Er ist kein Vertreter der kurzen Reden. Craig Ericksons Alben machen schon lange Sinn.
Unter einer Stunde scheint bei ihm gar nichts zu gehen. Dieses Mal knackt er so gerade eben nicht die siebzig Minuten Marke.
Die Platte ist mit ganz starkem Blues Rock gefüllt und es ist verwunderlich, warum Erickson noch nicht in einem Atemzug mit den führenden Leuten dieser Sparte genannt wird. Nun, steter Tropfen höhlt den Stein des rockenden 12-Takters und verdient hat es der Amerikaner auf alle Fälle.
Was er an neun Eigenkompositionen und drei Coversongs zu bieten hat, ist à la bonne heure!
Diesen Blues Rock mag ich so sehr.
Da wird nichts auf den falschen Schienenstrang gesetzt und wenn es der Erickson heftig macht, dann ist so etwas in keiner Weise überdreht oder gar peinlich. Ähnlich wie bei Rare Tracks hat er nun nur fast alles im Alleingang eingespielt. Den Unterschied macht das Schlagzeug aus. Dieses überließ er zwei Männern, wobei Eric Douglas den größten Teil bestritten hat. Ken Duncan trommelt auf zwei Tracks.
Erickson kann seine Finger flink über den Gitarrenhals rauf und runter bewegen.
Lobend zu erwähnen ist seine Affinität zu Jimi Hendrix und Stevie Ray Vaughan. Wie Geistesblitze kommen einem diese beiden Gitarrenhelden in den Sinn. Allerdings ist der Musiker aus Cedar Rapids kein Kopist der beiden. Nein, er hat deren Stile auf ganz eigene Art weiter entwickelt und verfügt über den großen Stempel der Eigenständigkeit.
Im Drehbuch von "New Earth Blues" steht ganz am Ende wieder ein versteckter Track, den er "Jam Session" betitelt hat... also satte sieben Minuten Zugabe. Darin spielt er eine Gitarre im Midtempo und mit viel Wah Wah-Einsatz.
Wir befinden uns in der Abteilung Slow Blues.
Mein lieber Schwan! Bei solchen Songs trennt sich bekanntlich die Spreu vom Weizen. Gefühlsecht kommt er in dieser Rubrik bestens klar, auch wenn es sich um die erste Fremdkomposition auf der Platte handelt. Die Free-Nummer ist gigantisch gut geworden.
Er wechselt den Bahnsteig und steigt in den Anschlusszug ein. Alle Signale stehen auf Green: "World Keeps On Turning" verfügt bereits über einen leckeren Groove. Erickson lässt über sein Arbeitsgerät die Emotionen zu Wort kommen. Der Gesang steht etwas über der Gitarre und dann geht er zusammen mit Bass und Drums auch noch auf eine Boogie-Spielerei ein. Bombig, diese Nummer!
Oh Wunder! Das ist aber eine Überraschung. Mit der dritten Ausleihe bedient sich Erickson doch glatt bei Chris Whitley. Die Akustische bildet die feine Begleitung zur sanft wabernden Stromgitarre. Vom Schlagzeug ist weit und breit nichts zu hören und "Indian Summer" ist einer der Höhepunkte von "New Earth Blues". Auch wenn es anders gemeint ist... dieser Blues ist richtig klasse.
Sein persönliches Gegenstück zur Fremdkomposition liefert er gleich mit.
Es heißt "Drowin' Down Here". Es verfügt zwar nicht über die Wah Wah-Sounds, ist allerdings ein Meisterstück in Sachen Bluesballade. Ohne weitere Instrumente wie Keyboards oder Harp versteht es der Mann mit seinem Sechssaiter vom Feinsten zu unterhalten.
Eingangs habe ich es schon geschrieben: Das Album ist Blues Rock der allerbesten Sortierung.
Klar, einen Slide-12-Takter hat er auf der Pfanne. "Low Down Ways" ist eine weitere großartige Angelegenheit und je öfter man der Platte einen Spin gönnt, um so mehr wächst sie zu einem tollen Silberling an.
Wer Songs mit einem Schuss Dampf mag, kommt natürlich ebenfalls voll auf seine Kosten.
Hier reiht sich ein Anspieltipp an den nächsten.
Wie wäre es mit einem "Crossroads Of Love"? Erickson ist ein famoser Songwriter und phasenweise hat der Track etwas von einem Mark Selby.
"New Earth Blues" bietet so viel tolle Musik und das Album ist jeden Kaufpreiscent wert. Daher bekommt Craig Erickson jetzt eine Tipp-Grafik von mir. Verdient hätte er es vielleicht schon viel früher...
Line-up:
Craig Erickson (guitar, bass, vocals)
Eric Douglas (drums)
Ken Duncan (drums - #8,12)
Tracklist |
01:New Earth Blues (4:55)
02:World Keeps On Turning (4:38)
03:Be My Friend (5:10)
04:Titanic Planet (6:03)
05:Drownin' Down Here (6:11)
06:Political World (5:17)
07:Low Down Ways (3:56)
08:Crossroads Of Love (5:33)
09:Gypsy Jimi Jam (0:44)
10:Spaceship Lifeboat (6:19)
11:Indian Summer (4:53)
12:Blue Horizon (6:09)
13:Jam Session [Hidden Track] (7:17)
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