Musik soll ja in erster Linie Spaß machen. Und Entwine aus Finnland tun schon seit ihrer Gründung im Jahr 1995 das, was ihnen Spaß macht. Anfangs handelte es sich dabei um Death Metal. Schon beim ersten Album, "The Treasures Within Hearts" (1999), ist man allerdings Richtung Gothic Metal umgeschwenkt. Das führte rasch zum kommerziellen Erfolg, vor allem in der finnischen Heimat. 'In zweiter Linie' ist es schließlich nicht uninteressant, von der eigenen Musik auch leben zu können. Das können die fünf Jungs von Entwine: Der nunmehr sechste Output, "Painstained", tummelt sich bereits im einstelligen Bereich der finnischen Album-Charts.
Entwine präsentieren sich auf "Painstained" wahrlich 'charttauglich' und beweisen dabei zugleich, dass dieser Ausdruck kein Schimpfwort sein muss. Denn Kompromisse gehen sie dabei nicht ein und bleiben Metal - trotz großer Eingängigkeit. "Painstained" ist extrem melodisch und knüpft dabei gar zuweilen an die skandinavische Melodic Metal-Tradition an. Das liegt aber vor allem an den ganz weit ausholenden und stark dominierenden Gesangslinien von Frontmann Mika Tauriainen, der mit seiner powervoll-charismatischen, schmerzerfüllten Stimme bärenstark agiert. Diese Power braucht er auch, denn bei Entwine dröhnt eine düster-harte Instrumental-Packung mit brachialer Schubkraft aus den Boxen.
Die entstehenden Atmosphären erinnern teils an die Düster-Metaller von Evergrey; die Songs sind aber noch ein Stück straighter als bei den schwedischen Kollegen und haben den Arschtritt-Faktor von Disturbed. Die unentwegt nach vorn preschende, betörende Düster-Power zweier tiefer gestimmter Gitarren hat auch durchaus etwas von Post-Grunge-Bands wie Alter Bridge oder, wenn wie bei "Lost In My Denial" ein mittleres Tempo herrscht, auch Audioslave. Die Gitarren-Hookline von "Beautifully Confined" - melodiös und zugleich bedrohlich - könnte, wenn langsamer gespielt, glatt von Tony Iommi, dem Altmeister aller tiefer gelegten Gitarren, stammen. Tatsächlich klingt so manches Stück auf "Painstained" Iommis Album Fused, das er 2005 zusammen mit Glenn Hughes rausgebracht hatte, gar nicht so unähnlich.
Die Plakette 'Gothic Metal' lassen sich Entwine jedenfalls nicht mehr so ohne weiteres antackern. Zwar kommen Genre-typische Elemente immer wieder vor. So gibt es auch nach dem Ausstieg der langjährigen Keyboarderin Riita Heikkonen weiterhin reichlich Begleit-Synthesizer, zum Beispiel hohe Klavier-Gegenparts zu den unheilschwangeren Keller-Gitarren oder auch mal eine markante, orientalisch angehauchte Keyboard-Hookline beim Opener "Soul Sacrifice". Insgesamt scheint es aber angebrachter zu sagen, Entwine machen unabhängig vom Schubladendenken einfach nur düster-harten, betont melodischen Geradeaus-Metal mit intensiv-melancholischen, dichten und hochemotionalen Atmosphären. Der ein oder andere Effekt gehört dabei zum modernen Sound der Truppe dazu.
Und damit wären die in ihrer Heimat ja ohnehin schon charttauglichen Entwine sicherlich auch in Deutschland nicht ungeeignet für ein bisschen wohl verdientes Airplay. Mit den großartigen Ohrwürmern "Beautifully Confined", "Greed Of Mankind" und "Caught By Desire" wirken sie zuweilen wie die härteren Brüder ihrer finnischen Landsmänner von The Rasmus. Auch die waren in Finnland schon länger eine große Nummer, bevor sie hierzulande mit "In The Shadows" praktisch über Nacht zum Radio-Renner wurden. Es wäre nur ein Schritt weiter: die Gassenhauer-Melodien von The Rasmus, jedoch härter, gewaltiger, ohne den letzten Mainstream-Feinschliff. Traut's euch!
Line-up:
Mika Tauriainen (vocals)
Tom Mikkola (guitar)
Jaani Kähkönen (guitar)
Joni Miettinen (bass)
Aksu Hanttu (drums)
Tracklist |
01:Soul Sacrifice
02:Strife
03:Dying Moan
04:Beautifully Confined
05:Lost In My Denial
06:Greed Of Mankind
07:Dead By Silence
08:Hollow
09:Caught By Desire
10:Say Goodbye
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