Spielzeit: 59:44 Medium: CD Label: Eigenproduktion, 2008 Stil: Blues Review vom 22.10.2008 Joachim 'Joe' Brookes

Peter Driessen räumt auf. Nach A Sharper Twang, mit größerem Line-up eingespielt, wurde "Pick It Up!" bereits in Frühjahr 2002 im Quartett in den Telgter Fox Studios aufgenommen und nun aus seinem Archiv heraus aktiviert.

Eine Stunde 12-Takter des deutschen Blues-Gitarristen und Sängers, der auf vorliegendem Album die Arbeit an der 6-Saitigen alleine bestreitet.
Zur Seite stehen ihm der Kontrabassist Manfred Hilgers, Tastenmann Christian Bobbert und Drummer Steffen Thormählen.

Neben elf Eigengewächsen zitiert Driessen vier Mal: "Diving Duck" von John Estes, James Moores "King Bee", mit denen Driessen die CD eröffnet, McDowell/Davis' "You Gotta Move" und Allen Toussaints "Get Outta My Life, Woman".

Einen Coversong an den Anfang zu stellen, ist mutig. Allerdings wär Peter Driessen nicht Peter Driessen, wenn er solche Dinge nicht händeln könnte…
Gestützt von Bobberts Honky-Piano lässt man es groovend angehen und der Protagonist macht gleich deutlich, welch ein toller Saitenzauberer er ist.
Piano-mäßig bleibt es honky, allerdings in abgewandelter Form und der Beat shuffelt. Toll ist Hilgers Kontrabass-Gezupfe. Der passt hervorragend in den Gesamt-Sound und Driessen zieht ein ums andere mal die Saiten seiner Les Paul: "I'll Pack My Things". Neben diesem Arbeitsgerät schulterte er noch weitere Gitarren, unter anderem die 62er Fender Stratocaster oder eine Original '63 SG Standard, mit der "King Bee" einspielte. Wenn hier nicht die Fußwippe in Gang gesetzt wird, weiß ich es nicht. Tolle Interpretation, die auch im Zeichen seiner angerauten Stimme steht.

Allan Toussaint ist natürlich immer eine gute Adresse, um sich etwas aus dem Repertoire des Musikers auszusuchen. Bobbert wechselt vom Piano zur Hammond und liefert klasse Klänge zu Driessens raumgreifenden Solo-Ausflügen. Mit fast sieben Minuten ist der Song richtig schön lang und der Spannungsbogen in diesem Stück ist förmlich greifbar. "Get Outta My Life, Woman" bekommt, ebenso wie die anderen Fremdnummern den Gütestempel für tolle Interpretation.

Welche Qualitäten der deutsche Bluesmann als Songwriter hat, verdeutlicht die Tatsache, dass seine selber zu Papier gebrachten Songs keinen Deut hinter den Tracks der genannten Musiker stehen. Lieder wie das mächtige "I Smile To Keep From Crying", der Slow-Blueser "I've Seen Some Things" oder das durch die akustische Gitarre leicht Countryfizierte "Big Little Woman", mit einem tollen Bottleneck-Einsatz auf der Elektrischen und das abermals groovende "I Hate To Sleep All By Myself" sollen hier nur Pate für alle anderen Tracks stehen.
Die Rhythmus-Abteilung ist hier in ihrem Element, denn es geht jazzig zur Sache. Oben drauf soliert Hilgers auf seinem großen Bass und, tja, was soll schreiben... der Bobbert ist ein ganz ausgezeichneter Musiker an den schwarzen und weißen Tasten.
Steffen Thormählen erweist sich als ein multitasking Drummer, denn er beherrscht die gesamte Bandbreite an Beats, die Driessen in seinen Songs zugrunde gelegt hat.

Leerlauf findet auf "Pick It Up!" nicht statt.
Den Titel sollte man wörtlich nehmen: Nimm dir die Platte, pack sie dir und füttere zu jeder Tages- und Nachtzeit deinen Player damit!
Gut, dass der Sänger, Gitarrist und Songwriter so ein weit gefächertes Angebot von Songs unterschiedlicher Blues-Richtungen in petto hat. Das dreht selbstredend an der Hörvergnügensschraube und die erschlafft auch nicht bis zum letzten Ton des Rausschmeißers mit dem selbstbewussten Titel "White Is The Color Of My Blues", in dem Bobbert es so richtig schön rollen lässt. Ein Schlusspunkt, der unmittelbar beendet, gleich wieder an den Anfang denken lässt, womit sich auch Review-mäßig der Kreis schließt.

Formidabel die Begleitmusiker, ein Protagonist, der das münsterländische Telgte, zumindest für die Zeit der Aufnahmen zu einem Blues-Standort erster Güte machte. Nicht nur Pilger finden in diese Stadt.

Der Weg hat sich mit 8 von 10 RockTimes-Uhren gelohnt.

Line-up:
Peter Driessen (vocals, guitars)
Manfred Hilgers (bass)
Christian Bobbert (piano, Hammond)
Steffen Thormählen (drums)