Diese Reunion-Tour der deutschen Prog Rock-Legende Eloy war wohl eine der größten Überraschungen des Jahres 2012. Weit über ein Jahrzehnt war von der Band und ihrem Mastermind Frank Bornemann absolut nichts zu hören und zu sehen. Als dann mit Visionary plötzlich ein neues Studio-Album in den Läden stand, wurden die Fans hellhörig. Es folgte die DVD The Legacy Box mit einer Aufarbeitung der Bandgeschichte, was der Hoffnung auf einige Auftritte von Eloy weitere Nahrung gab. Doch auch jetzt gab es nur Dementis von Bornemann. Shows der Hannoveraner Gruppe seien nicht geplant und auch durch diverse andere Projekte der Musiker gar nicht zu realisieren. Also keinerlei Chance auf eine Wiedervereinigung aus offizieller Quelle…!
Und dann standen sie plötzlich doch fest - die acht Termine der Eloy-Reuniontour. Im September/Oktober tourte die Formation quer durch Deutschland, und das Publikumsinteresse war riesig. In Mainz und Stuttgart mussten die Konzerte sogar wegen der großen Resonanz in größere Hallen verlegt werden. Der Gig In Berlin war ausverkauft und auch das letzte Konzert im Capitol von Hannover war sehr gut besucht. Wobei der Begriff 'letztes Konzert' nicht ganz richtig ist, denn die Show in Köln muss noch nachgeholt werden, da Frank Bornemanns Stimme kurz vor diesem Konzert versagte und der Gig ausfiel. Auch innerhalb der Rocktimes-Redaktion war das Interesse ungewöhnlich groß. Neben mir waren noch die geschätzten Kollegen Holger, Mike und Jochen (der in Köln gewesen wäre, wenn es geklappt hätte) unter den Zuschauern, sowie unsere gesamte Metal-Fraktion (!), die gleich mit vier Leuten in Mainz dabei war. ' Eloy meets Metal' - auch nicht schlecht.
Für uns blieb also der (vorläufig?) letzte Auftritt der Band in ihrer Heimatstadt übrig. Völlig wertungsfrei schlugen wir schon frühzeitig im Capitol auf, denn wir hatten Eloy tatsächlich in den siebziger Jahren das letzte Mal auf der Bühne gesehen, hatten also keinerlei Vorstellung, was uns musikalisch erwarten würde. Aber natürlich machten uns die guten Kritiken der vorherigen Shows doch ziemlich neugierig. Als die Pforten pünktlich um 19.00 Uhr geöffnet wurden, hatte sich schon eine ziemlich lange Warteschlange am Eingang gebildet, sodass wir froh waren, ganz vorn mit dabei zu sein und einen Platz direkt am Bühnenrand ergattern zu können. Sehr schnell füllte sich der Saal zu einer ziemlich beeindruckenden und erwartungsvollen Kulisse, in der sich jede Menge Hardcore-Fans befanden, wie wir während des Konzertes feststellen konnten.
Das Line-up von Eloy 2012 bestand fast ausschließlich aus Musikern, die bei den Aufnahmen der beiden "Chronicles"-Alben von 1993 und der Produktion von "Visionary" dabei waren. Und wenn ich mir so ansehe, mit wem Drummer Bodo Schopf außerdem schon zusammen musiziert hat (da tauchen Namen wie die Mc Auley Schenker Group, Eric Burdon, Udo Lindenberg, The Sweet und Juicy Lucy auf), dann war klar, dass hier wirkliche Könner und Kenner der Musik von Eloy am Werk waren. Lediglich Gitarrist Steve Mann ist in der History der Gruppe bisher noch nicht aufgetaucht, was aber absolut nicht ins Gewicht fiel, denn er passte sich optimal ins Bandgefüge ein und lieferte auf seiner Flying-V eine tolle Leistung ab.
Als die Band pünktlich um 20.00 Uhr die Bühne betrat, begann ein über zweieinhalbstündiger Nonstop-Konzertabend, bei dem Eloy vom ersten Ton an genau die Stimmung traf, die man von von der Band in früheren Zeiten erwarten konnte. Sofort stellte sich diese durch starke Keyboards erzeugte sphärische, fast schwebende Atmosphäre ein. Hannes Folberth und Michael Gerlach an den Tasten trafen den optimalen Sound und lieferten so das so wichtige Fundament der Eloy-Musik. Verstärkt wurden diese Eindrücke noch durch ein perfektes Bühnenlicht, das sehr gut passend zu jedem Song eingesetzt wurde und so den Saal sehr stimmungsvoll ausleuchtete. Da passte alles gut zusammen, auch wenn das Fotografieren dadurch nicht gerade einfacher wurde.
Wie schon erwähnt, gab Gitarrist Steve Mann eine starke Vorstellung ab und ergänzte sich großartig mit Frank Bornemann. Auch hier funktionierte das Zusammenspiel tadellos. Die Wechsel in der Soloarbeit liefen perfekt, und es war schon beeindruckend, wie beide Musiker tief versunken in ihren Sounds jeden Titel förmlich auslebten. Ganz weit tauchten sie in die Welt der Musik von Eloy ein. Einziger Wermutstropfen an diesem Abend war der Gesang. Bornemann war doch ziemlich angeschlagen, sodass ihm hin und wieder mal die Stimme versagte. Aber im Großen und Ganzen bekam er das Set ganz gut in den Griff, sodass diese gelegentlichen Aussetzer nicht weiter ins Gewicht fielen. Hut ab vor dieser Energieleistung!
Auch die Rhythmus-Abteilung machte einen tollen Job. Eloy-Urgestein Klaus-Peter Matziol agierte ziemlich unauffällig im Hintergrund, lieferte aber eine sehr wichtige Grundlage für die Songs. Dazu verstand er sich perfekt mit Bodo Schopf, den man hinter seiner Schießbude zwar kaum sehen konnte, der aber die sehr differenzierten Drum- und Percussionparts prima hinbekam. Der Mann hat es wirklich drauf!
Ergänzt wurde das Line-up noch durch die drei Background-Mädels Anke, Tina und Alex, von denen Anke Renner und Tina Lux auch schon bei den Aufnahmen des letzten Albums zum Einsatz kamen. Auch sie belebten die Show bei ihren gelegentlichen Gesangseinlagen.
Ein Blick auf die Setlist des Konzertes (nachzulesen bei Holgis Berlin-Bericht) zeigt, dass die Songauswahl einen durchaus gelungenen Querschnitt durch die Geschichte der Band beinhaltete. Der Schwerpunkt lag auf den beiden Alben "Ocean" und "Ocean 2", wobei zum Glück auch mein persönlicher Fave "Poseidons Creation" mit am Start war. Aber auch fast alle anderen Alben von "Dawn" bis "Visionary" wurden angespielt. Aus meiner Sicht fehlten leider Kostproben der ersten drei Langeisen, die ich noch immer sehr gern höre und die sich auch nach so langer Zeit immer wieder mal in meinem Player drehen. Aber man kann natürlich nicht alles haben. Wenigstens war mit "The Bells Of Notre Dame" ein Song von "Power And The Passion" dabei.
Insgesamt bleibt ganz klar festzuhalten, dass Eloy einen ganz starken Eindruck hinterlassen haben. Wollen wir mal hoffen, dass es auch weiterhin Lebenszeichen der Band geben wird.
Wir danken Karsten Seifert von Hannover Concerts ganz herzlich für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Frank Bornemann (vocals, guitar)
Steve Mann (guitar)
Klaus-Peter Matziol (bass)
Bodo Schopf (drums)
Michael Gerlach (keyboards)
Hannes Folberth (keyboards)
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