Julian Dawson ist ein Mann aus dem Wunderland.
Die Frühjahrstour 2010 bestreitet der sympathische Engländer solo.
Schon die a capella-Eröffnung des Konzertes im Duisburger Café Steinbruch verursachte Gänsehaut. Dawsons Stimme ist auch sein Kapital. Ausdrucksstark, emotional und selbst in den höheren Lagen fit, setzte er den Gesang stets gewinnbringend ein.
Nach dem klasse Opener stellte der Singer/Songwriter dem Publikum das Motto des Abends vor: »This evening is all about love.«
Dawson war mit einer siebensaitigen akustischen Gitarre sowie einer Ukulele am Start.
Mehr brauchte es nicht, um einen gefühlvollen Gig überzeugend zu gestalten. Bezüglich seiner Songs konnte er aus einer riesigen Wundertüte schöpfen. Die Liste der Kompositionen ist schier endlos.
Deep Rain war sein zwanzigstes Album und mittlerweile hat er, brandaktuell, einen Live-Tripeldecker im Gepäck. Zwei CDs und eine DVD sind im Digipak untergebracht. Dieses Album wird an anderer Stelle ausführlich besprochen.
Gleich zu Beginn überraschte der Protagonist mit der vom Jazz durchzogenen Nummer "Two Shots Of Jealousy".
Das gesamte Konzert war ein munteres Albumhopping. Dawson servierte alte Songs, die (leider) nicht an Aktualität verloren haben und ganz neue Stücke aus dem bereits erwähnten Album "Deep Rain".
Selbstredend war der Musiker zwischen den Songs auch ein perfekter Unterhalter und kam so auch ins Gespräch mit den Besuchern.
Rund um YouTube, Schwiegereltern, Unterhosen, Robinson Crusoe oder Dortmund gegen Leverkusen rankten sich die Themen.
Der Roman von Daniel Defoe bot ihm die Vorlage für die Komposition "Girl Friday".
Unumwunden musste man zugeben, dass nicht nur dieser Song durch den Solovortrag an Intensität gewann.
Bei Dawson waren Melancholie sowie Freude unmittelbare Nachbarn.
Geschickt wechselte er die Stimmungen und gönnte seinem Plektrum die eine oder andere Pause. Auch als Fingerpicker machte er eine hervorragende Figur.
Zwei Coversongs hatten etwas gemeinsam.
Ein Rolling Stones-Titel sowie "Death Of A Clown" von den Kinks waren es. Eine berühmte Person war die Verbindung zwischen den beiden Tracks... Nicky Hopkins. Über ihn schrieb Julian Dawson eine Biografie, die im Mai 2010 erscheinen wird.
Selbst über seine Internatszeit und den Papst sprach er.
Er wurde von Mönchen unterrichtet. Einige davon können im Knast zur Besinnung kommen... "That's Why God Made Saturday Night".
Ein sehr gutes Zeichen: Die erste Stunde des Sets verging wie im Flug und der Musiker animierte die Anwesenden dazu, in der Pause ruhig Songwünsche an ihn zu richten.
Dawson mag den Soul.
Er arbeitete auch mit Dann Penn zusammen. "All The Kings Horses" war angesagt und der Künstler stellte seine betagte Wibbelmaschine vor. Dabei handelte es sich um ein Effektgerät aus den Sechzigerjahren.
Ein Politiker hat einmal vorgemacht, wie eine Steuererklärung auf einen Bierdeckel passt. Julian hatte sich die gewünschten Nummern darauf notiert und spielte sie alle. Dieser Teil hatte doch glatt den Charakter einer Art Best-of-Abteilung. "How Can I Sleep Without You", "All About The Ride" oder "Fragile As China" standen auf dem Programm und dann wurde es mit "Jealous Guy" von John Lennon auch noch richtig sentimental.
Keiner nahm es ihm ab, als er den letzten Song des Abends ankündigte und natürlich gab es eine Zugabe der ergreifenden Art.
Dawson gab mit einer weiteren a cappella-Version abermals eine beachtlich unter die Haut gehende Kostprobe seiner gesanglichen Fähigkeiten und schließlich setzte er sich mit seiner ausgestöpselten akustischen Gitarre an den Bühnenrand und performte dort den allerletzten Song.
Zugegeben, die zwischendrin eingesetzte Ukulele wirkt bei dem großgewachsenen Mann wirklich klein, aber auf diesem Spielzeug konnte er überzeugen, auch wenn das Arbeitsgerät, genau so wie die Wibbelmaschine, ein gewisse Eigendynamik an den Tag legte. Sprich, es musste zwischendrin nachgestimmt werden.
Der mit einer beeindruckenden Stimme gesegnete Julian Dawson überzeugte mit seinem über zweistündigen Konzert als Alleinunterhalter das Publikum restlos und dieser Musiker, ob Solo oder mit Band, ist eine Bank in der Szene der Singer/Songwriter.
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