine weitere Nummer auf die Bühne. Lou Reeds "Take A Walk On…" wurde zitiert und dann gab es eine Zugabe der Zugabe: Recht spontan ging er alleine zurück auf die Bühne, stellte sich an den Rand und sang a cappella, ohne Mikrofon. Ohne Worte…
Den endgültigen Schlusspunkt setzte er zusammen mit Kringler und einem weiteren Song mit zwei akustischen Gitarren.
Ein Gig, der keine Wünsche offen ließ und verdeutlichte, welch ein hervorragender Musiker dieser Julian Dawson ist, ohne seine Band zu vergessen.
Ein perfekter Einstieg in den Konzert-Herbst 2008 und die Ankündigung, dass beim Frankfurter Auftritt die Kameras mitlaufen, lässt natürlich auf eine Live-DVD schließen, für die ich jetzt schon einmal den Finger hebe.
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