Eleven Hundred Springs arbeiten im Akkord. Nicht viel mehr als ein Jahr war seit der Veröffentlichung des Vorgänger-Albums Country Jam, das bei meinem geschätzten Kollegen Wolfgang auf offene Ohren stieß und eine sehr positive Bewertung nach sich zog, vergangen, als das texanische Quintett bereits im Februar diesen Jahres mit "This Crazy Life" ein brandneues Werk vorlegte.
Und es hat sich Einiges getan. War man davor noch bei Palo Duro Records unter Vertrag und konnte auf die Produzenten-Dienste des Urgesteins Lloyd Maines sowie einer Hand voll Gastmusiker zurückgreifen, so wurde für "This Crazy Life" absolut alles im Alleingang auf den Weg gebracht. Auch im Line-up gab es wieder eine Veränderung, indem Brian Ferguson nun für seinen Vorgänger Mark Reznicek den Platz auf dem Drumhocker übernommen hat.
Dies aber nur am Rande, denn musikalisch sind sich die Texaner treu geblieben. Nicht wirklich überraschend übrigens, wenn man beim Studieren des schönen Digi-Paks feststellt, dass Frontmann, Gitarrist und Sänger Matt Hillyer für die neue Scheibe (abgesehen von einem Co-credit) sämtliche Texte und Kompositionen im Alleingang beigesteuert hat. Es gilt also auch weiterhin: Traditioneller Sound im Bakersfield-Gewand mit mal mehr, mal weniger starken Verweisen zu Bands wie den frühen Poco oder The Flying Burrito Brothers.
Sehr beschwingt kommen Tracks wie etwa "Great American Trainwreck" daher, unterbaut von einer locker leichten und dennoch punktgenauen Pedal Steel, den überraschend druckvollen Drums und der die gesetzte Atmosphäre noch unterstützenden Fiddle von Jordan Hendrix. Die Tempi der einzelnen Tracks werden unangestrengt variiert und irgendwie fließt hier alles wie eine bestens geölte Maschine, kommt sehr natürlich und unprätentiös.
Die TexMex-Einflüsse der letzten Scheibe kann ich hier zwar nicht mehr ausmachen, aber die Stücke entwickeln auch ohne dieses Stilmittel ein äußerst beschwingtes Eigenleben. Gedanklich wandert man regelrecht in irgendeine Scheune der tiefsten Tiefen Texas', wo die 'provisorische' Tanzfläche bebt und man sich sprichwörtlich auf den Weg zur Bar für ein kühles Blondes begeben will, um den vom Strohstaub trockenen Hals wieder auf Vordermann zu bringen.
Die Texte sind, was die Country-Musik angeht, ebenfalls sehr traditionell ausgefallen, wobei es Matt Hillyer jedoch erfolgreich gelungen ist, allzu klischeehafte Klischees erfolgreich zu umschiffen. Okay, klar ist, dass jeder, der mit Country bisher nichts anfangen konnte, auch hier keine Erfüllung finden wird, wobei 'those kind of folks' an dieser Stelle sicher sowieso schon nicht mehr mitlesen. Ansonsten wird man von Eleven Hundred Springs in den tiefen Süden der USA eingeladen, um sich knapp 40 Minuten lang von sehr gut gespielter sowie komponierter Musik verwöhnen zu lassen.
Eine der vielen starken Nummern hört auf den Namen "High On The Town". Hier geht es relativ flott zur Sache und die Fiddle sorgt gekonnt für die Solo-Einlagen. Ja, das Tanzbein juckt da ganz gewaltig und diese unverfälschte Natürlichkeit macht einfach nur tierischen Spaß. Bei "Some Things Don't Go Together" lässt der selige Buck Owens ganz ordentlich grüssen, während zu dem schön gesetzten Country-Shuffle eine eher bittersüße Geschichte erzählt wird, die sich um Ablehnung persönlicher Gefühle handelt.
Als Fazit darf ich noch einmal zusammenfassen, dass "This Crazy Life" wirklich sehr (angenehm) traditionell ausgefallen ist. Keine Spur von Pop-Einflüssen, die TexMex-Anteile sind verschwunden und selbst die rockigen Zutaten werden sehr sparsam eingesetzt. Aber was Eleven Hundred Springs hier machen, das machen sie sehr gut, authentisch und überzeugend. Wer z.B. auf den Bakersfield-Sound der Sechziger, also einer Zeit bevor Olivia Newton-John zur besten Country-Sängerin Amerikas gewählt wurde (was eh ein Widerspruch in sich ist), der kann hier bedenkenlos zugreifen. Und um es mal ganz allgemein auf den Punkt zu bringen: Dieses Album hat Substanz und macht einfach nur Freude!
Line-up:
Matt Hillyer (vocals, guitars, mandolin)
Steven Berg (electric, acoustic & upright bass)
Danny Crelin (steel guitar)
Jordan Hendrix (fiddle)
Brian Ferguson (drums & percussion)
| Tracklist |
01:This Crazy Life
02:Great American Trainwreck
03:There's A Place For You
04:Show Me The Money (Or I'll Show You The Door)
05:The OG Blues
06:Honky Tonk Angels (Don't Happen Overnight)
07:I'm In A Mellow Mood
08:High On The Town
09:Some Things Don't Go Together
10:Get Through The Day
11:I'll Get On Getting Over You Tomorrow
12:Straight To Bed
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