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Michael Des Barres / Carnaby Street
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Wenn man an die Rock'n'Roll-Welt der siebziger Jahre und den Namen Des Barres denkt, kommt einem möglicherweise als erstes der Vorname Pamela in den Sinn. Allerdings tut man damit ihrem Ehemann Michael schon ein bisschen Unrecht, selbst wenn auch der Rezensent gestehen muss, bisher (zumindest bewusst) keine Songs von Des Barres gekannt zu haben. Seit Ende der Sechziger ist der gebürtige Engländer immerhin auch schon im Business. Musikalisch war es in den letzten Jahren, in denen er sich vor allem auf seine Schauspielerkarriere konzentrierte, ziemlich ruhig geworden, aber mit seinem neuen Album "Carnaby Street" meldet sich der bereits seit Jahrzehnten im sonnigen Los Angeles lebende Musiker mit einem Paukenschlag zurück. Und mit was für einem!
Michael Des Barres war im Vorfeld dieser Scheibe ganz bewusst wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Zurück zum Blues und vor allem zurück zum Rock in seiner pursten Form. Was man also auf gar keinen Fall von dieser Platte erwarten darf, sind Innovationen jeglicher Art. Und dennoch ist das, was auf den vorliegenden zehn Tracks geboten wird so derart stark, dass "Carnaby Street" von mir mit einer ganz fetten TIPP-Grafik versehen wird.
Geboten wird Siebziger-Jahre-Rock mit jeder Menge Arsch in der Hose. Dazu sehr starkes wie abwechslungsreiches Songmaterial, geboten von einem Sänger, der ganz sicher schon sehr viel erlebt und gesehen hat, was man seinem Vortrag - die Vocals kommen so kraftvoll wie locker-leicht, mit jeder einzelnen Betonung und zwischen den Zeilen gebrachten Schreien exakt auf den Punkt - und seiner rauen Stimme auch ohne mit der Wimper zu zucken abnimmt. Nebenbei hat er auch noch eine qualitativ sehr hochwertige Begleitband an seiner Seite, die jede einzelne dieser Kompositionen mit dem genau richtigen Feeling veredelt.
Das Album startet mit einem bluesig-swampigen Groover ("You're My Painkiller"), während dem umgehend schon mal eine deutliche Duftmarke gesetzt wird. Hervorragend kommt hier unter anderem das Orgel- und E-Pianospiel von Jebin Bruni, das die Nummer - neben dem Gesang - mit einer unwahrscheinlich dichten Atmosphäre ausstattet. Der Rock-Hammer wird beim anschließenden Titelsong ausgepackt, bei dem dann so richtig die Post abgeht. Nach dem zuvor eher bluesig-souligen Gesang zeigt Des Barres hier, dass er auch eine echte Frontsau sein kann und seine Stimme überzeugt auf voller Länge. Gegen Ende schreit sich der Frontmann gar in Ekstase, was sehr mitreißend ist. Wer hier nicht begeistert mitwippt, darf sich guten Gewissens den 'Scheintot-Stempel' auf die Stirn drücken lassen.
Aber Michael Des Barres macht schlicht und ergreifend in jeder Lage eine gute Figur. Der Schmachtfetzen der Scheibe, das erneut sehr bluesig wie soulig gebrachte "Please Stay" ist so packend wie auch richtig ergreifend. Letzten Endes eine dieser 'Bitte-verlass-mich-nicht-Balladen', die aber so dermaßen geil gebracht wird, dass es bei mir zu nicht enden wollenden Gänsehäuten geführt hat und immer noch führt. Einmal mehr herausragend ist das Orgelspiel von Jebin Bruni. Ein Hammer-Song löst den nächsten ab und weil ich nicht zu weit ausschweifen will, möchte ich hier lediglich noch "Route 69" erwähnen, das wohl jede einzelne Rock-Hütte dieses Erdballs zum Kochen bringen dürfte.
"Carnaby Street" ist für mich neben Patti Smith' neuem Werk Banga bisher das Rockalbum des Jahres 2012! Rockmusik der alten Schule, die von einer kochend heißen Band und einem Frontmann gebracht wird, der kein Blut, sondern puren Rock'n'Roll in den Adern fließen zu haben scheint. Wer handgemachte Rockmusik im Stil der Siebziger mag, der kann hier bedenkenlos zuschlagen und wird sehr viel Spaß mit dieser Scheibe haben. Wer trotzdem erstmal reinhören will, dem seien als Anspieltipps "Carnaby Street", "Please Stay", "Route 69" oder "You're My Painkiller" allerwärmstens ans Herz gelegt!
Ganz dicker Tipp für alle, die ihren Rock ohne runter gestimmte Gitarren und mit einem bärenstarken Sänger mögen!
Line-up:
Michael Des Barres (lead & background vocals, guitars, percussion) Paul Ill (bass, background vocals) Eric Schermerhorn (guitars, slide guitars) Jebin Bruni (keyboards) David Goodstein (drums & percussion, background vocals)
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